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Ich bin seit vier Jahren dabei, mein eigenes Tiny House zu bauen: Das sind die größten Probleme, die dabei auftauchen

 - Copyright: Monica Rosenberger
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Eigentlich habe ich immer gedacht, ein kleines Haus zu bauen, würde auch nur kleine Probleme mit sich bringen. Und dann kam die böse Überraschung. Der Bau von einem Tiny House ist überhaupt nicht so einfach, wie es in den sozialen Medien und im Fernsehen dargestellt wird. Ich habe vor vier Jahren damit begonnen – niemals hätte ich erwartet, auf so viele Probleme zu stoßen.

Der erste Fehler, den ich gemacht habe, war, dass ich am Anfang für den Bau zu wenig Zeit eingeplant hatte. Um meinen Wunsch zu finanzieren, arbeitete ich 2017 noch in zwei Jobs. Ich weiß nicht, wie ich glauben konnte, nebenher auch noch ein Tiny House bauen zu können. Ich wollte diesen Traum zwar unbedingt verwirklichen, allerdings war es ein bisschen naiv zu glauben, dass ich alles allein schaffen könnte. Zum Glück hatte ich meinen Verlobten, der mich in meinem Wunsch unterstützte. Allerdings führten wir zu dem Zeitpunkt eine Fernbeziehung, sodass er mir nicht immer helfen konnte.

Also holten wir uns Hilfe. Ich bat einen Freund der Familie, der als Bauleiter an einer Highschool arbeitet, um Rat. Ich habe eigentlich nur mit ein paar Tipps gerechnet – stattdessen wurde der Bau unseres Tiny House zu einem Projekt einer Schulklasse. Mit den Schülerinnen und Schülern zu arbeiten war unglaublich inspirierend.

Neben Zeit fehlte auch Geld

Geld für ein eigenes Haus aufzubringen, ist als 20-Jährige nicht so einfach – auch wenn es sich um ein kleines Haus handelt. Um den Bau zu finanzieren, haben wir einen Kredit aufnehmen müssen. Vor allem der Anhänger – das Fundament auf dem unser Tiny House steht – hat enorm viel Geld gekostet. Wir haben zuerst überlegt, einen gebrauchten zu kaufen. Allerdings hätten wir dann vielleicht Probleme mit der Genehmigung bekommen, die wir benötigten, damit wir damit durch die USA fahren können. Die Summe, die wir bezahlen mussten, hat uns wirklich schockiert. Nachdem der Anhänger gekauft war, wussten wir allerdings: Es gibt kein Zurück mehr.

Ich habe im Voraus versucht, einen Finanzplan für den Bau zu erstellen. Im Fernsehen und in den sozialen Medien kursieren häufig angebliche Kosten von 10.000 Euro. Das reicht bei weitem nicht. Allein für das Holz mussten wir eine größere Summe aufbringen.

 - Copyright: Monica Rosenberger
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Wir haben umgerechnet etwa 1.700 Euro für Stützbalken ausgegeben, die das Dach stabilisieren, sollte viel Schnee fallen. Etwa 5000 Euro kosteten Verkleidung, Dachschräge und Dachbedeckung. Für rund 7000 Euro haben wir Fenster, Türen und Rahmen eingebaut. Sanitäranlagen und Elektronik kosteten uns nochmal rund 2500 Euro für Sanitär- und Elektrozubehör. Zusätzlich mussten wir noch das Grundstück, auf dem wir wohnen wollten, die Einrichtung und andere Kleinigkeiten bezahlen.

Nachdem wir die Rahmen eingebaut hatten, ging uns zeitweise das Geld aus. Wir wollten nach Kalifornien ziehen und das Haus mitnehmen. Das gestaltete sich besonders schwierig, weil es ja nur halb fertig war. Keiner von uns traute sich, das Tiny House auf dem Anhänger quer durch die USA zu fahren – also mussten wir einen Fahrer für 2000 Euro engagieren.

