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„Sing meinen Song“, Folge 4 mit Marian Gold: Rausgeschmissen wegen Welthit

Alphaville-Sänger Marian Gold schwelgte bei „Sing meinen Song“ in Erinnerungen. (Bild: MG RTL D/Markus Hertrich)
Alphaville-Sänger Marian Gold schwelgte bei „Sing meinen Song“ in Erinnerungen. (Bild: MG RTL D/Markus Hertrich)

„Endlich kommt Weltflair hier nach Südafrika“, freute sich Mark Forster. In Folge 4 von „Sing meinen Song“ drehte sich alles um Alphaville-Frontmann Marian Gold und seine 35 Jahre umfassende Karriere.

Die Geschichte des Abends

Die führte natürlich und unvermeidlich zurück in die Achtziger. Gold erinnerte sich da an seine ersten musikalischen Gehversuche mit Alphaville. Anders als etwa bei Reamonn, Wir sind Helden oder Revolverheld hatte damals keiner in der Band irgendwelche Instrumentenkenntnisse. „Wir hatten von Tuten und Blasen keine Ahnung“, erklärte der Sänger. Dank technischer Neuerungen wie Drumcomputern und Sequenzern konnten die Berliner dennoch Musik machen. „Die zweite Nummer, die wir auf diese Weise geschrieben haben, war ‘Big In Japan’“, sagte Gold grinsend.

Dazu folgte auch gleich ein Video des ersten Alphaville-TV-Auftritts von 1984, den die Band, warum auch immer, in dicken Strickpullis durchzog. „Die Dinger haben gekratzt wie Sau und waren irre warm“, erinnert er sich kopfschüttelnd. Zu diesem Zeitpunkt war er gerade in der Küche einer Kneipe angestellt. „Irgendwann wurde es dem Koch dann zu viel. Als ‘Big In Japan’ an einem Tag zum dritten Mal im Radio kam, meinte er: ‘Du gehörst hier nicht hin, ich schmeiß dich jetzt raus’“ – „Rausgeschmissen wegen Welthit“, wie Gastgeber Mark Forster ganz treffend formulierte.

Rea Garvey mit „Big In Japan“

Der musikalische Abend startete dann auch gleich mit dem Alphaville-Durchbruchshit. Rea Garvey, ausnahmsweise mal sichtlich eingeschüchtert, wählte den Song, weil er die Band zu Helden seiner Kindheit machte. Die Nervosität war aber ganz umsonst: Kaum startete seine epische Drum’n’Bass-Interpretation des Stücks, hielt es die anderen schon nicht mehr auf dem Sofa. Der Synthie waberte düster-bedrohlich, während der Sänger gewohnt energisch die Bühne unsicher machte. Die Lobhudeleien für die „Naturgewalt“ Garvey nahmen anschließend kaum ein Ende – zu Recht, muss man sagen.

Warum landete Rea Garvey im Gefängnis? Das erfuhr der Zuschauer in Folge 2

Mary Roos mit „I Die For You Today“

Ganz andere Töne schlug anschließend Mary Roos an: Die Schlagersängerin verriet so nebenbei, dass sie mächtig in Gold verknallt war – der ist jedoch leider schon glücklich verheiratet. Seinen 2010er Power-Pop-Song „I Die For You Today“ verwandelte die Chanteuse in eine wunderbar soulige Ballade, bei der sie die ganz großen Gefühle auspackte und auf der Bühne richtig mitlitt, dabei aber trotzdem herrlich unprätentiös blieb. Garvey war den Tränen schon nahe, bevor der erste Ton überhaupt gesungen war und auch der Rest der Gruppe schien mächtig ergriffen von der Performance von Roos, die jetzt schon die Siegerin der Herzen zu sein scheint.

