Virologin Ciesek - Das waren die drei größten Fehler bei der Corona-Impfung

Virologin Sandra Ciesek erforschte als eine der ersten Expertinnen Sars-CoV-2.<span class="copyright">AFP via Getty Images</span>
Virologin Sandra Ciesek erforschte als eine der ersten Expertinnen Sars-CoV-2.AFP via Getty Images

Die Corona-Impfung hat in Deutschland zu Hochzeiten der Pandemie eine heftige Debatte entzündet. Auch heute ist sie bei der Aufarbeitung der Geschehnisse ein hitziges Thema. Virologin Sandra Ciesek hat nun in einem Interview reflektiert, welche drei Fehler im Umgang mit der Impfung gemacht wurden.

Virologin Sandra Ciesek war vor fast genau fünf Jahren eine der ersten Expertinnen in Deutschland, die mit dem damals neuartigen Sars-CoV-2 in Kontakt kamen. Am 1. Februar 2020 untersuchte sie am Frankfurter Flughafen deutsche Rückkehrer aus dem Corona-Epizentrum Wuhan.

Wie sie im Gespräch mit „ FAZ “ berichtet, sei ihr bereits bei diesem Einsatz in Schutzmontur der Ernst der Lage bewusst geworden – da manche Passagiere trotz Infektion keine Symptome zeigten und das Virus auch als nicht erkennbar kranke Menschen weitergeben konnten. „In diesem Moment wurde mir klar: Das kann man nicht aufhalten“, sagt die Frankfurterin.

Heute ist die von Sars-CoV-2 ausgehende Gefahr weitgehend eingedämmt – auch dank der Corona-Impfstoffe, deren rasche Entwicklung Ciesek als „herausragende Leistung der Wissenschaft“ bezeichnet. Trotzdem sei der Umgang mit der Impfung bisweilen unglücklich gewesen, reflektiert die Professorin und nennt drei konkrete Beispiele.

Virologin Sandra Ciesek bedauert drei Aspekte in puncto Corona-Impfung

Zum einen führt Ciesek die zwischenzeitliche Debatte über die allgemeine Impflicht auf. „Ich habe die Forderungen nach einer generellen Impfpflicht immer sehr kritisch gesehen“, sagt sie zu „FAZ“. „Es ist immer besser, wenn sich die Leute freiwillig für eine Impfung entscheiden.“

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Zum anderen bedauere sie, dass sich die Impf-Kampagne nicht stärker an Menschen gerichtet hätte, die kein Deutsch sprechen.

Ebenso sei die Art und Weise der Kommunikation in Pflege- und Altenheimen ausbaufähig gewesen. „Man hätte den Mitarbeitern dort nicht sagen sollen, ihr müsst euch impfen lassen, weil ihr sonst eine Gefahr für die Bewohner seid“, sagt die Virologin. Stattdessen hätte man betonen sollen, dass einem auch die Gesundheit und der Schutz der Mitarbeiter am Herzen liege.

„Aussagen wie ‚Die Impfung hat keine Nebenwirkungen‘ können viel kaputt machen“

Darüber hinaus sei es nicht richtig gewesen, die Impfung als 100 Prozent sicher anzupreisen. „Ich glaube auch, dass Aussagen wie ‚Die Impfung hat keine Nebenwirkungen‘ viel kaputt machen können“, sagt Ciesek. „Aus medizinischer Sicht hat jeder Eingriff ein Risiko.“

Als Beispiel nennt sie in einer anderen Stelle im „FAZ“-Interview, dass die Impfung mit einem mRNA-Impfstoff aufgrund der starken Immunantwort bei einigen Menschen eine Autoimmunkrankheit hervorgerufen habe. „Wenn eine sehr große Zahl von Menschen geimpft wird, sehen wir natürlich auch solche Fälle öfter“, sagt die Virologin.

Gleichzeitig betont sie, dass die Komplikationsrisiken bei einer Impfung wesentlich geringer als bei einer Infektion seien. Zudem verhindere eine Vakzination schwere Verläufe.