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Shitstorm gegen das Westfallen-Blatt – die Zeitung reagiert

Screenshot aus dem Westfalen-Blatt
Screenshot aus dem Westfalen-Blatt

Das Westfalen-Blatt hat sich mit einem Artikel den Zorn vieler Twitter-User zugezogen. Am Sonntag erschien in der zum Westfallen-Blatt gehörenden OWL am Sonntag „der gute Rat am Sonntag“ von einer Diplom-Psychologin zum Thema Kinder und Hochzeit zwischen Männern. Darin fragte ein Mann, ob es für seine beiden Töchter verstörend sein könnte, einer Hochzeit zwischen zwei Männern beizuwohnen. Die Psychologin riet dem Mann, die Kinder lieber daheim zu lassen, um  die Kinder nicht zu verwirren.

Die Reaktion der Twitter-Gemeinde ließ nicht lange auf sich warten. Hunderte zwitscherten ihr Unbehagen über diese Aussage der Psychologin. Viele warfen der Frau und dem Westfallen-Blatt mittelalterliches Denken und Homophobie vor. Die Zeitung selber sah sich nun gezwungen eine Stellungnahme in eigener Sache zu verfassen. Ob das die Netz-Gemeinde beruhigt?

Screenshot Twitter
Screenshot Twitter



Hier die originale Stellungnahme vom Westfallen-Blatt:

Zu der Kolumne »Unsere Töchter schützen«, erschienen am 17. Mai in der zur Unternehmensgruppe WESTFALEN-BLATT gehörenden Sonntagszeitung »OWL am Sonntag«, nimmt unser Haus wie folgt Stellung:

Sollte die Einschätzung der Diplom-Psychologin Barbara Eggert Ihre Gefühle verletzt haben, so bedauern wir das außerordentlich. Wir bitten dafür ausdrücklich um Entschuldigung und versichern, dass uns nichts ferner lag als das. Wir haben Verständnis dafür, wenn beim Lesen insbesondere der kurzen Fassung der Kolumne »Guter Rat am Sonntag« der Verdacht der Homophobie entstehen konnte. Das WESTFALEN-BLATT weist aber zugleich den Vorwurf zurück, der Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit das Wort reden zu wollen.

Sehr selbstkritisch müssen wir einräumen, dass in der Kolumne so formuliert wird, dass der Text Kritik geradezu herausfordert. Das ist unzweifelhaft eine gravierende journalistische Fehlleistung, die die Redaktion in vollem Umfang zu verantworten hat. Wenn die Rede davon ist, dass die Kinder »verwirrt werden« könnten, dann fehlt zwingend die Erklärung, woraus dies resultieren könnte – nämlich nicht aus dem Besuch einer Hochzeit zweier Männer an sich, sondern dadurch, dass den beiden Töchtern des Ratsuchenden bisher jegliche Aufklärung über Homosexualität fehlt.

Diese Entscheidung der Eltern ist sicher für sich genommen diskussionswürdig. Wir halten sie mit Blick auf das Alter der Töchter - die Mädchen sind acht und sechs Jahre alt – allerdings durchaus für legitim. Selbstredend kann das jeder Erziehungsverantwortliche für sich selbst und seine Schutzbefohlenen natürlich anders sehen und handhaben. Diese Eltern aber haben für sich so entschieden, und auf dieser Entscheidung wiederum fußt der Rat unserer Autorin.

Barbara Eggert erklärt persönlich: »Hier geht es nicht um meine Weltanschauung oder einen gesellschaftlichen Konflikt, sondern um ein ganz privates, nicht repräsentatives Problem eines verunsicherten Vaters. Ich habe ihm geschrieben, dass seine Kinder vielleicht nicht liberal genug erzogen wurden und ihm geraten, ein offenes Gespräch mit seinem Bruder zu suchen, um seinen Standpunkt zu erklären. Ich bin der Meinung, dass man alle Menschen ernst nehmen und respektieren muss, auch die, und gerade die, die anders denken als man selbst, alles andere würde mir intolerant erscheinen.«

Geradezu absurd ist vor diesem Hintergrund der Verdacht, das WESTFALEN-BLATT empfehle »Kinder von Homosexuellen fernzuhalten«. Dem widerspricht schon das geschilderte Ausgangsszenario seitens des Familienvaters, wonach seine beiden Töchter in gutem Kontakt zu ihrem Onkel stehen. Auch ging es im vorliegenden Fall um eine ganz konkrete Lebenssituation und nicht um eine generelle Handlungsempfehlung. Diese steht uns weder zu noch würden wir sie uns anmaßen.

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