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Sechs Ohrfeigen für desatröse Bremer

Von Thomas Gaber, München

Am Ende stands 6:0 für den FC Bayern, der einen gelungenen Bundesliga-Auftakt gegen Werder feierte.

Der FC Bayern München startet mit einem Feuerwerk deluxe in die 54. Bundesligasaison. Doch das Spiel hatte weit mehr zu bieten als einen enthusiastischen Meister. Yahoo Sports hat genau hingesehen.

Pre Match:
Bevor überhaupt gekickt wurde, wurden die fünf Olympiasiegerinnen des FC Bayern geehrt. Karl-Heinz Rummenigge, mit ordentlicher Spätsommer-Röte im Gesicht, verteilte schicke Blumensträuße und holte sich zehn Küsschen (5x2) ab. Zudem wurde Stadionsprecher Stefan Lehmann gefeiert für 20 Jahre Vorlesen von Aufstellungen, Torschützen, Spielständen und Auswechselungen. Danke – Bitte!

Anschließend schmetterte Tim Benzko die deutsche Nationalhymne, während die Südkurve dessen ungeachtet ihr eigenes Liedgut zum Besten gab.

Ancelotti-Watch:
Nach einer Minute, 33 war es soweit: Carlo Ancelotti erhob sich das erste Mal in der Bundesliga von der Bayern-Bank. Pep Guardiola wartete meistens nur den Anpfiff ab, um ordentlich Meter in seiner Coaching Zone zu machen. Für exakt 5:20 Minuten positionierte sich Ancelotti im linken vorderen Eck seines Hoheitsgebiets. Wo Pep wild gestikulierte, stand Carlo fast schon andächtig da. Schwarzer Anzug, verschränkte Arme. Mitunter wanderten die Hände in den Maschinenraum.

Mit stoischer Gelassenheit beobachtete Ancelotti die Anstrengungen seiner Spieler. Nur eins kann Carlo gar nicht leiden: Schludrigkeit. Nach einem Fehlpass von Xabi Alonso setzte der Trainer zu einer uritalienischen “Mamma mia”-Geste an. Dabei hatte Alonso gerade mit seinem Sahnetor die Bayern in Führung geschossen.

Gas, Gas, Gas:
Die Bayern von der ersten Minute an im fünften Gang. Kein Ballgeschiebe von links nach rechts und wieder zurück, sondern viel Tempo und vor allem: vertikale Pässe. Ständig waren mindestens drei, vier Spieler vor dem Ball, die drei offensiven Ribery, Müller und Lewandowski wurden von Vidal, Thiago und Lahm, der einen sehr angriffslustigen Rechtsverteidiger gab, unterstüzt. Die 75.000 Zuschauer sahen eine enorm spielfreudige Bayern-Mannschaft, die auch beim Stand von 4:0 oder 5:0 weiter bedingungslos nach vorne spielte.

Traumtore am Fließband:
Ein Volley-Bonbon in den rechten Giebel aus 20 Metern zum 1:0, ein Schlenzer aus spitzem Winkel in den selbigen zum 2:0 und viel Akrobatik beim 3:0, Doppelpass-Schnick-Schnack zum 4:0, Kurzpass-Schnick-Schnack zum 5:0. Der FC Bayern zeigte zur Bundesliga-Eröffnung sein ganzes Repertoire. Und es hätten durchaus noch ein paar elegante Törchen mehr sein können, zweimal stand nach feinen Kombinationen Aluminium im Weg.

Symbolbild aus der 86. Minute – Trainer Skripnik und Co-Trainer Frings sind bedient.
Symbolbild aus der 86. Minute – Trainer Skripnik und Co-Trainer Frings sind bedient.

Grün-Weißes Desaster:
Au weia, SV Werder! Niemand redet in Bremen mehr von den glorreichen Zeiten, als die Grün-Weißen die Meisterschaft in München klar machten oder auch mal einen 5:2-Kantersieg mit nach Hause nahmen. Aber was die Bremer am Freitagabend ablieferten war schon bemerkenswert jämmerlich. Null Geilheit in den Zweikämpfen, einfachste Ballverluste und ein völlig nutzloses taktisches Konzept. Viktor Skripnik wollte das Zentrum verdichten, die Räume sollten für die Bayern quasi nicht existent sein. Die Viererkette stand entsprechend hoch – ein Himmelfahrtskommando, vor allem dann, wenn die Abseitsfalle so gar nicht funktioniert. Wie oft Torhüter Wiedwald irgendeinen Bayern-Spieler ohne Begleitschutz auf sich zurennen sah, geht in den zweistelligen Bereich. Eins steht fest und ist auch keine bahnbrechende Erkenntnis: eine schlechtere Mannschaft als den SV Werder Bremen hat es in einem Bundesliga-Saisoneröffnungsspiel noch nicht gegeben.

Fazit:
Sollte der FC Bayern die Form von Spieltag 1 konservieren können, wird es, was den Meisterkampf angeht noch langweiliger als in den letzten Jahren. Vielleicht sind ja mal 100+ Tore drin in 34 Spielen.

Um Werder muss man sich dagegen die größten Sorgen machen. Und das liegt nicht unbedingt an den fehlenden Stürmern Pizarro und Kruse. Das Gesamtbild, das die Bremer im DFB-Pokal und zum Bundesligastart abgaben, lässt nur einen Rückschluss zu: Es gibt den nächsten erbarmungslosen Abstiegskampf. Und wie lange kann sich Viktor Skripnik noch halten? Derzeit spricht leider alles gegen den Coach und viel für eine nicht allzu lang aufschiebbare Freistellung.