Sexueller Missbrauch: Missbrauch am Canisius-Kolleg: Viele Opfer leiden noch immer

Berlin. Wie tief ins Dunkle der 28. Januar 2010 führen würde, ahnten wohl damals die wenigsten, wahrscheinlich nicht einmal viele der Opfer. Vielleicht gerade, weil der Skandal an sich schon so unfassbar groß schien, der an jenem frostigen Januarmorgen durch Recherchen der Berliner Morgenpost aufgedeckt wurde, ging die zweite Nachricht fast unter – dass er kein Einzelereignis war. Sondern typisch für etwas, das damals weithin nicht einmal einen Namen hatte: Systematische sexuelle Gewalt an Kindern.

Der Fall: Zwei Jesuitenpatres hatten am Berliner Elitegymnasium Canisius-Kolleg in den 1970er- und 1980er-Jahren rund 100 Schuljungen sexuell missbraucht. Die Taten wurden teilweise gemeinsam organisiert. Gedeckt und vertuscht wurden sie durch Organisationen, denen auch viele Honoratioren Berlin ihre Kinder anvertraut hatten – den Jesuitenorden, der damals die Schule führte, und die Katholische Kirche.

Skandal setzte eine Enthüllungswelle in Gang

Der Skandal setzte damals eine Enthüllungswelle in Gang. Woche für Woche kamen neue Details ans Licht. Aus der Hamburger Sankt-Ansgar-Schule, wo einer der Berliner Täter nach seiner Versetzung weitere Kinder missbraucht hatte. Aus St. Blasien im Schwarzwald, einer weiteren Jesuitenschule. Aus der hessischen Odenwaldschule, wo ebenfalls Schüler über Jahre missbraucht wurden.

Jesuitenpater Klaus Mertes, ehemaliger Direktor des Canisius-Kollegs, kritisiert die katholische Kirche heute härter als 2010.<span class="copyright">dpa Picture-Alliance / Marc Tirl</span>
Jesuitenpater Klaus Mertes, ehemaliger Direktor des Canisius-Kollegs, kritisiert die katholische Kirche heute härter als 2010.dpa Picture-Alliance / Marc Tirl

Seitdem hat sich einerseits viel getan. Die Prävention wurde vorangetrieben, in Kirchen, an Schulen, im Sport. Verjährungsfristen für Missbrauchstaten beginnen heute erst mit dem E...

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