Zugkatastrophe in Spanien: Mehr als 70 Tote

Zugkatastrophe in Spanien: Mehr als 70 Tote

Verkeilte Waggons, in Decken gehüllte Leichen: Die Bilder des Zugunglücks von Santiago de Compostela erinnerten an die Katastrophe von Eschede vor 15 Jahren.

Beim schwersten Eisenbahnunfall in Spanien seit mehr als 30 Jahren sind am 24. Juli 79 Menschen gestorben. Ein Schnellzug war wegen überhöhter Geschwindigkeit nahe der Stadt Santiago de Compostela in einer Kurve entgleist. Der Lokführer war abgelenkt, er hatte offenbar telefoniert und sich eine Karte angeguckt.

Die verkeilten und zerstörten Waggons an der Unfallstelle erinnerten an das folgenschwere ICE-Unglück von Eschede 1998. Die Katastrophe nahe der Pilgerstadt Santiago de Compostela war das erste tödliche Unglück auf einer Strecke des spanischen Hochgeschwindigkeitsnetzes. Der Wallfahrtsort, der das Ziel des Jakobsweges bildet, sagte alle Feiern zu Ehren des Heiligen Jakobs an ab. Die traditionelle Zeremonie ist das wichtigste Fest des Jahres in Santiago. Ministerpräsident Mariano Rajoy ordnete für ganz Spanien eine offizielle Trauer von drei Tagen an. 

Der Unglückszug war  auf der Fahrt von Madrid zur Küstenstadt Ferrol im Nordwesten Spaniens gewesen. Die Waggons des Zuges wurden bei dem Unglück auseinandergerissen und sprangen aus den Schienen. Einige Wagen prallten neben den Gleisen gegen eine Betonwand und stürzten um, andere Waggons verkeilten sich ineinander. Ein Wagen flog sogar über die Begrenzungsmauer hinweg. 

Papst Franziskus zeigte sich betroffen. Der Papst sei über den Unfall informiert worden und im Schmerz mit den Familien und Angehörigen der Opfer verbunden, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi seinerzeit.

Bundeskanzlerin Kanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte ebenfalls erschüttert und übermittelte die Anteilnahme Deutschlands "in diesen Stunden des Schmerzes". In einem Telegramm an Rajoy schrieb Merkel: "Die Bilder von der Unglücksstelle lassen das entsetzliche Leid nur erahnen" Auch der damalige Außenminister Guido Westerwelle (FDP) bekundete seine Trauer. 

Das Katastrophe war das drittschwerste Bahnunglück in der spanischen Geschichte. 1944 kamen bei einer Zugkollision bei León im Norden des Landes wahrscheinlich mehr als 500 Menschen ums Leben; die Zensur der Franco-Diktatur bezifferte die Zahl der Opfer auf 78. Im Jahr 1972 forderte ein Zugunglück in Andalusien 86 Menschenleben. 

dpa/Yahoo Nachrichten