Serie: Max Kruse - Neustart mit Hindernissen

Serie: Max Kruse - Neustart mit Hindernissen

Die neue Saison steht vor der Tür und für fünf Spieler wird diese Spielzeit zur wichtigsten ihrer Karriere. Spieler, die zuletzt fast nur noch für negative Schlagzeilen sorgten oder kaum spielten - oder beides. Die aber gemessen an ihrem Potenzial zu den besten der Welt gehören müssten. Schaffen sie den Turnaround - oder bleibt ihre verheißungsvolle Laufbahn im Tief stecken? Heute: Max Kruse.

Was war?

Boulevard-Schlagzeilen, und zwar ohne Ende. Aus dem Fußballspieler Max Kruse wurde im Frühjar 2016 eine Figur für die Klatschspalten. Taxi-Gate, Bett-Gate, Disko-Gate; es gab quasi keinen Fettnapf, in den Kruse nicht herzhaft trat. Sein Leben wurde sogar von der vergleichsweise sachlichen "Welt" auf den Dreiklang "Sex, Poker, Maserati" reduziert.

Der Wechsel von Mönchengladbach nach Wolfsburg sollte die nächste Stufe in Kruses Entwicklung zünden. Heraus kam ein Rohrkrepierer, die schlimmste Saison seiner Laufbahn. Kruse musste zum Rapport, wurde abgemahnt und war am Ende für den kriselnden Klub samt seinem um ein besseres Image ringenden Mutterkonzern nicht mehr tragbar.

Dass nicht-sportliche Gründe zu einer Trennung führen, ist schon fatal genug. Dass Kruses Karriere in der Nationalmannschaft bis auf Weiteres auch auf Eis liegt - Bundesrainer Joachim Löw hatte ihn mitten in den skandalumtosenden Wochen aus dem Kader für ein Testspiel und später dann auch aus dem für die Europameisterschaft gestrichen - macht die Gemengelage doppelt bitter.

Was ist neu?

Kruse hat die einzig vernünftige Entscheidung getroffen und Wolfsburg verlassen. Werder Bremen ist nun der Ort für den Neustart. Hier tat Kruse seine ersten Schritte als Profi, wenngleich er bei einem Werder zu seligen Champions-League-Zeiten nie eine echte Chance hatte, sich durchzusetzen.

Die neue und doch vertraute Umgebung soll schnell Halt geben, Kruse ist als Eckpfeiler einer frisch zu formierenden Mannschaft fix eingeplant. Es ist gut, dass ihm Vertrauen geschenkt, er aber gleichzeitig auch gefordert wird und Verantwortung übernehmen soll.

Die Erwartungshaltung ist groß und doch auch überschaubar. Natürlich soll Kruse ein Führungsspieler sein, am besten sofort. Auf der anderen Seite sind die Bremer Ansprüche generell nicht vergleichbar mit denen des VfL Wolfsburg.

Das muss sich ändern

Eigentlich sollte es jetzt wieder so richtig losgehen, alles besser werden. Und dann: Pokal-Blamage bei Drittligist SF Lotte und obendrein auch noch ein Bänderriss im Knie. Kruse wird mehrere Wochen ausfallen, vielleicht sogar ein Vierteljahr. Das torpediert alle Vorgaben und Maßnahmen - ändert aber nichts an der generellen Marschrichtung.

Kruse braucht - wie einige andere auch - wieder die totale Konzentration auf den Sport. Er muss, vereinfacht ausgedrückt, raus aus der "Bunte" und wieder rein in den "Kicker". Er hat sich selbst hinterfragt, das war ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Aber er benötigt auch Hilfe. Das allerdings könnte sich schwieriger gestalten als erwartet. Werder schlingert schon vor dem ersten Spieltag der Bundesliga wieder bedenklich, die Vertragsverlängerung des umstrittenen Trainers Viktor Skripnik ruft längst nicht mehr nur die üblichen Dauernörgler auf den Plan.

Werder Bremen ist ein wenig stabiles Gebilde, für einen durchaus labilen Spieler wie Kruse keine besonders gute Aussicht. Beide Seiten, der Klub wie der Spieler, müssen jetzt ganz schnell die Kurve kriegen.

Serie, Teil 1: Mario Götze - Der gefallene Engel

Serie, Teil 2: Julian Draxler - Zwischen allen Stühlen

Serie, Teil 3: Max Kruse - Neustart mit Hindernissen

Serie, Teil 4: Thiago Alcantara - Alles nix, oder?

Lesen Sie am Samstag unseren letzten Teil - Nummer 5!