Sing meinen Song, Folge 4: Der „Hip-Hop-Bösewicht“ ganz zahm und kuschelig

Harter Rapper? Knuddelbär! In der heutigen Folge zeigte Rapper, Produzent und Labelboss Moses Pelham, wie gerne er Gruppenumarmungen mag. (Bild: VOX / Markus Hertrich)
Harter Rapper? Knuddelbär! In der heutigen Folge zeigte Rapper, Produzent und Labelboss Moses Pelham, wie gerne er Gruppenumarmungen mag. (Bild: VOX / Markus Hertrich)

Harte Schale, weicher Kern: Für wenige in der deutschen Musiklandschaft gilt das so sehr wie für den Produzenten, Rapper und Labelboss Moses Pelham. In der vierten Folge der aktuellen Staffel von „Sing meinen Song“ drehte sich alles um „Big Daddy Mo“ und sein umfangreiches Schaffen. Und da zeigte sich Moses so gar nicht als Rap-Rüpel sondern eher als bestens gelaunter und Teddybär mit Dauergrinsen und vieeeeel Liebe zur Musik.

Zu Beginn gab es erst einmal eine Gruppenumarmung – und eine Geschichtsstunde. Mit wenigen Namen ist die deutsche Popmusik nämlich so sehr verknüpft wie mit Pelham. Der brachte mit seinem Hip-Hop-Duo Rödelheim Hartreim Projekt den deutschen Hip-Hop auf die Landkarte und zeigte, dass es in der Bundesrepublik neben dem Pop-Sound der Fantastischen Vier (damals seine ungeliebten Konkurrenten) noch ganz andere, härtere Rap-Kaliber mit Street-Credibility gibt. Mit Songs wie „Höha, Schnella, Weita“ zementierte Pelham seinen Ruf als „Hip-Hop-Bösewicht, Bad Boy, Chefgott, Gangster aus Frankfurt“ (Zitat The BossHoss). Dabei zeigte er sich diesen Abend von einer ganz, ganz anderen Seite.

Pelhams Begeisterung ist ansteckend. Man merkt ihm die Freude an, seine Stücke interpretiert von seinen Kollegen zu hören – er springt auf, lacht, klatscht. Auch nach Jahren als erfolgreicher Musiker ist er immer noch begeisterungsfähig wie ein Kind. Das merkt man vor allem, als er erzählt, dass er sich jeden Morgen aufs Neue freut, an Songs arbeiten zu können.

The BossHoss rocken höher, schneller, weiter

Zuerst aber nahmen sich die Gastgeber The BossHoss dem Song „Höha, Schnella, Weita“ an – und machten aus dem Gangsta-Rap-Stück einen swingenden Rock. Das „Harte Jungs“-Gehabe, von dem der Song lebt, nahm man den Cowboys zwar nicht ab – und auch die Rap-Parts klangen nicht so ganz tough. Pelham bereitete diese Version allerdings soviel Freude, dass er das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekam. Dann muss Mo den anwesenden Popmusikern erstmal erklären, warum Rap gerne mal auf dicke Hose macht – und dass er es schon ernst, aber nicht zu ernst nahm. Nach einer kurzen Diskurs ganz tief in die Vergangenheit (Moses’ 1988er-Single „Twilight Zone“ – Pelham mit Prinz-von-Bel-Air-Frisur und auf Englisch). Dann ging’s weiter in der Musikhistorie…

Stefanie Kloß macht ihre Sache eigentlich gut

Pelham schrieb nämlich nicht nur mit dem Rödelheim Hartreim Projekt deutsche Musikgeschichte – sondern gilt auch als Entdecker und Produzent von Xavier Naidoo. Dessen Song „Eigentlich Gut“ nahm sich Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß an. Daraus machte Stefanie Kloß eine groovende Akustikgitarren-Nummer, beim Chorus ging es dann ordentlich zur Sache. Es hätte auch ein Silbermond-Song sein können, hättenicht plötzlich Kloß zu rappen angefangen – und das teilweise auf Englisch! Fazit? Nomen es omen: „Eigentlich gut“. Fand auch Moses P: „Toll, toll, toll!“.

