Nach Verbot des Hymnen-Protests: Trump schockiert erneut

Präsident Donald Trump (r.) möchte die Protestler am liebsten des Landes verweisen

Die NFL greift in der kommenden Saison drastisch durch!

Die Hymnen-Proteste der abgelaufenen Saison sollen der Vergangenheit angehören - das Knien während der Hymne wird zukünftig verboten. Die Entscheidung kommt einem Skandal gleich, da die NFL hier das Recht auf freie Meinungsäußerung ihrer Spieler deutlich beschneidet.

SPORT1 zeigt, wie die NFL in Zukunft bei den Hymnen-Protesten durchgreifen will und wie die Teams und US-Präsident Donald Trump darauf reagieren.

Hymnen-Proteste verboten

Es ist offiziell! Das Hinknien während der US-Hymne ist zukünftig in der NFL nicht mehr erlaubt.

Am Mittwoch veröffentlichte NFL-Commissioner Roger Goodell ein Statement, wonach die 32 Teambesitzer beschlossen haben, dass in dieser Saison alle Teammitglieder stehen und Respekt vor der Nationalhymne zeigen müssen.

Spieler und Teammitglieder, die während der Hymne nicht stehen wollen, müssen in der Kabine bleiben und dürfen erst anschließend aufs Spielfeld.

Die Teambesitzer einigten sich mit der Liga auf sechs Regeln rund um den Ablauf der Hymne.

  1. Spieler, Teammitglieder und Schiedsrichter sollen auf dem Feld stehen und Respekt zeigen bei der Hymne.

  2. Die Pflicht, dass jeder Spieler bei der Hymne auf dem Platz stehen muss, wird ausgesetzt.

  3. Spieler, die während der Hymne nicht stehen wollen, sollen während dieser in der Kabine oder an einem anderen Ort bleiben.

  4. Wenn Spieler oder Teams sich für einen Hymnen-Protest entscheiden, werden Strafen ausgesprochen.

  5. Jedes Team darf seine eigenen Grundsätze, anhand der voherigen Punkte, für Spieler entwickeln. Auch im Bezug auf interne Strafen haben die Teams freie Hand.

  6. Der Commissioner wird Ligapersonal (Schiedsrichter, etc.), das während der Hymne nicht steht, bestrafen.

Spielergewerkschaft äußert Kritik

Die Spielergewerkschaft wurde in die Entscheidung der NFL-Spitze nicht einbezogen und kritisierte das neue "Regelwerk" in einem ersten Statement deutlich und drohte rechtliche Schritte an.

Man werde die neuen Richtlinien prüfen und jeden Aspekt anfechten, der dem Tarifvertrag (Collektive Bargaining Agreement) widerspricht.

"NFL-Spieler haben ihren Patriotismus gezeigt durch ihr soziales Engagement, Arbeit in den Gemeinden, ihre Unterstützung für unser Militär und unsere Polizei und ja, auch durch ihre Proteste um Aufmerksamkeit zu lenken auf Probleme, die sie beschäftigen", teilte die NFLPA (NFL Players Association) mit.

Trump wettert erneut

US-Präsident Donald Trump schoss nun einmal mehr gegen jene, die sich weigern, an der Hymnenzeremonie vor den Spielen teilzunehmen. Jene Profis sollten nach Trumps Ansicht "nicht spielen, nicht anwesend sein, vielleicht nicht im Land sein", sagte das Staatsoberhaupt in der TV-Show Fox & Friends am Donnerstag.

Seit dem ersten der öffentlichkeitswirksamen Kniefälle am 14. August 2016 durch Colin Kaepernick, seinerzeit Quarterback der San Francisco 49ers, war das ungewöhnliche Verhalten der Profis Trump ein Dorn im Auge gewesen. "Schafft den Hurensohn sofort vom Feld. Er ist gefeuert", wütete er damals über die Aktion.

Trumps Stellvertreter Mike Pence feierte die neue Regelung als politischen Triumph. "Ein Sieg für Amerika. Danke, NFL!", twitterte der US-Vizepräsident.

Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt

Zahlreiche NFL-Profis hatten in der vergangenen Saison gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA protestiert, indem sie während der Nationalhymne knieten.

Kaepernick hatte die Debatte losgelöst – der Quarterback sucht weiterhin nach einem neuen Team. Viele weitere Sportler hatten nachgezogen, die Ravens und die Jaguars sich in London sogar zu einem gemeinsamen Protest vereint.

Die Aktionen ernteten größtenteils Respekt, Trump war allerdings höchst erbost. Bei den Ownern fielen die Reaktionen gemischt aus, Cowboys-Boss Jerry Jones drohte seinen Profis mit einem Spielverbot.

Spieler und Trainer reagieren

Auch Spieler und Trainer aus der Liga reagierten auf die neuen Richtlinien. SPORT1 fasst Stimmen aus der Liga zusammen.

Tyrod Taylor (Quarterback Cleveland Browns): "Wenn man solch eine gewaltige Entscheidung trifft, hofft man, dass die Spieler ihren Input liefern können. Aber das war offensichtlich nicht so. Wir müssen damit klarkommen. Sie machen die Regeln."

Mike Zimmer (Minnesota Vikings): "Ich war stolz auf mein Team im Vorjahr. Sie standen während der Hymne. Ich denke, dass das wichtig ist. Es ist wichtig, dass wir unser Land und die Flagge auf die richtige Art und Weise repräsentieren."

Christopher Johnson (CEO der New York Jets): "Wenn einer von uns sich hinkniet, werde ich die Strafe übernehmen, nicht die Spieler. Ich will niemals die Meinungsfreiheit der Spieler einschränken. Würde ich es bevorzugen, wenn sie stehen? Natürlich. Aber ich verstehe, wenn sie das Gefühl haben, dass sie protestieren müssen."

D.J. Swearinger (Safety Washington Redskins): "Wenn du dich dafür einsetzen willst, solltest du es tun. Wenn nicht, nicht. Aber jeder sollte sein eigenes Recht haben."