Serie „Die Spezialisten“: Kölner Familie betreibt eigene Manufaktur für Duftkerzen

In der Mutterduft-Manufaktur wird jede einzelne Duftkerze per Hand nummeriert.

Man könnte die Krügers für komische Leute halten. Zumindest wirft diese Familie Fragen auf, die man bei anderen nicht stellt: Was machen die mit all den Holzstäbchen, die eigentlich Mediziner benutzen, wenn sie Patienten in den Rachen schauen? Weshalb schleppt das Ehepaar große Einkoch-Töpfe von Flohmärkten heim, ohne dass je Marmelade im Weckglas landet? Und vor allem: Worauf kloppen die beiden Kindern im Keller dauernd mit dem Hammer herum? Keine Sorge, bei den Krügers geht alles mit rechten Dingen zu. Es gibt jedoch etwas, worin sich das Seeberger Einfamilienhaus von anderen Behausungen unterscheidet. Es ist der Keller, der eben überhaupt nicht nach Keller müffelt, sondern Wohlgerüche verströmt, die man eher in einem Duftlabor vermuten würde. Genau das ist das Krügersche Untergeschoss streng genommen auch: Ein Experimentierfeld für ätherische Öle und eine Duftkerzenmanufaktur. Pflanzlicher Wachs in Flockenform Unübersehbares Utensil ist tatsächlich ein Einkochtopf, in dem Sojawachs erhitzt wird. Anders als viele – auch hochpreisige – Duftkerzenhersteller, benutzen Krügers weder Paraffin noch Stearin oder sonstige Abfallprodukte aus der Erdölindustrie, sondern pflanzliches Wachs in Flockenform. Für den zweiten wichtigen Bestandteil der Kerze, den Docht, mussten sie lange herumprobieren und dabei feststellen, dass dieser am Ende brennende Faden eine Wissenschaft für sich darstellt. Inzwischen sind sie zu Docht-Spezialisten geworden und haben außerdem herausgefunden, dass sich dieses sensible Mittelstück im noch warmen Wachs mittels Holzstäbchen und Wäscheklammer perfekt fixieren lässt. Fragt man, wie die 45-jährige Inneneinrichterin und der 47-jährige Grafikdesigner auf die Idee kamen, duftende Kerzen herzustellen, erfährt man, dass die Geschichte des kleinen Unternehmens in der Tat eng mit ihrem Haus verbunden ist. Youtube-Videos als erste Schritte Zuvor hatte darin viele Jahre eine alte Frau gewohnt. Als die Krügers zu rennovieren begannen, machten sie sich Sorgen, ob das unschöne „Odeurchen“, das noch von den ollen Teppichen herrührte, womöglich für immer bleiben würde. Passenderweise brachte eine Bekannte zur Hauseinweihung eine hochwertige Duftkerze mit, die man damals nur in ausgewählten Stores bekam. Mit diesem Geschenk begann ein immer weiter wachsendes Interesse für eine den Krügers bis dato fremde Materie. „Wir sind da völlig naiv drangegangen“, bekennt Christian Krüger und erzählt, wie sie sich zunächst durch Youtube-Videos an die Sache herantasteten und wie entzückt sie waren, als irgendwann die erste Kerze Marke Eigenbau brannte. Er berichtet von der Material-Recherche, ihren anfänglichen Duft-Experimenten, die teilweise danebengingen, ihrer langen Suche nach einem Keramiker, der ihnen die Gefäße herstellte. Schließlich sollte ihr Produkt, auf dem „100% handgemacht in Köln steht und ein Dom-Logo prangt, nicht von billiger China-Ware ummantelt sein. Mischungsverhältnis von Wachs und Duftöl Mit der Zeit fanden sie heraus, was das optimale Mischungsverhältnis von Wachs und Duftöl ist; und sie lernten, dass Duftstoffe, die in konzentrierter Form unangenehm riechen können, sich als Beimengung im Wachs mitunter wunderbar entfalten. Zum Beweis öffnet Krüger ein Gefäß mit der Aufschrift „Vanille Blaubeer“, das einer ungeübten Nase wie der Geruch nach alten Socken erscheint. Bei ihren Duftkompositionen lassen sich die Krügers, die gerade auf der Suche nach einem passenden Lädchen sind, oft von Erinnerungen an ihre vielenReisen inspirieren. Daher gibt es Kerzen, die „Talvi“ heißen, was im Finnischen für Winter steht, „Türkischer Herbst“, „London Palace“ oder „New York Bakery“. Prominenz kommt auf den Geschmack Offenbar haben sie ein gutes Näschen bei ihren „Mutterduft“-Produkten, denn zunehmend kommt auch die Prominenz auf den Geschmack. Gerade hat ihnen eine Schauspielerin einen Großauftrag für ihre Wellness-Serie erteilt. Das dürfte auch die Krügerschen Zwillinge Emma und Meo (13) freuen. Sie sind es nämlich, die am Schluss mittels Hammer und metallenen Zahlen-Stempeln in jede Kerze eine individuelle Nummer schlagen. Das tun sie natürlich auf eigenen Wunsch. Nicht, dass jemand bei den Krügers auf komische Gedanken kommt!...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta