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"Sing meinen Song": Diese "Horror-Erinnerungen" belasten Michael Patrick Kelly

In der siebten Folge von "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert" stand Gastgeber Michael Patrick Kelly im Mittelpunkt. Der 41-Jährige sprach über Depressionen, seine Zeit im Kloster und Suizidgedanken.

Michael Patrick Kelly ist bsiweilen nah am Wasser gebaut: Als der 41-Jährige vor zwei Jahren Teilnehmer der VOX-Show "Sing meinen Song" war und auf sein Leben zurückblickte, kullerten bei ihm die Tränen. Zwei Jahre später ist Kelly nun Moderator der aktuellen Tauschkonzert-Staffel. In der siebten und letzten regulären Folge stand sein musikalisches Werk im Mittelpunkt. "Ich hatte nicht vor, noch mal den Schlosshund zu spielen und zu heulen", prognostizierte er - doch es kam anders ...

Michael Patrick Kelly hat ein bewegtes Leben hinter sich: Mit der Kelly Family brach er in den 90-ern sämtliche Rekorde. Als ihm alles zu viel wurde, ging er für sechs Jahre ins Kloster. Danach startete er eine Solokarriere, für die seine Teilnahme an "Sing mein Song" nicht unerheblich war. "Als ich vor drei Jahren mit meinem Album kam, sagten die Radioleute: 'Tolle Songs, aber Kelly spielen wir nicht'. Die hatten einfach alle ein Image im Kopf und dachten, ich wäre in den 90-ern steckengeblieben. Bei 'Sing meinen Song' konnte ich zeigen, dass ich ein Mann geworden und meine Musik sich entwickelt hat", bilanzierte er. "Ich bin sehr glücklich, dass ich in den letzten Jahren als Soloartist diese Wertschätzung und Anerkennung für meine Musik bekomme."

Horror-Erinnerungen an die Kelly Family

Johannes Oerding, der an diesem Abend die Moderation übernahm, brachte Kelly allerdings dazu, noch einmal tief in die Vergangenheit einzutauchen - zum Beispiel in jene Zeit, als er mit seiner Familie in einem Schloss lebte. "Irgendwann war halt so viel Geld da, dass man sich ein Schloss leisten konnte. Nur hat sich dieses Schloss zu einem Käfig entwickelt. Ich konnte eine Zeit lang nirgends frei rumlaufen ohne Bodyguards. Sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. Das war für mich eine Zeit, die nicht mehr schön war", erzählte Kelly seinen Kollegen. Wie schwer es war, die tourende Großfamilie zusammenzuhalten, hielt er in dem Kelly-Family-Song "One More Song" fest, den Milow coverte. "Ich verbinde mit dem Song Hoffnung. Das ist der letzte Schrei nach Zusammenhalt", so Kelly. "Eine Band zusammenzuhalten, ist nicht einfach. Aber wenn es dann noch deine Geschwister sind ... Es gibt wunderschöne Erinnerungen, aber es gibt auch Horror-Erinnerungen."

Die persönliche Krise von Michael Patrick Kelly

Doch Oerding hatte noch mehr Fragen. "'I remember a state of suicide', heißt es in deinem Song 'Hope'. Vielleicht kannst du erklären, was da los war?", fragte er. "Mit Anfang 20 hatte ich eine ziemlich heftige persönliche Krise", erklärte Kelly. "Ich war depressiv und habe eine ganz große innere Leere gespürt. Das ist paradox, denn ich lebte in einem riesigen Schloss - aber ich war sehr unglücklich."

Sogar Suizidgedanken habe er damals gehabt. "Im entscheidenden Moment, wo ich mein Leben hätte beenden können, habe ich es nicht gemacht. Es gab eine für mich bis heute unerklärliche Einwirkung. Ich habe einfach gespürt, dass das nicht der Weg ist." Jahre später verarbeitete er diese Gedanken in "Hope" - das Oerding im Rahmen des Tauschkonzerts coverte.

Für Kelly ist es ein ganz besonderer Song, mit dem er Menschen, die in einer ähnlichen Situation stecken, Mut machen möchte. Oerding textete den Song auf Deutsch um - und schon bei der ersten Zeile fing Kelly an zu schluchzen. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch mal so berührt werde wie vor zwei Jahren." Danach lagen die beiden sich lange in den Armen. "Danke für alles, was du hier erzählst", flüsterte Oerding Kelly ins Ohr. "Das ist wirklich sehr inspirierend. Dein Mut, auch mal mehr zu erzählen und rauszulassen."

Doch nicht nur davon zeigte Johannes Oerding sich beeindruckt. "Was viele nicht wissen: Als du ins Kloster gegangen bist, hast du dein ganzes Vermögen abgegeben", sagte er. "Es gibt einen Satz von Jesus, in dem er sagt: Wer sich verliert, der wird sich finden. Und ich wollte mich wirklich finden als Mensch", erklärte Kelly. "Das finde ich unglaublich", entgegnete Oerding. "Ach du Johannes, leb mal drei Tage mit mir, dann weißt du, wer ich bin. Das ist nicht immer alles so toll. Da ist auch ein Arschloch in mir", antwortete Kelly. Das könne er sich nicht so richtig vorstellen, gestand Wincent Weiss. Doch Kelly blieb selbstkritisch. "Ich bin ein Mensch wie jeder andere. Ich habe Schwächen, ich mache Fehler. Ich habe Menschen verletzt, ich habe mich selber verletzt. Ich habe wahrscheinlich alle zehn Gebote hunderte Male gebrochen", erinnerte er sich. "Aber darum geht es nicht. Es geht um dieses noch mal Aufstehen, jedes Mal, wenn man auf die Nase fliegt." Weise Worte in der letzten regulären "Sing meinen Song"-Folge vor den Duetten.