Dramatische Lage in Hochwassergebieten von Polen bis Rumänien: Acht Tote
Dramatische Lage in den Hochwassergebieten in Polen, Tschechien, Österreich und Rumänien: Sintflutartiger Regen hat am Wochenende ganze Landstriche unter Wasser gesetzt, mindestens acht Menschen kamen bis Sonntagabend in den Fluten ums Leben. Vier weitere Menschen wurden in Tschechien noch vermisst. Tausende Menschen mussten evakuiert werden, Hunderttausende waren ohne Strom, Straßen und Zugstrecken mussten gesperrt werden. In Deutschland war die Lage noch vergleichsweise entspannt, die Pegel in Dresden stiegen aber.
Die verheerendsten Überschwemmungen wurden aus dem Südwesten Polens, dem Nordosten Tschechiens sowie aus Niederösterreich und Rumänien gemeldet. Ganze Städte und Dörfer standen dort unter Wasser, die Feuerwehren mussten zu tausenden Einsätzen ausrücken.
In Niederösterreich kam am Sonntag ein Feuerwehrmann bei Auspumparbeiten ums Leben, wie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mitteilte. Das Bundesland, das die Hauptstadt Wien umschließt und in Österreich am schlimmsten von den Fluten betroffen ist, wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Die Armee war im Einsatz, mehrere Menschen mussten aus Häusern gerettet werden.
Ein Nachlassen der Niederschläge in der Nacht zum Montag sollte eine "kleine Verschnaufpause" bringen, sagte Mikl-Leitner. Besonders dramatisch war die Lage am Fluss Kamp, dort wurde ein Jahrhundert-Hochwasser befürchtet. Nach Angaben der Nachrichtenagentur APA waren zahlreiche Ortschaften auf dem Landweg nicht mehr erreichbar.
In St. Pölten war das gesamte Stadtgebiet überflutet. Im Bezirk St. Pölten traten laut APA mehrere Gewässer über die Ufer, Dämme brachen. Mehrere Menschen mussten demnach aus Häusern gerettet werden, ein Armeehubschrauber rettete auch einen Polizisten und einen Feuerwehrmann, die an einer Unfallstelle im Hochwasser festsaßen.
In Österreich wurde auch der Zugverkehr zwischen Wien und St. Valentin unterbrochen, wie die Eisenbahngesellschaft ÖBB mitteilte. Die Strecke ist Teil der Bahnverbindung zwischen Wien und Deutschland.
Auch in der österreichischen Hauptstadt standen am Sonntag Häuser unter Wasser. Dort traten der Wienfluss und der Donaukanal über. Es wurden auch U-Bahn-Strecken gesperrt.
In Polen war die Lage ebenfalls dramatisch. Regierungschef Donald Tusk, der in den Hochwassergebieten im Südwesten unterwegs war, bestätigte am Sonntag den Tod eines Menschen in Polen. "Wir haben einen ersten Todesfall durch Ertrinken in der Region Klodzko" an der polnisch-tschechischen Grenze, erklärte er.
Im Südwesten Polens hat das Hochwasser des Flusses Biala die Wälle und Dämme in den Städten Glucholazy und Ladek Zdroj überflutet. "Wir gehen unter", sagte der Bürgermeister von Glucholazy und rief die Einwohner auf, sich in Sicherheit zu bringen. Tausende Menschen mussten evakuiert werden. Die Behörden riefen die Armee zu Hilfe. Der Zugverkehr zwischen Polen und Tschechien wurde eingestellt, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. Der polnisch-tschechische Grenzübergang Golkowice war schon Samstag geschlossen worden.
In Tschechien wurden nach Polizeiangaben vier Menschen von den Fluten weggerissen und gelten als vermisst. Die Lage in Tschechien ist besonders im Nordosten des Landes schlimm. Dort wurde ein großer Teil der Stadt Opava wegen Hochwassers evakuiert. Im Süden des Landes lief ein Staudamm über und überflutete die Städte und Dörfer der Umgebung. 260.000 Haushalte waren den Betreibern zufolge am Sonntagvormittag ohne Strom. In der slowakischen Hauptstadt Bratislava wurde am Samstag ebenfalls der Notstand erklärt.
In Rumänien erhöhte sich die Zahl der Toten auf sechs. In der Region Galati im Südosten des Landes, wo bereits am Samstag vier Leichen geborgen worden waren, wurden am Sonntag zwei weitere Todesfälle gemeldet. In der Region standen Menschen bis zum Oberkörper im Wasser, 15.000 Menschen waren laut Innenministerium betroffen. Präsident Klaus Iohannis sprach von "dramatischen Folgen" des Klimawandels.
In Österreich sorgten auch Sturm und Schnee für Chaos. Tirol war stellenweise von einer bis zu einem Meter hohen Schneeschicht bedeckt - in der vergangenen Woche waren noch Temperaturen von mehr als 30 Grad gemessen worden.
Infolge des Sturmtiefs "Boris", das in Deutschland "Anett" heißt, stiegen auch in Sachsen und Bayern am Wochenende die Pegel. Die Lage war aber noch vergleichsweise entspannt. Es wird allerdings erwartet, dass es infolge starker Regenfälle noch einmal einen Anstieg geben könnte.
In Dresden galt seit Sonntagabend Alarmstufe Zwei für die Elbe, der Pegel soll dort noch bis Mitte kommender Woche steigen. Aufatmen konnten die Dresdner, weil die eingestürzte Carolabrücke so geräumt werden konnte, dass dies keine größere Gefahr bei Hochwasser mehr bedeutet. An der Lausitzer Neiße bei Görlitz und bei Passau begannen die Pegel am Sonntag wieder zu sinken.
se/bfi