Schumachers Woche: Liebe Politiker, bitte viel Zeit lassen mit der Koalition!

Hajo Schumacher

Heute machen wir einfach mal ... nichts. Kein Sport, weder Laubharken noch Einkaufen, nur Sitzen, Zeitunglesen und In-die-Gegend-gucken. Na gut, manchmal ein bisschen grundlos Rumpöbeln, aber leiser als Seehofers Schmerzbuben. Ansonsten: Alles so lassen. Noch'n Kaffee. Und Mittagsschlaf.

Notorisches Aufschieben, von erfahrenen Trödlern mit dem schicken Fremdwort "Prokrastinieren" geadelt, ist eine Erfolgsstrategie. Seit Ende September werden wir nun schon nicht regiert. Und das ist gut so. Die Wirtschaft brummt, wir haben uns an Trump gewöhnt, statt Erdogan sorgen die Herbsttrompeten Scheuer/Dobrindt für Unterhaltung. Lautes Nichts. Addieren wir den Wahlkampf hinzu, was ja ein anderes Wort für Nicht-Regieren ist, blicken wir auf das vielleicht glücklichste halbe Jahr seit Langem zurück. Jeden Tag wieder sehen wir Politiker von Balkons winken und überdenken unsere Kritik an Käfighaltung. Nur Amateure kritisieren Tatenlosigkeit. Wir Prokrastinationsprofis verweisen auf die Bildungspolitik: Jeder Tag ohne Reform ist ein guter Tag für unsere Kinder.

Also, bitte viel Zeit lassen mit der Koalition. Belgien, eines der überflüssigsten Länder Europas, ist mal zwei Jahre lang nicht regiert worden. Völlig egal. Oder Spanien. Ein Dreivierteljahr ohne. Auch nichts passiert. Und Hessen. Während der Ypsilanti-Festspiele monatelang führungslos. Und wir? Gerade mal zwei Monate. Alles läuft. Altmaier macht locker nebenbei die Finanzen, Maas, Müller, von der Leyen üben sich in kommunikativer Abst...

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