Ukrainische Armee: Zwei Munitionslager in Russland zerstört

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben im Süden und Westen Russlands zwei Munitionsdepots zerstört. Das Lager in der Stadt Tichorezk in der Region Krasnodar sei eines der "drei größten Munitionsdepots" Moskaus, teilte die ukrainische Armee mit. (YURIY DYACHYSHYN)
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben im Süden und Westen Russlands zwei Munitionsdepots zerstört. Das Lager in der Stadt Tichorezk in der Region Krasnodar sei eines der "drei größten Munitionsdepots" Moskaus, teilte die ukrainische Armee mit. (YURIY DYACHYSHYN) (YURIY DYACHYSHYN/AFP/AFP)

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben im Süden und Westen Russlands zwei Munitionsdepots zerstört. Das vernichtete Depot nahe der Stadt Tichorezk sei eines der "drei größten Munitionslager" Moskaus, teilte die ukrainische Armee am Samstag mit. Die russischen Behörden riefen dort den Ausnahmezustand aus. Präsident Wolodymyr Selenskyj beklagte unterdessen die weiter ausstehende Zustimmung der USA und Großbritanniens zum Einsatz von weiter reichenden Waffen in Russland.

Der Gouverneur der russischen Region Krasnodar, Wenjamin Kondratjew, erklärte, herabfallende Trümmer einer Drohne hätten bei Tichorezk "ein Feuer verursacht, das sich auf explosive Objekte ausbreitete". 1200 Bewohner seien aus einem Dorf nahe der Stadt evakuiert worden. Später teilte der Gouverneur, es sei ein örtlich begrenzter Ausnahmezustand ausgerufen worden.

In Onlinediensten waren Videos zu sehen, die eine massive Explosion zeigten, die den nächtlichen Himmel erleuchtete. Später waren in der Nähe der 50.000-Einwohner-Stadt Tichorezk Rauchwolken am Himmel zu sehen und heulende Sirenen zu hören.

Laut der ukrainischen Armee wurde in dem Dorf Oktjabrski in der westlichen Region Twer ein weiteres Munitionsdepot getroffen. Auch dort sei ein Feuer ausgebrochen.

Die russischen Behörden machten keine Angaben zu den Zielen der Drohnen. Laut dem Gouverneur von Twer, Igor Rudenja, musste eine Autobahn gesperrt werden.

Die russische Armee wehrte nach eigenen Angaben in der Nacht zum  Samstag insgesamt mehr als 100 ukrainische Drohnen ab. Die meisten Drohnen wurden demnach über der Grenzregion Brjansk abgeschossen. 18 Drohnen stürzten den Angaben zufolge über der Region Krasnodar ab, die an die 2014 von Russland annektierte ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim grenzt.

Russland griff in der Nacht nach eigenen Angaben vornehmlich Energie-Infrastruktur in der Ukraine an, die für die dortige Rüstungsindustrie genutzt werde. Alle Ziele, darunter auch Waffenlager, seien getroffen worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau.

Laut ukrainischen Angaben wurden bei einem russischen Angriff auf die Heimatstadt Selenskyjs, Krywyj Rih, ein zwölfjähriger Junge sowie zwei ältere Frauen getötet.

Die Zurückhaltung der westlichen Partner beim Einsatz weiter reichenden Waffen erklärte Selenskyj in einem Gespräch mit Journalisten am Freitagabend in Kiew mit der Furcht vor einer "Eskalation" mit Russland. Er versicherte, die ukrainische Armee habe "keine Langstreckenwaffen auf dem Gebiet der Russischen Föderation" eingesetzt.

US-Präsident Joe Biden und der britische Premierminister Keir Starmer hatten bei einem Treffen vergangene Woche im Weißen Haus eine Entscheidung darüber vertagt, ob Kiew der Einsatz weitreichender westlicher Waffen gegen Ziele in Russland freigestellt werden soll. Zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin gewarnt, eine solche Erlaubnis würde bedeuten, dass sich die Nato "im Krieg" mit Russland befinde.

Als positiv bewertete Selenskyj hingegen die schnellere Bereitstellung von Militärhilfen durch die westlichen Partner. Diese hätten sich "Anfang September beschleunigt", sagte Selenskyj. "Wir sind froh darüber", betonte der ukrainische Staatschef, mahnte allerdings erneut, das Tempo der Lieferungen zu erhöhen.

Die Ukraine ist angesichts der zahlenmäßig größeren und besser ausgestatteten russischen Armee stark von der Unterstützung ihrer Verbündeten abhängig. Insbesondere angesichts des russischen Vormarschs in der umkämpften Ostukraine fordert Selenskyj vom Westen seit Wochen schnellere Waffenlieferungen.

Skeptisch äußerte sich Selenskyj in dem Medien-Gespräch zu einer im Frühjahr von China und Brasilien vorgelegten Friedensinitiative für sein Land. Dabei handele es sich um keinen "konkreten Plan". China und Brasilien hatten erklärt, dass sie "eine internationale Friedenskonferenz zu einem geeigneten Zeitpunkt" befürworten. Daran sollten "alle Seiten gleichberechtigt" teilnehmen.

Selenskyj hofft dagegen bei dem bevorstehenden Treffen mit US-Präsident Biden kommende Woche in Washington auf Rückendeckung für seinen "Siegesplan". Dieser erfordere schnelle Entscheidungen der Verbündeten, die zwischen Oktober und Dezember getroffen werden müssten, sagte er.

Im November will Selenskyj einen zweiten Ukraine-Friedensgipfel abhalten, nach dem ersten im Juni in der Schweiz. Diesmal will er auch Russland einladen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte aber am Samstag, dass ihr Land nicht teilnehmen werde.

lan/dja