Wo geht's voran? Wo kriselt's? Der SPORT1-Check

Große Namen, große Ansprüche - und wieder nur ein schwaches Ergebnis?

Zehnter, Elfter, Zwölfter, Vierzehnter, Sechzehnter: Die vergangene Bundesliga-Saison lief mittelprächtig bis schlecht für diverse Bundesliga-Teams, die eigentlich weit mehr Potenzial hätten.

Bayer Leverkusen, der FC Schalke 04, der Hamburger SV, Eintracht Frankfurt, der VfL Wolfsburg und der VfB Stuttgart: SPORT1 macht den Check, bei welchem großen Name wieder Krisengefahr herrscht - und wer bessere Aussichten hat, wieder in die Spur zu finden.

Bayer 04 Leverkusen

Vom eigenen Anspruch her ist der Werksklub ein Kandidat für die Champions-League-Plätze - dafür spricht schon die jüngere Historie. Das derzeitige Bild spricht eher dagegen: Nachdem man sich durch die vergangene Saison quälte und sogar in Abstiegsgefahr geriet, lief auch die Vorbereitungsphase im Sommer extrem holprig.

Für die glücklosen Trainer Roger Schmidt und Tayfun Korkut steht mittlerweile Heiko Herrlich an der Seitenlinie - und er versucht, die zuletzt so vermisste Einheit wiederherzustellen. Ob es der frühere Bayer-Stürmer schafft? Unklar - zumal die Abgänge von Chicharito und Hakan Calhanoglu ein tiefes Loch in die Offensive reißen.

Der erste Pflichtspielauftritt im Pokal bei Drittligist KSC (3:0-Sieg nach Verlängerung) gab noch keinen Anlass zur Euphorie.

SPORT1-Prognose: Der Abstieg ist kein Thema - aber bis Bayer wieder internationale Luft schnuppert, wird es noch eine Zeit lang dauern.

VfL Wolfsburg

Die Wölfe sind ein weiteres Sorgenkind der vergangenen Saison - und dürften weiter ihre Schwierigkeiten haben. Weder in den Testspielen, noch beim mageren 1:0-Pokalsieg gegen Regionalligist Norderstedt machte die Elf von Trainer Andries Jonker einen besonders eingespielten Eindruck.

Hinzu kommt, dass sich John Anthony Brooks, der als Abwehrchef aus Berlin geholt wurde, im Pokal schwer verletzte und monatelang ausfällt. Zumindest auf Mario Gomez, der von Jonker die Kapitänsbinde bekam, dürfte erneut Verlass sein. Aber ob das reicht, um zurück ins internationale Geschäft zu kommen?

SPORT1-Prognose: Kleine Steigerung, aber Wolfsburg bleibt im Mittelfeld hängen.

FC Schalke 04

Neues Jahr, neues Glück - mal wieder. Nach etlichen gescheiterten Versuchen auf der Trainerbank (zuletzt Di Matteo, Breitenreiter und Weinzierl) spielt Schalke nun mit Domenico Tedesco die Jugendkarte.

Trotz seiner guten Lehrgangsnoten und dem beachtlichen Einstand in Aue, als er den Zweitligist in der vergangenen Rückrunde vor dem Abstieg bewahrte, bleibt die Frage: Kann das leise Trainer-Talent erste Liga, und vor allem: Kann er Schalke?

Der 31-Jährige hat erste Zeichen gesetzt, mit Manager Christian Heidel einen neuen Strafenkatalog erarbeitet (Strafarbeit im Fanshop statt Geldbußen), Benedikt Höwedes als Kapitän durch Ralf Fährmann ersetzt, Stürmer Yevhen Konoplyanka trotz seiner Ausfälle gegen Ex-Coach Weinzierl eine prominente Rolle zugedacht. Im Pokal deutete der Ukrainer tatsächlich erste Anzeichen einer Metamorphose an.

SPORT1-Prognose: Europa kommt wieder näher. Ob es tatsächlich reicht, wird auch an der (Nerven-)Stärke des neuen Trainers liegen.

Eintracht Frankfurt

Eine Wundertüte war die Eintracht bereits in der vergangenen Saison. Nach ganz starker Hinrunde brach die Elf von Trainer Niko Kovac nach der Winterpause ein und hatte Glück, nicht noch in den Abstiegsstrudel zu geraten.

Und jetzt? Zerbrechen sich die Experten den Kopf, in welche Richtung es dieses Mal gehen könnte. Nicht wenige prognostizieren eine schwere Saison - unter anderem Finanzmathematiker Jörg Seidl, dessen Unternehmen "Goalimpact" mit Algorithmen errechnete, dass Frankurt (neben Bremen) absteigt.

Kovac wirkt nicht beeindruckt von dem Ergebnis des Big-Data-Projekts: "Wir sind weiter als im letzten Jahr", glaubt er. Beim 3:0 im Pokal gegen Regionalligist Erndtebrück verhinderten die Hessen zumindest eine Blamage. Und mit Kevin-Prince Boateng steht ein prominenter Transfer vor der Tür.

SPORT1-Prognose: Können Algorithmen lügen? Weil Kovac wieder eine Einheit formt, darf die Frage bejaht werden. Am Ende reicht es knapp zum Klassenerhalt.

Hamburger SV

Was soll man sagen?

Peinliches Pokal-Aus gegen den VfL Osnabrück, ein schon merklich angefressener Trainer Markus Gisdol (für die Wettanbieter erster Entlassungskandidat), kritische Wortmeldungen von Investor Klaus-Michael Kühne, Unruhe um den vom Aufsichtsrat verordneten Sparkurs: Beim HSV läuft es so, wie man's kennt.

Selbst ein hoffnungsvoller Neuzugang wie U21-EM-Held Julian Pollersbeck sorgte schnell für Gelächter, als er in Testspielen mehrfach spektakulär daneben griff. Es sieht wieder alles nach einer typischen HSV-Saison aus.

SPORT1-Prognose: Der HSV rettet sich durch ein abgefälschtes Freistoßtor in die Relegation - und übersteht sie durch zwei abgefälschte Freistoßtore: Das ist die Vorhersage einer satirischen Saisonvorschau der Süddeutschen Zeitung. Sie wirkt an dieser Stelle gar nicht so satirisch.

VfB Stuttgart

Nach nur einem Jahr ist der VfB zurück in der deutschen Eliteliga - geerdet, aber durchaus ambitioniert: Mit Hannes Wolf (36) sitzt ein weiterer hoffnungsvoller Jung-Coach auf der Bank, mit dem vom FC Bayern gekommenen Michael Reschke ein renommierter Sportvorstand in der Chefetage.

Gut los ging es für die Stuttgarter aber nicht: Die desolate Leistung beim Zittersieg gegen Regionalligist Cottbus im Pokal spricht gegen eine schnelle Akklimatisierung, trotz prominenter Transfers. Weltmeister-Keeper Ron-Robert Zieler offenbarte in der Vorbereitung Startschwierigkeiten, die Verletzungshistorie von Ex-Bayern-Verteidiger Holger Badstuber hinterlässt ein mulmiges Gefühl, die Unruhe nach dem Rauswurf von Jan Schindelmeiser ist förmlich greifbar.

SPORT1-Prognose: Schaffe schaffe, Punkte sammle - der VfB wird bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen.