Sexualität im Alter - Angst vor grauen Schamhaaren? 3 Tipps von der Sexualberaterin helfen

Graue Zeiten im Intimbereich - wie sich Schamhaare im Laufe des Lebens verändern.<span class="copyright">Getty Images/blackCAT</span>
Graue Zeiten im Intimbereich - wie sich Schamhaare im Laufe des Lebens verändern.Getty Images/blackCAT

Graue Haare auf dem Kopf sind längst modisch akzeptiert, doch graue Schamhaare bleiben ein Tabu. Dabei sind sie genauso normal wie Lachfalten und andere Alterszeichen. Besonders Frauen haben Sorge, dass sich durch graue Schamhaare ein „Oma-Feeling“ im Bett breit machen könnte.

„Als ich Mitte Dreißig war, erfuhr ich von meinem damaligen Partner etwas Schockierendes: Er könne sich niemals vorstellen, mit einer Frau Sex zu haben, die graue Schamhaare hat. Das wäre für ihn ein Gefühl, als würde er mit seiner Oma schlafen. Für ihn begann das bei Frauen ab vierzig – und ich war fassungslos. War es ein Zufall, dass wir uns kurz nach meinem 39. Geburtstag trennten? Damals war mein Intimbereich noch von einer makellos schwarz glänzenden Haarpracht bedeckt. Er hingegen, zwölf Jahre älter, war bereits überall ergraut – oben wie unten.“ (Irene, 54 Jahre)

Graue Schamhaare und Geschlechter-Doppelmoral: Wo bleibt die Emanzipation?

Männer mit grauen Schläfen gelten weltweit als Erotiksymbole – besonders - so das Klischee – wenn das Portemonnaie gut gefüllt ist. Ein ergrauter, älterer Mann wird daher oft als weise und begehrenswert angesehen, seine grauen Schamhaare sind kein Thema. Frauen hingegen ergeht es ganz anders. Graue Haare – besonders im Intimbereich – bedeuten für sie ein Verlust an Attraktivität. Deshalb versuchen sie, sie zu verbergen. Die Doppelmoral ist offensichtlich: Beim Mann gilt älter und grau als attraktiv, bei der Frau als Makel. Die   sexuelle Emanzipation der Frau hat wohl noch viel Luft nach oben.

„Ich bin 44 Jahre alt und mein Partner ist 59. Er ist für mich auch mit grauen Haaren absolut attraktiv und schön.“ (Anna, 44 Jahre)

„Ich selbst bin in der Region schon ziemlich ergraut und mache mir deswegen überhaupt keine Gedanken. Da stört mich schon eher der etwas zu große Bauch darüber.“ (Alois, 61 Jahre)

„Für mich gibt es einen Unterschied zwischen Mann und Frau. Ich bin selbst eine Frau und finde graue Schamhaare beim Mann hübscher, bei einer Frau irgendwie verbrauchter. Einen Mann macht es sichtbarer, eine Frau unsichtbarer. Das ist schade, aber so empfinde ich es tatsächlich.“ (Elke, 47 Jahre)

Graue Zeiten im Intimbereich: Wie sich Schamhaare im Laufe des Lebens verändern

Im Laufe unseres Lebens verändert sich vieles – auch unsere Schamhaare. Wenn der Körper nicht mehr genügend Melanin produziert, werden die Haare grau. Das betrifft nicht nur das Kopfhaar, sondern auch Intimbereich, Achselhaare, Bein- und Brustbehaarung. Doch nicht nur die Farbe, auch die Textur und Konsistenz der Haare ändern sich. Aus dem süßen und seidigen Kräuseln wird oft störrisches Haar, das in alle Richtungen absteht und an Weichheit verliert. Hinzu kommt, dass das Schamhaar sich lichtet. Löcher im Haarbusch durch Haarausfall sind keine Seltenheit.

