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Schulunterricht in USA: Nessie existiert wirklich

Von der Existenz des legendären Seeungeheuers Nessie "zeugen" allenfalls verschwommene Fotos von verirrten Fischschwärmen. Doch fundamentalistische Pädagogen im US-Staat Louisiana wissen es besser: Das Monster von Loch Ness existiert wirklich und ist ein Fischsaurier, sagen sie und haben Nessie kurzerhand auf die Lehrpläne gesetzt. Die Logik: Wenn Saurier und Menschen zur gleichen Zeit leben, kann Darwins Evolutionstheorie nicht stimmen. Seriöse Bildungsexperten und viele Eltern sind empört.

Das Monster von Loch Ness - existent? In der Welt mancher religiös-fundamentalistischer Pädagogen in den USA schon. Wie die Website „HeraldScotland.com“ berichtet, unterrichten zahlreiche religiöse Schulen im US-Staat Louisiana nach einem christlich-fundamentalistischen Lehrplan wie etwa dem „Accelerated Christian Education“-Programm (kurz „ACE“). Der Verband vermittelt kontroverse religiöse Überzeugungen. Evolutionsbiologische Grundlagen werden im Unterrichtsmaterial schlicht negiert, um die Schöpfungslehre zu „beweisen“ - dass Gott die Erde vor rund 6000 Jahren schuf.

So versuchen die Unterrichtsbücher des Verbands nun, Menschen und Dinosaurier in die gleiche Zeit zu verpflanzen. Seriöse Wissenschaft soll so ad absurdum geführt werden. So steht etwa in einem "Biologie"-Buch: „Sind Dinosaurier heute noch am Leben? Wissenschaftler sind von ihrer Existenz immer überzeugter. Habt ihr schon mal vom ‚Monster von Loch Ness‘ in Schottland gehört? Ein kleines U-Boot hat Nessie, so die Abkürzung, via Unterwasserschallgerät aufgenommen, schilderten Augenzeugen. Andere haben sie fotografiert. Nessie scheint ein Plesiosaurier zu sein.“ Tatsächlich haben die Meeresreptilien bis zum Ende der Kreidezeit gelebt und sind zusammen mit den Dinosauriern ausgestorben.

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Jonny Scaramanga wurde als Kind selbst nach dem „ACE“-Programm unterrichtet. Heute protestiert der 27-Jährige gegen die Lehrmethoden christlich-fundamentalistischer Schulen. Die Nessie-These werde angeführt als „Beweis, dass die Evolution nicht stattgefunden hat. Der Grund dafür ist, dass sie sagen, dass wenn Noahs Flut erst vor 4.000 Jahren passierte, was sie wirklich annehmen, dann könne ein Seemonster möglicherweise überlebt haben“, so der 27-Jährige gegenüber „HeraldScotland.com“. „Wenn das Ganze vor Millionen Jahren passiert wäre, wäre das lächerlich. Das ist ihre Logik. Unter Anhängern der Schöpfungslehre ist es gängig, an die Existenz von Seemonstern zu glauben.“

Im US-Bundesstaat Louisiana haben Eltern aufgrund der Einführung von Bildungsgutscheinen die Wahl, auf welche Schule sie ihr Kind schicken wollen. Die mit öffentlichen Mitteln finanzierten „Vouchers“ sind sowohl bei privaten als auch religiösen Schulen einlösbar und decken die Kosten für den Schulbesuch ganz oder zumindest teilweise ab. Dass fundamentalistische Lehrinhalte nun durch die Steuerzahler finanziert werden sollen, befeuert die Debatte zusätzlich.

Der Wisssenschaftler und Schriftsteller Bruce Wilson vergleicht den Lehrplan mit fundamentalistischen Lehrmethoden im Islam. „Sie werden erzogen in dem Glauben, dass sie sich im Krieg mit der säkularen Gesellschaft befinden. Die einzig gültige Regierung wäre eine christlich-fundamentalistische Regierung“, so Wilson laut „HeraldScotland.com“. Er befürchtet, dass ähnliche Unterrichtsinhalte in mindestens 13 US-Bundesstaaten gelehrt werden.



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