Sinnvoll oder nicht? - Tierkrankenversicherung: Kosten, Leistungen und Alternativen

Tierkrankenversicherung: Sinnvoll oder teures Extra?<span class="copyright">Imago/Westend61</span>
Tierkrankenversicherung: Sinnvoll oder teures Extra?Imago/Westend61

Ist Ihr Haustier erkrankt oder verletzt sich bei einem Unfall, droht eine kostspielige Behandlung oder eine notwendige Operation beim Tierarzt. Mit einer Tierkrankenversicherung schützen Sie sich vor diesen finanziellen Belastungen. Aber ist eine solche Versicherung wirklich sinnvoll?

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Was ist eine Krankenversicherung für Tiere?

Eine Tierkrankenversicherung übernimmt die Kosten für tierärztliche Behandlungen, Operationen und Medikamente.

  • Wie funktioniert sie?

Die Versicherung übernimmt einen großen Teil der Tierarztkosten, oft mit einer Selbstbeteiligung.

  • Wer braucht sie?

Vor allem Besitzer von Tieren mit erhöhtem Krankheits- oder Unfallrisiko profitieren von einer solchen Versicherung.

  • Mit welchen Kosten müssen Sie rechnen?

Die Beiträge variieren stark je nach Alter und Rasse des Tieres sowie dem gewählten Tarif.

  • Gibt es Alternativen?

Ja, z.B. regelmäßiges Ansparen eines Notgroschens für Tierarztkosten.

Welche Tierkrankenversicherungen gibt es?

Es gibt verschiedene Krankenversicherungen für Haustiere wie Hunde, Katzen oder Pferde, einige Anbieter bieten auch Versicherungsschutz für Kaninchen an. Diese Versicherungen decken die hohen Kosten ab, die bei einer Operation oder einer schweren Erkrankung des Tieres entstehen können.

Arten der Krankenversicherung für Haustiere

  • OP-Versicherung: Diese übernimmt die Kosten für Operationen einschließlich der Voruntersuchungen und der Nachsorge. Einige Anbieter beschränken sich auf unvorhergesehene Operationen, etwa bei einem Unfall oder einer Magendrehung. Alle anderen medizinischen Behandlungen, die nicht in direktem Zusammenhang mit einer Operation stehen, müssen selbst getragen werden.

  • Vollversicherung: Eine Vollversicherung deckt neben den Operationskosten auch nichtoperative Behandlungen ab. Diese Tarife werden häufig in zwei Kategorien unterteilt: günstigere und teurere Vollversicherungstarife. Die günstigeren Varianten übernehmen verschiedene Tierarztkosten für die Behandlung von Krankheiten und oft auch für Behandlungen im Ausland oder die Unterbringung in einer Tierklinik. Die Premiumtarife bieten darüber hinaus Kostenübernahmen für Vorsorgeuntersuchungen, Homöopathie, Physiotherapie und Zahnbehandlungen.

Wichtiger Hinweis:

Vorsorgeuntersuchungen und Routinebehandlungen wie jährliche Impfungen und Wurmkuren sowie die damit verbundenen Allgemeinuntersuchungen werden oft nicht vollständig übernommen. Stattdessen bieten viele Versicherungen eine jährliche Pauschale für diese Kosten an.

Was deckt die Tierkrankenversicherung ab und was nicht?

Die Tierkrankenversicherung erstattet die Tierarzt- und Operationskosten für ambulante, stationäre und chirurgische Behandlungen einschließlich der Kosten für Medikamente, Unterbringung und Diagnostik. Übernommen werden nur medizinisch notwendige Behandlungen. Beispielsweise übernehmen viele Versicherer keine Kastration oder Sterilisation, wenn diese nicht medizinisch notwendig ist. Auch Tätowierungen oder die Kennzeichnung mit einem Mikrochip sowie Erbkrankheiten werden nicht von allen Versicherern übernommen.

