Schumachers Woche: Natur in der Großstadt, das geht. Aber ist das auch ok?

Hajo Schumacher

Berlin. Ich habe mal wieder ein Erziehungsproblem. Als ökologisch korrekter Vater achte ich natürlich auf artgerechte Kinderhaltung und versuche, für den Sohn in unserer Großstadtwohnung ein wenig Natur zu simulieren. Soeben habe ich den Balkonkasten mit hochwertiger Gartenerde der Marke "Bio" gefüllt, zart gedüngt, Nutzpflanzen eingesetzt und großzügig gewässert. Die Erdbeere, Zierde jedes Kleingartens, sollte direkt vor den Augen des Kindes zur Naschreife gedeihen. Vielleicht kurieren wir damit ja seine Vitaminallergie.

Es war als Vater-Sohn-Projekt gedacht, mit pädagogischem Mehrwert: Nein, Erdbeeren sind nicht so groß wie Melonen, reifen selten im Januar, auch wenn sie dann im Supermarkt zu finden sind, schmecken dafür aber natürlich besser als ein Glas Leitungswasser.

Weil auch Pflanzen Liebe brauchen, würden wir sie jeden Morgen vor der Schule gießen und ihnen einen erbaulichen Vers aus der Grillbibel vorlesen. Bioinfotainment pur.

Während das Kind auf seinem Smartphone nach Erdbeer-Apps sucht, starre ich derweil versonnen auf die Biene, die die Setzlinge umkreist. Vielleicht die letzte auf dem Planeten, ausgerechnet auf unserem Balkon. Schöpfungsbewegt verdrücke ich eine Träne.

"Bald können wir ernten", sage ich. Das Kind blickt auf, schüttelt den Kopf und setzt diesen mitleidigen Pubertätsblick auf, den ich so mag. Erstens, doziert unser Bonsai-Habeck, wurde der Erde aus dem Gartenmarkt entweder Torf (Moortod) oder Kokosfaser (Anfahrt aus Sri Lanka) zugesetzt- Zudem wurde sie in ...

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