Dass ich graue Schamhaare bekommen habe, hat mich zuerst irritiert, dann aber fand ich es spannend und habe mich daran gewöhnt. Nicht so schön finde ich die Textur. Die grauen Haare sind eher störrisch und hart. Ich vermisse mein früheres weiches Intim-Fellchen.“ (Beate, 59 Jahre)

„Viel schlimmer als das Ergrauen meiner Schamhaare finde ich den Haarschwund dort.“ (Elfie, 65 Jahre)

„Ich bin noch jung, aber es macht mir Sorgen, im Alter weniger Schambehaarung zu haben oder viele kahle Stellen.“ (Melanie, 27 Jahre)

„Ich hatte in den letzten zehn Jahren immer wieder Partnerinnen, deren Schamhaare friedhofsblond sind. Mich stört das nicht. Dahinter steckt doch immer wieder dieselbe Angst, nämlich, nicht mehr attraktiv zu sein.“ (Werner, 61 Jahre)

Ab wann muss ich mit grauen Schamhaaren rechnen?

Stellen Sie sich vor, Sie inspizieren routinemäßig Ihren Intimbereich und dann – Schreck lass nach! – das erste graue Schamhaar. Auch unsere Intimzone ist vor dem Zahn der Zeit nicht gefeit. So tauchen in der Regel um die 45 Jahre herum die ersten grauen Schamhaare auf. Zuerst wird die Kopfbehaarung grau. Die restliche Körperbehaarung zieht später nach.

Ob man sich dann alt fühlt und sich fragt, ob die jungen Jahre vorbei sind, ist individuell unterschiedlich. Wann das Ergrauen einsetzt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: genetische Veranlagung, Stress, Ernährung und Lebensgewohnheiten wie Rauchen und Alkoholkonsum spielen eine Rolle.

„Ich habe schon vor einigen Jahren graue Schamhaare bekommen, viel früher als auf dem Kopf! Sehr verwunderlich: Meine Schamhaare sind erstmal nur auf einer Seite grau geworden.“ (Silvia, 48 Jahre)

Graue Schamhaare: Sind die Vorurteile berechtigt?

Mit grauer Intimbehaarung geht die Vorstellung einher, dass sich auch der sexuelle Appetit, besonders bei Frauen, langsam davonschleicht. Doch was ist dran an den Annahmen, dass graue Intimhaare ein Zeichen für Alter, sexuelle Unlustoder gar Unfruchtbarkeit sind?

Natürlich sind graue Schamhaare ein Zeichen des Älterwerdens, aber das bedeutet nicht automatisch, dass die sexuelle Attraktivität oder Potenz darunter leidet.

Insbesondere Frauen wird oft unterstellt, mit grauen Schamhaaren würden sie ihre sexuelle Anziehungskraft verlieren und von der Evolution ausgemustert werden. Dieses Vorurteil hält sich hartnäckig, ist aber völlig unbegründet, wie wir immer wieder bei Tantraseminaren sehen.

„Wenn die Schambehaarung lichter wird, fühlt es sich für mich so an, als würde nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern auch die Lust an Sex verwelken. Ein richtig kräftiger grauer Busch jedoch erzeugt dieses Gefühl bei mir nicht.“ (Steffi, 58 Jahre)

„In meiner Generation wird es eher negativ beurteilt, überhaupt Schambehaarung zu tragen. Da muss man sich eher Sorgen machen, dass man mit einem jungen, weiblichen Busch von der Bettkante geschubst wird.“ (Anna, 21 Jahre)

Wie man grauen Schamhaaren entkommen kann – 3 Möglichkeiten

Wieder einmal sind es vor allem Frauen, die versuchen, den Vorurteilen zu entkommen. Viele sagen den grauen Schamhaaren den Kampf an, als könnten sie dadurch den Alterserscheinungen entrinnen. Diese drei Möglichkeiten nutzen die meisten Frauen:

1. Zupfen mit der Pinzette

Mit einer Pinzette lassen sich einzelne graue Schamhaare entfernen. Diese Methode ist zwar etwas schmerzhaft, aber in den Anfangsjahren, wenn nur wenige Haare ergraut sind, ist dies eine schnelle Lösung.