Judith Holofernes mit „Jet Set“

Für eine der großen Überraschungen des Abends sorgte Holofernes, da sie den Song „Jet Set“ – man glaubt es kaum – wirklich mal auf Englisch beließ und nicht umdichtete – eine Premiere in der aktuellen „Sing meinen Song“-Staffel. „Der hat ganz viel Text“, bemerkte die Sängerin schon vorab, dabei sollte sie das ja eigentlich von ihren eigenen Songs gewohnt sein. Mit Bläsern und Gitarrensolo machte sie aus „Jet Set“ einen fröhlichen, gut gelaunten Pop-Rock-Song, der zwischenzeitlich etwas holprig wirkte, der Holofernes’sche Charme konnte das jedoch immer wieder gutmachen. Einen höheren Spaßfaktor gab es an diesem Abend wohl kaum.

In Folge 3 stand Judith Holofernes im Mittelpunkt: So lief die Sendung

Zwischendurch packte Gold ­– immer wieder als „Legende“, „Sexsymbol“ und „Weltstar“ gepriesen – stetig neue nostalgische Geschichten über die „wilden Achtziger“ aus. Da war er mal Teil der Hausbesetzer-Szene im gespaltenen Berlin, dann übernachtete er als Obdachloser in der U-Bahn, irgendwann davor war er noch Teil einer geheimen Militäreinheit, bevor er unehrenhaft entlassen wurde. Die erste Version von „Forever Young“ sang er übrigens wegen des Halleffekts in einem Treppenhaus ein. Drogen, Bahnhof Zoo, „No tomorrow“ – man kennt das ja.

Marian Gold mit „Because Of You“

Der Mann des Abends entschied sich, sein düsteres Liebeslied “Because Of You” aufzuführen. Wenig überraschend gab es hier mal wieder Drama, Drama, Drama – und zwar mit einer Wucht, die dem Rest der Gruppe fast die Sprache verschlug. In einem fast schon opernhaften Gesangsstil legte Gold die ganze Schwere seiner Existenz in diese Performance, während sein Publikum bemüht betroffene Blicke aufsetzte.

Leslie Clio mit „Song For No One“

Weitaus lässiger ging es da bei Leslie Clio zu: Die verwandelte den albern-überdrehten Disco-Hit “Song For No One” in eine entspannte Soul-Pop-Nummer und machte kurzerhand die Holofernes, indem sie eine selbst geschriebene Strophe hinzufügte – und rappte! Das Ergebnis regte zum Mitwippen an, der große Wow-Effekt blieb jedoch aus.

Mark Forster mit „Flame“

Spätestens, als Mark Forster in Stellung ging, war Clio auf jeden Fall vergessen, der hatte sich für die Ballade „Flame“ nämlich mal eben das Gitarre spielen beigebracht. Auf der verspielte er sich gleich zu Beginn, seine Technik war auch eher ungewöhnlich – es ist aber auch gemein: Da steht man vor Gitarren-Profis wie Holofernes, Garvey und Strate und muss irgendwie versuchen, professionell zu wirken. Das Risiko hat sich jedoch gelohnt, denn seine reduzierte und sehr verletzliche Version des Songs war vielleicht nicht die musikalisch stärkste Leistung, dafür aber einer der rührendsten Momente der Sendung.

Johannes Strate mit „Forever Young“

Am besten hört man natürlich immer mit einem Knall auf, und der war mit Johannes Strates Interpretation des Alphaville-Megahits „Forever Young“ garantiert. Der Revolverheld-Sänger war angesichts dieser großen Aufgabe mächtig nervös, und das nicht ganz zu Unrecht, wie ihn auch seine Mitstreiter fühlen ließen. Letztlich sorgte er für riesige Begeisterung, indem er aus dem Song eine gut gelaunte College-Pop-Rock-Nummer mit regelrechtem Mitgröhl-Refrain machte und so den Stimmungsbogen wieder gekonnt nach oben schraubte.

Die Konfettikanone

Die ging sehr überraschend an Mary Roos. Die hat zwar weder die originellste noch die mutigste Performance des Abends abgeliefert, als gute Seele der Runde aber die Sympathiepunkte sicher und mit ihrer ergreifenden Darbietung von „I Die For You Today“ anscheinend doch noch das Herz ihres früheren Schwarms Marian Gold erobert.

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