AfD: Foto und Äußerung des Parteichefs sorgen für Irritationen

Das umstrittene Jubelbild von Bernd Lucke (Screenshot: Twitter)

Die eurokritische Partei AfD (Alternative für Deutschland) hat bei der Bundestagswahl für eine der großen Überraschungen gesorgt. Mit knapp fünf Prozent stand sie am Abend kurz vor dem Einzug in den Bundestag. Doch ein pikantes Bild und eine Äußerung des Parteichefs sorgen im Netz für massive Irritationen.

Der Erfolg der Partei wird überschattet von einem Foto und einer Äußerung des Vorsitzenden Bernd Lucke. Er wurde am Wahlabend mit den Worten zitiert, es habe in der Vergangenheit „Entartungen von Demokratie“ gegeben. Der Begriff ist stark belastet. So sprachen die Nationalsozialisten von „entarteter Kunst“ als Sammelbegriff für alles, was von ihnen aus ideologischen Gründen abgelehnt wurde.  Pikant, denn die AfD hat seit ihrer Gründung mit dem Vorwurf zu kämpfen, von rechten Kräften unterwandert zu werden. Prompt wurde Lucke auf Twitter auch hart für den Kommentar kritisiert: „Wer über "Entartungen" schwadroniert gehört nicht in den Bundestag. Bleibt zu hoffen, dass #AfD-Chef Bernd Lucke nicht einzieht. #btw13”, twitterte die „Amadeu Antonio Stiftung“, die Projekte gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus fördert.

Selbst innerhalb der eigenen Partei stößt Luckes Wortwahl auf Kritik. „Das war nicht glücklich“, sagte AfD-Sprecherin Frauke Petry auf Anfrage von Yahoo. Dass der Parteichef damit seine eigene Gesinnung oder die der Partei offenbaren wollte, weist sie indes zurück. Der Begriff sei einfach unbedacht in der Aufregung des Wahlabends gefallen. Lucke habe damit die unzureichenden demokratischen Verhältnisse in Deutschland und Europa kritisieren wollen.

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Obendrein wurde auf der offiziellen Facebook-Seite der AfD am Abend ein Jubel-Foto Luckes veröffentlicht. Auf diesem streckt er seinen rechten Arm schräg nach oben, seine Hand ist aber nicht zu erkennen. Sogleich kursierte die These, dass Luckes Gestik an einen Hitlergruß erinnere. Der Netz-Experte Sascha Lobo twitterte das Foto (es wurde mittlerweile von der AfD von ihrer Seite entfernt) und kommentierte: „Die AfD zeigt auf dem offiziellen Facebook-Account per Foto-"Gruss" von Lucke, was von ihr zu halten ist“. Auch das ZDF griff Lobos Vorwürfe gegen Lucke im Rahmen seiner Wahlberichterstattung auf.

Es gab aber auch sofort Kritik daran, Lucke in die Nähe von  Nationalsozialisten zu schieben. Ein Twitter-User meint: "Was genau ist jetzt eigentlich an dem Lucke-Foto das Problem? Jeder weiß, dass er nur gewunken hat. Curb your Empörungsschwelle, Twitter." Und die FAZ schrieb: "Lucke, dessen Positionen niemand teilen muss, als einen verkappten Nazi zu diagnostizieren, ist schon eine besondere Form der Denunziation."

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Bei der AfD hält man das Bild, das offenbar auf einer Wahlveranstaltung in den vergangenen Wochen entstand, für unbedenklich. Die Partei wehrt sich gegen jegliche Vorwürfe von rechtspopulistischen Ambitionen. „Das ist an den Haaren herbeigezogen. Aber die Diffamierung muss ja weitergehen“, empört sich die Pressesprecherin Frauke Petry gegenüber Yahoo. Dabei tue man „alles, um die eigenen Reihen sauber zu halten“ von Rechten aber auch ehemaligen Stasi-Mitgliedern, so Petry. So verweigerte die Partei ehemaligen DVU- oder NPD-Mitgliedern die Aufnahme. Mitgliedern der rechtspopulistischen Partei „Die Freiheit“ wurde der Wechsel in die eigenen Reihen aber ohne Einzelfallprüfung ermöglicht. Ein Fehler, wie es später aus der Parteiführung hieß.

Kritiker sind von den Beteuerungen der AfD nicht überzeugt. „Die AfD reitet auf einer rechtspopulistischen Welle. Das müssen wir sehr ernst nehmen“, kommentierte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) das gute Ergebnis der neuen Partei am Abend der Wahl. Wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa ergab, stammt die Mehrheit der AfD-Anhänger aus dem rechtskonservativen Milieu.

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