„Dauerhaft ist das sicher nicht die beste Lösung. Ich zupfe regelmäßig einzelne graue Schamhaare heraus. Aber dann habe ich Angst, dass sie nicht mehr nachwachsen und ich kahle Stellen bekomme.“ (Britta, 49 Jahre)

2. Rasieren

Wer die grauen Haare vollständig entfernen möchte, kann zum Rasierer greifen. Zwei Drittel aller deutschen Frauen und Männer enthaaren ihren Intimbereich, um dem heutigen Schönheitsdeal zu entsprechen. Durch das Rasieren verschwinden die grauen Haare zunächst komplett. Allerdings gibt es auch Nachteile: Stoppeln, eingewachsene Haare, Entzündungen und Hautirritationen können Probleme machen.

„Also mir gefallen meine grauen Schamhaare überhaupt nicht. Außerdem habe ich nur noch wenig Intimbehaarung. Deshalb rasiere ich mich lieber, anstatt dauernd die wenigen hässlichen grauen Schamhaare zu sehen.“ (Agnes, 68 Jahre)

„Mit harten Stoppeln macht Sex meiner Meinung nach viel weniger Spaß.“ (Patricia, 26 Jahre)

3. Färben

Für diejenigen, die ihre Schamhaare lieber behalten möchten, bietet sich das Färben an. Doch Vorsicht: Normale Haarfärbemittel eignen sich dafür nicht! Es gibt spezielle Färbemittel für den Intimbereich, die graue Haare effektiv abdecken.

„Ich färbe sie einfach mit Henna mit den Kopfhaaren mit: Ein Klecks in die Leibesmitte. Auslöser war ein von Männern in der Sauna geführtes Gespräch, dass sie das wahre Alter einer Frau an ihren Schamhaaren erkennen, sollten die Haare auf dem Kopf gefärbt sein.“ (Anja, 54 Jahre)

„Natürlich habe ich graue Intimbehaarung und ich schäme mich dafür nicht. Schließlich bin ich inzwischen 77 Jahre alt. Gefärbt hatte ich mal aus Spaß vor langer Zeit – lohnt sich definitiv nicht.“ (Alois, 77 Jahre)

„Mit fiel bei unseren Begegnungen jedes Mal ihr Schamhaar auf, das irgendwie zu schwarz und zu glänzend und außerdem recht glatt war. Wir haben nie darüber gesprochen, aber ich vermute, dass sie es gefärbt hatte, um sich nicht zu blamieren mit wahrscheinlich schon ergrauten Haaren. Später hat sie sich dann komplett rasiert, sicher aus dem gleichen Grund.“ (Frank, 67 Jahre)

Übrigens: Schamhaar-Toupet oder Schamhaar-Transplantate sind weitere, eher ungewöhnliche und seltene Möglichkeiten, um graue Schamhaare zu vertuschen.

Älterwerden – nichts für Feiglinge

Es zeigt sich bei diesem Thema einmal mehr, dass Altwerden nichts für Feiglinge ist (Joachim Fuchsberger.) Eigentlich sind graue Schamhaare ein natürlicher Teil unseres vergänglichen Lebens und sollten kein Grund zur Besorgnis sein.

„Ich war 17 Jahre alt, als der Schlager „Du kannst nicht immer 17 sein“ von Chris Roberts herauskam. Schon damals, als noch unschuldige, vielleicht romantisch verklärte, junge Frau, hat mich eine Stelle im Song immer berührt: „Schau in den Spiegel, wie schön du bist! Bist noch schön in den Jahren, wenn in den Haaren Silber ist.“ (Ruth, 67 Jahre)

Wenn wir mit dem Herzen der Liebe schauen, anstatt mit dem urteilenden Verstand und durch die Brille der aktuellen Schönheitsideale, dann spielen ganz andere Dinge zwischen zwei liebenden Menschen eine Rolle als die Farbe der Schamhaare. Dann wird Grau nicht zu Friedhofsblond, sondern zu Silber, und das Versteckspiel voreinander macht wirklicher Intimität Platz.