Schwul, schön und schwerhörig

Tony Eberhardt ist Mr. Gay Germany 2015. Er will nicht nur gut aussehen, sondern setzt sich auch gegen Homophobie ein. Mit seiner Kampagne „New Tomorrow“ kämpft er für Menschen, die ausgegrenzt werden.

Tony Eberhardt ist nicht nur Mr. Gay Germany 2015, sondern kämpft auch gegen Diskriminierung (Foto: Chicos Events)
Tony Eberhardt ist nicht nur Mr. Gay Germany 2015, sondern kämpft auch gegen Diskriminierung (Foto: Chicos Events)

Tony ist happy: Am vergangenen Wochenende wurde der 21-Jährige mit den silbergrau-gefärbten Haaren in Berlin zum Mister Gay Germany 2015 gekürt. Tony Eberhardt ist ein international gefragtes Model, er kann Auftritte bei der Berliner Fashion Week verbuchen. Die Jury hat der junge Mann aber nicht nur mit seinem guten Aussehen überzeugt, sondern mit seinem Engagement gegen Vorurteile.

„New Tomorrow“ nennt er seine Kampagne, mit der sich für diejenigen stark macht, die wegen ihrer Homosexualität, ihrer Behinderung oder weil sie irgendwie anders sind, ausgegrenzt werden. Inspiriert hat ihn sein eigener Leidensweg. Als Kind hatte Tony eine Ohreninfektion und verlor 95 Prozent seines Hörvermögens, seither ist er auf ein Hörgerät angewiesen. Mit Sätzen wie „Sprich mal deutlicher!“ haben sie ihn früher oft gehänselt. Rückhalt fand Tony, der in Neubrandenburg an der Mecklenburgischen Seenplatte aufgewachsen ist, bei seiner Familie und im Sport.

An seine Schulzeit in der Provinzstadt, die mittlerweile einen schwulen Oberbürgermeister  hat, erinnert sich der neue Mr. Gay Germany deshalb ungern. „Es war Horror“. Einmal riss ihm ein Mitschüler plötzlich die Brille vom Gesicht und verpasste ihm einen Faustschlag. „Alle anderen standen herum, einige haben gelacht.“ Momente, auf die Tony gern verzichtet hätte, aber er sagt auch, „sie haben mich stark gemacht“.

Vor ein paar Monaten hat er seine ehemaligen Peiniger in Neubrandenburg auf der Straße wiedergetroffen. Dann passierte ein kleines Wunder: „Sie haben sich entschuldigt. Ich find es gut, dass sie darüber nachgedacht haben. Für mich war es wie eine Erlösung.“

Neues Schulfach „Sexuelle Vielfalt“

Genau das möchte er mit seiner Kampagne „New Tomorrow“ erreichen: dass diejenigen, die andere mobben, ihr Handeln überdenken. Nach dem Motto: „Lass das Gestern hinter dir und uns gemeinsam ein neues Morgen schaffen“, setzt Tony auf ein tolerantes Miteinander ohne Angst und Diskriminierung. Als Mr. Gay Germany hofft er, Gesetzesänderungen vorantreiben zu können. Ab 2017 soll an Schulen das Fach „Sexuelle Vielfalt“ eingeführt werden, doch für Tony kann es gar nicht schnell genug gehen.

Momentan verfolgt er noch ein anderes Ziel. Im Frühjahr stehen seine Abiturprüfungen an, danach könnte er sich vorstellen, in Innsbruck Wirtschaft und Medienrecht zu studieren. In den Winterferien reist er aber erst einmal mit seiner Mutter nach New York, der Flug ist Teil seines Gewinns. Im April wird er Deutschland auf Malta beim internationalen Entscheid des Mr. Gay World vertreten. Bis dahin will er noch fleißig Englisch büffeln. „Damit ich gute Kontakte aufbauen kann.“

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