Wir hätten lieber ein Tiny House kaufen sollen

Im Nachhinein betrachtet wäre es vermutlich einfacher gewesen, ein fertiges Tiny House zu kaufen anstatt selbst eines zu bauen. Mein Rat an jeden, der den Bau selbst in die Hand nimmt: Plant mindestens mit der doppelten Summe dessen, von dem ihr am Anfang ausgeht. Das Grundstück, Teile des Ausbaus und die Einrichtung war in unserem Budget nicht eingeplant – und das war ein riesiger Fehler. Wenn ihr könnt, dann kauft erst das Grundstück und baut dann euer Haus.

Hätten wir von Anfang an gewusst, mit welchen hohen Kosten das Tiny House verbunden ist, hätten wir es vielleicht sogar ganz gelassen. Aber als wir einmal angefangen hatten, gab es keinen Weg zurück mehr. Bei dem Preis, den wir letztendlich für den Bau bezahlt haben, wäre der Kauf von einem fertigen Tiny House wahrscheinlich billiger gewesen. Aber wir wollten unbedingt eins haben, das genau unseren Vorstellungen entspricht.

Verlasst euch nicht auf Videos im Internet

Wir dachten, unsere Handwerker-Kompetenzen reichen, um das Haus zu bauen. Wir haben aber schnell gemerkt, dass es nicht ausreicht, sich ein paar Videos auf Youtube anzuschauen, um so ein Projekt zu realisieren. Wenn uns nicht Freunde und Verwandte geholfen hätten, die tatsächlich in Handwerksberufen arbeiten, hätten wir unser Tiny House nie bauen können – oder noch mehr Geld ausgeben müssen.

Wir mussten jedes Stück Holz, das im Inneren unseres Hauses verlegt wurde, ausmessen, zuschneiden und verlegen. Für so ein kleines Haus ein enormer Aufwand. Tatsächlich machte die geringe Quadratmeteranzahl den Bau noch komplizierter, weil jedes Stück exakt passen musste. Es gab keinen Platz für Fehler.

Schwierigkeiten mit den neuen Nachbarn

In der Gemeinde, in der wir ein Grundstück gefunden hatten, wurden wir erst mal nicht besonders herzlich aufgenommen. Die Nachbarn dachten, wir wollten aus unserem Tiny House ein Airbnb machen, in dem ständig andere Menschen wohnen – die eventuell die Nachbarschaft stören könnten. Wir ließen uns davon aber nicht beirren. Irgendwann schlossen wir dann doch Freundschaften. Ein Nachbar hat uns letztendlich sogar noch viel beim Bau geholfen.

Unzählige Genehmigungen

Am Anfang dachten wir, die Genehmigungen für unser Tiny House zu bekommen, wäre ein Leichtes. Aber da haben wir uns geirrt. Wir mussten nochmal umgerechnet rund 8500 Euro bezahlen und hatten eine Menge Stress. Als wir in Kalifornien ankamen, merkten wir schnell, dass die Gemeinde unser selbstgebautes Haus nicht so einfach genehmigen würde, weil es nicht professionell gebaut worden war. Wir hatten allerdings nicht die Mittel, einen Bauleiter zu engagieren. Wir haben versucht, mit Fotos und Begehungen die Mitarbeiter der Gemeinde zu überzeugen – aber nichts konnte sie zufrieden stellen.

Ich fühlte mich von den Unterlagen und Belegen, die ich erbringen musste, um eine Genehmigung zu bekommen, komplett überfordert. Ich wollte mich aber auch an die Regeln der Gemeinde halten. Ohne die Erlaubnis der Stadt hätten wir nicht mal Strom oder Wasser bekommen. Der Papierkram war unheimlich stressig und es fühlte sich zeitweise so an, als hätten sich alle gegen uns verschworen.

Die Gesetze waren einfach so kompliziert. Aber wir versuchten es immer weiter, bis wir irgendwann alle nötigen Genehmigungen zusammen hatten.

Dieser Text wurde von Franziska Telser aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.