Schwieriger Windkraft-Ausbau - Deutschland hat zu wenig Platz für die Energiewende - ein „Supernetz“ soll helfen

In Mecklenburg-Vorpommerns sollen mehr als die vom Bund geforderten 2,1 Prozent der Landesfläche für Windkraft ausweisen, sagt Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). Die Grünen jubeln. (Symbolbild)<span class="copyright">Jens Büttner/dpa</span>
In Mecklenburg-Vorpommerns sollen mehr als die vom Bund geforderten 2,1 Prozent der Landesfläche für Windkraft ausweisen, sagt Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). Die Grünen jubeln. (Symbolbild)Jens Büttner/dpa

Damit die Energiewende gelingt, muss Deutschland noch wesentlich mehr Windräder bauen. Dafür hat die Bundesrepublik aber eigentlich zu wenig Platz, zeigt eine neue europaweite Studie. Für das Problem sehen die Expertinnen und Experten aber eine Lösung.

Wenn es um die Energiewende in Deutschland geht, fallen zunächst die offensichtlichsten Baustellen auf: Gibt es genug Rohstoffe für den Ausbau der erneuerbaren Energien? Wie sehr bremst die Bürokratie? Ein Problem flog bisher eher unter dem Radar: der Platz.

Eine neue Analyse des Europäischen Umweltbüros (EEB) hat deshalb untersucht, wie viel Platz der EU und den einzelnen Ländern tatsächlich zur Verfügung steht, um die gesteckten Ziele der Energiewende zu erreichen und ausreichend Erneuerbare Energien zu bauen. Das Ergebnis: Deutschland fehlt der Platz für die Energiewende. Insgesamt verfüge Europa zwar über genügend Fläche, einige Länder, darunter Deutschland, stünden aber vor Herausforderungen, so das EBB.

Deutschland hat zu wenig Platz für die Energiewende

„Wir gehen davon aus, dass bis 2030 etwa 2,8 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands benötigt werden, um die Kapazitätsziele zu erreichen“, heißt es in der Analyse. Bis 2040 müsste dieser Anteil auf 4,4 Prozent steigen. Diese Zahlen liegen deutlich über dem EU-Durchschnitt.

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Denn insgesamt würden 2,2 Prozent der Gesamtfläche der EU-Länder ausreichen, um den Kontinent bis 2040 erfolgreich zu dekarbonisieren. Das Joint Research Center (JRC) hat ermittelt, dass 5,2 Prozent der EU-Fläche für den Ausbau von Wind- und Solarenergieanlagen geeignet sind. Vor allem im ländlichen Raum, denn in den Städten gibt es nicht genug Platz für Solarenergie.

Platz für Erneuerbare stellt Deutschland immer wieder vor ordnungs- und raumplanerische Herausforderungen. Vor allem landwirtschaftliche Flächen und Schutzgebiete blockieren viel potenziellen Raum für Erneuerbare Energien. Das Joint Research Center schätzt, Deutschland könne

  • 0,66 Prozent für Onshore-Windkraft aufwenden, also Windräder an Land,

  • 0,62 Prozent für bodenmontierte Solarkraftanlagen

  • und noch einmal 0,43 Prozent für Solarmodule auf Hausdächern.

Das größte Platz-Problem habe Deutschland bei Onshore-Windkraftanlagen, so das ein Fazit der Studie. Indes haben die Autoren des EBB auch eine Lösung parat, die den Länder mit weniger Platz helfen kann: Ein „Supernetz“, damit die EU-Länder mit mehr oder weniger Platz sich solidarisch unterstützen können.

Ein „Supernetz“ soll bei Platz-Problem helfen

Denn: Wie Deutschland hat beispielsweise auch Italien Schwierigkeiten damit, genug geeignetes Land zu finden. Länder wie Spanien und Rumänien, die einen Überschuss an verfügbarem Land haben, könnten diese Defizite ausgleichen. „Ein Supernetz wird von entscheidender Bedeutung sein, um 100 Prozent erneuerbare Energien zu erreichen“, halten die Studienautoren fest.

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Ein europäisches Verbundnetz ist notwendig, um diese Ungleichheiten auszugleichen, die gemeinsame Nutzung von Energie zu ermöglichen und die Einschränkungen für die Energiewende zu verringern, heißt es weiter. Nur mit der gemeinsamen Kooperation der EU sei Energiesicherheit und -effizienz auf dem gesamten Kontinent zu gewährleisten.

Europa verfüge über genügend Landressourcen, um alle erneuerbaren Energien zu beherbergen. Und zwar ohne die Landwirtschaft oder die natürlichen Ökosysteme zu gefährden. Mit dem Supernetz könnten die EU-Länder ihr gesamtes Potenzial an erneuerbaren Energien ausschöpfen, um klimaneutral und widerstandsfähiger zu werden.