Seit Jahrhunderten angewandt - „Albedo-Effekt“: Uralter Griechen-Trick könnte jetzt auch Deutschland helfen

Vorbild für Deutschland? Die berühmte griechische Insel Santorini<span class="copyright">Matteo Colombo/Getty Images</span>
Vorbild für Deutschland? Die berühmte griechische Insel SantoriniMatteo Colombo/Getty Images

Sonne auf dem Beton: Die Hitze in Städten wird von Jahr zu Jahr schlimmer, Maßnahmen und Technologien gibt es viele. Eine Studie aus London zeigt nun: Wir könnten uns auf einen Trick berufen, den die Griechen schon seit Jahrhunderten verwenden.

Wer in einer Dachgeschosswohnung lebt, der weiß: Der Sommer kann strapaziös sein, auch in Europa. Denn der europäische Kontinent erwärmt sich unter dem Klimawandel von allen Erdteilen am schnellsten. Das bedeutet: Die europäischen Städte werden zukünftig noch mehr unter den länger andauernden Hitzeperioden ächzen.

Obwohl Hitzeanpassungsstrategien noch längst nicht von allen Gemeinden umgesetzt wurden, gibt es bereits eine Vielzahl an Maßnahmen, um Linderung zu schaffen: Trinkbrunnen, Sprühnebel, nachhaltige Kühlungssysteme. Sehr en vogue ist außerdem Begrünung, vor allem im urbanen Raum, wo ohnehin wenig Bäume stehen. Die Bepflanzung ganzer Hausfassaden, wie man es zum Beispiel aus Singapur kennt, gilt dabei als die Maßname schlechthin. Doch eine neue Studie aus London zeigt, dass wir vielleicht einfach nur weiße Farbe brauchen.

Studie untersucht, wie wir Städte kühlen können

Ein britisches Forscherteam hat im Fachjournal „ Geophysical Research Letters“ eine Studie veröffentlicht , die neun verschiedene Methoden zur Hitzeanpassung untersuchte. Konkret ging es um die Temperaturen an den zwei heißesten Tagen im Sommer 2018, nämlich vom 26. und 27. Juli – den bisher höchsten Temperaturen in London.

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Die Forschenden fütterten diese Temperaturen in ein Simulationsmodell und untersuchten anhand mehrerer Durchgänge, welche Methode die größten Auswirkungen auf die Umgebungstemperaturen hat.

Weiße Dächer kühlen Umgebung um bis zu drei Grad

Untersucht hat das Team unter anderem folgende Maßnahmen:

  • Klimaanlagen im ganzen Gebäude

  • Begrünte Dächer

  • Mit Laubbäumen bepflanzte Straßen und Stadtwälder

  • Solarpaneele auf Dächern

  • mit spezieller, kühlender weißer Farbe bemalte Dächer – sogenannte „kühle Dächer“

Die Ergebnisse der Simulationen ergaben, dass die Bepflanzung von Laubbäumen auf den Straßen die Umgebungstemperatur um 0,3 Grad Celsius senken würde.  Die Verbauung von Solarpaneelen auf möglichst vielen Dächern führt zu einer Abkühlung von 0,5 Grad. Begrünte Dächer hätten zwar den gleichen Effekt auf die Temperatur, sorgen aber aufgrund ihrer Wärmespeicherkapazität auch nachts für höhere Temperaturen, wenn eben diese Wärme wieder abgegeben wird. Die Kühlung durch Klimaanlagen hingegen sei zwar effektiv, so die Forschenden. Doch der Betrieb der Klimaanlagen führt die Wärme vom Gebäude nach außen und erwärmt somit wiederum die Umgebung.

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Hingegen schätzen die Forschenden, dass die Kühldächer den stärksten Effekt auf die Umgebung haben: Bei einer täglichen Spitzentemperatur zwischen 33 und 37 Grad könnten Kühldächer eine Kühlung von 3,2 bis 2,8 Grad erreichen. Das Ergebnis, so die Autoren, decke sich mit ähnlichen Forschungsarbeiten, die den Effekt von Kühldächern in den US-Großstädten Phoenix und New York untersucht haben.

Kühl-Häuser gehören zum Standard in Griechenland

Für Kühldächer kann man allerdings nicht jede beliebige Farbe aus dem Baumarkt verwenden. Damit der Albedo-Effekt – also das Absorbieren und Reflektieren von Wärme auf hellen Oberflächen – eintritt, sind spezielle Materialien gefragt: Zum Beispiel reflektierende Farbe oder ein spezieller Beton. Auch Dächer aus weißem Plastik können bis zu 80 Prozent des Sonnenlichts reflektieren.

Eine andere Studie kam zu dem Ergebnis , dass weiße Farbe vor allem bei Bedingungen mit hoher Sonnenstrahlung, geringer Windgeschwindigkeiten und wenig Regen am effektivsten ist. Kaum überraschend also, dass das Prinzip in Ländern wie Griechenland schon lange gang und gäbe ist: Städte wie Santorini sind berühmt für ihre weiß bemalten Häuser und blauen Dächer.

Die charakteristischen blau-weißen Häuser rühren daher , dass dort vor allem mit Naturstein statt Holz gebaut wurde. Dieser wiederum heizt sich in der Sonne schnell auf, weshalb man die Häuser weiß gestrichen hat, um die Temperatur zu reduzieren. Zusätzlich absorbieren die dicken Häuserwände Wärme nur sehr langsam, was wiederum heißt, dass die Luft im Inneren angenehm kühl bleibt.

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Der Albedo-Effekt durch weiße Häuser und Dächer ist aber nicht nur in Griechenland verbreitet, sondern auch auf der karibischen Insel Bermuda . Und in Indien werden immer mehr Häuserdächer in den Slums weiß gestrichen, um der häufig unter Hitze leidenden Bevölkerung ein wenig Kühlung zu geben.

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