Tierarztpraxen berechnen in der Regel für alle Behandlungen den dreifachen Satz der Gebührenordnung (GOT) für Tierärzte. Der Versicherer übernimmt in der Regel nur den zweifachen Satz. Nur in begründeten Fällen, z.B. bei Notfällen, kann bis zum dreifachen Satz gezahlt werden. Üblich ist auch, dass nur 80 Prozent der erstattungsfähigen Kosten übernommen werden, so dass ein Selbstbehalt von 20 Prozent anfällt. Manche Versicherer übernehmen die Tierarztkosten nur bis zu einer bestimmten jährlichen Summe, zum Beispiel bis zu 2.500 Euro.

Die Gebührenordnung, der Selbstbehalt und die Begrenzung der jährlichen Kosten führen dazu, dass bei Untersuchungen und Behandlungen trotz Versicherung unter Umständen ein größerer Teil der Kosten selbst getragen werden muss. Der Tierarzt bzw. die Tierarztpraxis kann frei gewählt werden, auch Tierkliniken. Es kann jedoch vorkommen, dass der bei Abschluss der Versicherung gewählte Haustierarzt aufgesucht werden muss.

Wie viel kostet eine Tierkrankenversicherung?

Die Kosten einer Tierkrankenversicherung variieren stark je nach Leistungsumfang. Reine OP-Tarife sind günstiger als Vollversicherungstarife, Premiumtarife am teuersten. Katzen können ab ca. 12,53 Euro pro Monat versichert werden, die Krankenversicherung für Pferde kostet ab 164 Euro pro Monat. Ältere Tiere verursachen höhere Prämien als jüngere, und auch bestehende Tarife werden regelmäßig an das Alter des Tieres angepasst. Ab einem bestimmten Alter ist eine Versicherung oft nicht mehr möglich.

Was beeinflusst die Höhe der Kosten?

  • Alter

  • Rasse

  • Leistungsumfang

  • Haltungsform bei Katzen

Beispiele:

Die Kosten einer Hundekrankenversicherung für einen einjährigen Dackel betragen 23,90 Euro pro Monat. Diese Versicherung beinhaltet eine Selbstbeteiligung von 20 Prozent und die Erstattungssätze betragen 500 Euro pro Jahr für Behandlungen und 2.500 Euro für Operationen. Die Abrechnung erfolgt nach dem 3-fachen GOT-Satz. Die Leistungen umfassen die Unterbringung in einer Tierklinik (bis zu 500 Euro), Medikamente (bis zu 500 Euro), alternative Heilmethoden wie homöopathische Behandlungen bis zur Höhe der Versicherungssumme sowie die volle Erstattung von Operationen und Kastrationen.

Eine Katzenkrankenversicherung für eine einjährige Britisch Kurzhaarkatze, die als Wohnungskatze gehalten wird, kostet 12,53 Euro pro Monat. Diese Versicherung hat keine Selbstbeteiligung und unbegrenzte Erstattungssätze, ebenfalls nach dem 3-fachen GOT-Satz. Die Leistungen umfassen eine 80-prozentige Erstattung für die Unterbringung in einer Tierklinik, Kastrationen, Medikamente, alternative Heilmethoden und Operationen.

Die Kosten einer Pferdekrankenversicherung für ein zweijähriges Pferd betragen 164,01 Euro pro Monat. Die Versicherung hat eine Selbstbeteiligung von 500 Euro und unbegrenzte Erstattungssätze nach dem 2-fachen GOT-Satz. Abgedeckt sind ambulante und stationäre Behandlungen, Operationen, Medikamente, Vorsorgemaßnahmen und alternative Heilmethoden.

Warum die Leistungen oft nicht ausreichen

  • Tierkrankenversicherungen weisen oft Leistungslücken auf. Teure Behandlungen wie die Korrektur angeborener oder genetischer Anomalien werden von den Versicherern häufig ausgeschlossen. Dies betrifft Krankheiten wie Hüftgelenksdysplasie bei Hunden oder Atemwegserkrankungen bei bestimmten Rassen.

  • Auch Kastrationen und Sterilisationen, selbst wenn sie medizinisch notwendig sind, werden oft nicht übernommen. Darüber hinaus sind präventive Behandlungen, Impfungen und Parasitenbehandlungen meist ausgeschlossen oder werden nur teilweise übernommen.