Paddy Kelly führt uns ins Licht und findet Mo sehr nett

Auch Michael Patrick Kelly (von den anderen Kandidaten „Stadion-Paddy“ genannt) nahm sich der Musik von Xavier Naidoo an. Den wird das sicher gefreut haben – war Naidoo schließlich in der Vergangenheit der Gastgeber von „Sing meinen Song“. Paddy meinte es mit den Komplimenten beinahe zu gut, nannte Xavier und Moses „die John Lennon und Paul McCartney des deutschen Soul“. Er nahm sich den Song „Führ mich ans Licht“ vor – und führte in hoher Stimmlage durch die Ballade. Dann gab’s erstmal Kuschelstunde zwischen Moses und Paddy. Moses lobte seine Performance, Paddy gestand, wie er sich in Moses getäuscht hatte. „Ich habe immer, du bist böse, böse, böse“. Ist er aber gar nicht! Nur ein Problem sieht Pelham in all der Sympathiebekundung für ihn: „Das Problem ist, nach dieser Sendung ist mein Gangster-Image im Arsch!“.

Glashaus schwimmen gegen den Strom

Für seine eigene Performance lud sich Moses einmal mehr Glashaus-Sängerin Cassandra Steen auf die Bühne. Zusammen performten sie die atmosphärische Electro-Pop-Nummer „Gegen den Strom“. Einmal mehr wird einem bewusst, wie wichtig Moses Pelham nicht nur für die deutsche Popmusik, sondern auch für den Soul hierzulande war. Die Kollegen sind begeistert.

Gentleman singt Mo einen Song

Gentleman ist voller Lob für Pelham – für dessen Melancholie, Tiefgang, aber auch dessen ruhige Persönlichkeit. „Wenn ich nervös bin, dann guck ich dir in die Augen. Du strahlst du eine unfassbare Ruhe aus“, sagt er – und legt los. Gentleman auf deutsch – das ist immer noch ungewohnt. Der Reggae-Musiker suchte sich das Glashaus-Stück „Mo’s Song“ aus – und brach das Stück trotz fulminantem Start ab und begann nochmal. Moses hielt nichts auf der Couch: Begeistert sprang er auf und lauschte dem Tribute seines Kollegen. Vom musikalischen her war Gentleman’s Performance das Außergewöhnlichste – eine atmosphärische Ballade. Vor Begeisterung gab es erstmal eine Gruppenumarmung von Moses. Und dann war ein weiteres Kapitel in Pelhams Historie dran.

Lena liebt dich nicht

Natürlich durfte auch ein Lied von Sabrina Setlur nicht fehlen. Setlur, Pelhams Schützling, war Ende der Neunziger immerhin die bekannteste deutsche Rapperin. Lena war sechs Jahre alt, als „Du Liebst Mich Nicht“ an die Spitze der deutschen Charts kletterte – Pelhams erste Nummer Eins. Genau diesem Stück – einen wütenden Trennungs-Song – nahm sich Lena an und lieferte eine tadellose Performance. „Das ist ein brutales Lied für sie. Das hat mir sehr gut gefallen“, meine Moses. Auch den anderen gefiel’s sichtlich – obwohl Mark Forster ein wenig Angst hatte: „Ich krieg immer ein bisschen Angst vor Lena, wenn sie so harte Sachen sagt“, so Forster.

Was immer es ist: Mark Forster singt es …

Eine besondere Beziehung zu Pelhams Stücken hat Mark Forster. „Für mich war die Songauswahl das Schwerste, weil ich dein Werk so gut kenne. Es gibt soviele Songs, die zum Soundtrack meines Lebens gehören. Das macht es so schwer”, erzählte er – und zeigte im Anschluss, wie man sich ein Stück einverleibt und es zu seinem eigenen macht. Die Glashaus-Nummer „Was immer es ist“ aus dem Jahr 2001 brachte der Popstar virtuos ins Jahr 2017 und machte daraus einen Mark-Forster-Song, der genau so auch heute in den Charts stehen könnte. Pelham war hin und weg: „Direkt auch geforstert den Track“. Im Anschluss erklärte Forster nochmal, dass er ohne die Musik von Moses heute nicht hier wäre und erntete – wie sollte es anders sein – eine dicke Umarmung.

…und gewinnt es!

Das Beste zum Schluss: „Ihr wart alle brutal“, lobte Pelham seine Kollegen – und überreichte dann die Gewinnerukulele mit den Worten „Ach, du Arsch“ an Mark Forster. Und das völlig zurecht. „Ich bin unfassbar dankbar“, sagte Pelham – und grinste einmal mehr wie ein Honigkuchenpferd. Anschließend gab es Dank von Forster an seinen Vater – für seine erste Stereoanlage, über die er dann Moses-Pelham-Songs hörte. Und dann? Natürlich eine Gruppenumarmung! Und dann summiert Gentleman das Feeling des Abends nochmal: „Ich will ihn die ganze Zeit knuddeln!“