  • Die Versicherungssummen sind häufig durch Jahreshöchstsummen begrenzt, die je nach Tarif variieren. Diese Begrenzungen erschweren einen ausreichenden Versicherungsschutz. Zudem steigen die Prämien mit dem Alter des Tieres, während die Leistungen oft eingeschränkt sind.

  • Zudem können die Versicherer nach einem Schadensfall außerordentlich kündigen, so dass bei steigenden Behandlungskosten der Versicherungsschutz verloren gehen kann. Tierkrankenversicherungen sind daher oft kein Rundum-Sorglos-Paket und rechtfertigen unter Umständen nicht den finanziellen Aufwand.

Lohnt sich eine Tierkrankenversicherung?

Niedrige Beiträge erhalten nur Tierhalter, die ihr gesundes Tier frühzeitig versichern. Allerdings zahlen sie dann über viele Jahre Beiträge. Deshalb sollte man sich gut überlegen, ob sich die Versicherung langfristig lohnt. Standardleistungen wie Impfungen oder Kastrationen bzw. Sterilisationen sind oft nicht im Versicherungsschutz enthalten. Eine Versicherung soll vor finanziellen Risiken schützen, die die Existenz bedrohen. Haftpflicht- und Hausratversicherungen sind deshalb besonders wichtig, weil die Schäden, die sie abdecken, in die Hunderttausende gehen können. Das ist bei einem kranken Haustier nicht der Fall. Natürlich kann eine Behandlung unerwartet teuer werden, vor allem wenn eine Operation notwendig ist. Aber auch Operationen sind in der Regel nicht so teuer, dass sie regelmäßige Beitragszahlungen rechtfertigen würden.

Es gibt weitere Gründe, warum eine Tierkrankenversicherung oft nicht sinnvoll ist: Entweder sind die Leistungen sehr begrenzt oder die Prämien sehr hoch. Außerdem sind die Vertragsbedingungen oft ungünstig und es gibt Alternativen zur Versicherung.

Welche Alternativen gibt es?

Neben einem allgemeinen Notgroschen, der immer für unvorhergesehene Ausgaben zur Verfügung stehen sollte, gibt es Alternativen zur Tierkrankenversicherung, um hohe Tierarztrechnungen zu vermeiden oder zu begleichen.

Vorsorge

Wie beim Menschen können auch bei Haustieren ernsthafte Erkrankungen frühzeitig erkannt und damit besser, schneller und kostengünstiger behandelt werden. Regelmäßige Gesundheits-Checks sind daher unerlässlich. Dazu gehören notwendige Impfungen und regelmäßige Wurmkuren, um teure und langwierige, möglicherweise chronische Erkrankungen zu vermeiden.

Durch umsichtiges Verhalten können bestimmte Risiken zusätzlich verringert werden, wie z.B. die Magendrehung, die vor allem bei großen Hunden auftritt und eine teure Operation erfordert. Dieses Risiko kann verringert werden, indem der Hund mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt erhält und sich nach dem Fressen ausruht.

Das Unfallrisiko kann auch durch umsichtiges Verhalten verringert werden. So sollte ein Hund an der Straße angeleint werden, und Fenster und Balkone sollten so gesichert werden, dass eine Katze nicht herausfallen kann.

Operationskostenversicherung

Eine Alternative kann eine reine Operationskostenversicherung sein, um zumindest einen Teil der teuren Operationskosten erstattet zu bekommen. Die Beiträge für solche Tarife sind niedriger als für umfassendere Policen.

Finanzielle Rücklage bilden

Es ist auch möglich, ganz auf eine Tierkrankenversicherung zu verzichten und stattdessen eine finanzielle Rücklage für den Ernstfall zu bilden und Geld auf einem Notfallkonto zu reservieren. Anstelle der jährlichen Versicherungsbeiträge in Höhe von 500 Euro können diese auch auf ein separates Konto überwiesen werden. Alternativ kann auch das Tagesgeldkonto des Girokontos genutzt werden. Bei einigen Anbietern wie der DKB können mehrere Tagesgeldkonten als Unterkonten eröffnet werden. Auf diese Weise kann beispielsweise für eventuelle Tierarztkosten vorgesorgt werden. Falls diese Rücklagen nicht benötigt werden (was zu hoffen ist), steht das angesparte Geld später zur Verfügung.

Die Prämien- und Leistungsunterschiede zwischen den Anbietern von Tierkrankenversicherungen sind erheblich. Im Zweifelsfall empfiehlt sich eine unabhängige Beratung, etwa durch spezialisierte Berater.

Was ist bei der Auswahl zu beachten?

Bei der Auswahl einer Tierkrankenversicherung sollte auf den Leistungsumfang, die Höhe der Selbstbeteiligung, die Beitragskosten und die Beitragsflexibilität geachtet werden. Ein umfassender Tarif sollte eine hohe Versicherungssumme und eine niedrige Selbstbeteiligung bieten. Premiumtarife sind teurer, bieten aber oft mehr Leistungen ohne Selbstbeteiligung. Hier ein Überblick über die wichtigsten Aspekte, auf die Sie achten sollten:

  • Die Versicherungssumme sollte mindestens 3.000 Euro für Hunde und 1.500 Euro für Katzen betragen.

  • Die Versicherung sollte mindestens 80 Prozent der Kosten bis zur Versicherungssumme übernehmen.

  • Bei einer Kostenübernahme von weniger als 100 Prozent sollte es keine zusätzliche Selbstbeteiligung geben.

  • Es sollten so wenig Ausschlüsse wie möglich akzeptiert werden, insbesondere sollten genetisch bedingte Krankheiten nicht ausgeschlossen werden.

  • Der Tarif sollte die freie Wahl des Tierarztes vorsehen.

  • Die Versicherung sollte mindestens den dreifachen Satz der Gebührenordnung übernehmen, insbesondere in Notfällen.

  • Bei Notoperationen wie Unfällen oder Kaiserschnitten sollte es keine Wartezeiten geben.

  • Wichtig ist auch, die Kosten der Versicherung zu prüfen.

Wenn eine umfassende Tierkrankenversicherung zu teuer ist und der Schutz vor den Kosten einer teuren Operation im Vordergrund steht, kann eine Operationsversicherung eine sinnvolle Option sein. Diese bietet weniger Leistungen und ist daher günstiger.

Ein Muss: die Tierhaftpflichtversicherung

Im Gegensatz zur Tierkrankenversicherung ist die Tierhalterhaftpflichtversicherung ein unverzichtbarer Schutz für Hunde- und Pferdebesitzer. Sie schützt Sie vor den finanziellen Folgen, wenn Ihr Tier einen Schaden verursacht, auch wenn Sie keine direkte Schuld trifft.

Hunde und Pferde können vor allem im Freien erhebliche Schäden anrichten, zum Beispiel im Straßenverkehr, wo sie schwere Unfälle verursachen können. Die Deckungssumme für Personen- und Sachschäden sollte daher mindestens 5 Millionen Euro betragen. Erfreulich ist, dass solche Versicherungen relativ günstig sind: So liegt die Jahresprämie für Hunde deutlich unter 100 Euro.

Für Katzenhalter reicht in der Regel eine Privathaftpflichtversicherung aus, um mögliche Schäden durch das unberechenbare Verhalten ihrer Tiere abzudecken.

Fazit

Tierkrankenversicherungen stellen insbesondere für Tiere mit erhöhtem Krankheits- oder Unfallrisiko eine sinnvolle Absicherung gegen hohe Tierarztkosten dar. Die Prämien und Leistungen sind jedoch je nach Anbieter und Tarif sehr unterschiedlich. Es ist wichtig, die Versicherungsbedingungen genau zu prüfen und verschiedene Angebote zu vergleichen. Alternativen wie die Bildung eines finanziellen Polsters oder eine reine Operationskostenversicherung können in vielen Fällen ebenso sinnvoll sein. Insgesamt sollten Tierhalter abwägen, ob sich die langfristige Investition in eine Tierkrankenversicherung lohnt oder ob andere Vorsorgemaßnahmen ausreichen, um im Ernstfall finanziell abgesichert zu sein.