Skoda: Der Yeti wird zum Karoq

Immerhin, einen kurzen Blick auf seinen neuen Sprössling erlaubte Skoda-Chef Bernhard Maier schon mal, und zog das Tuch vom Karoq. Kar-was? Karoq, so wird der Nachfolger des Yeti heißen, wenn er Ende dieses Jahres auf den Markt kommt. Yeti wollte nicht mehr so recht in die Nomenklatur der SUV-Strategie passen. Denn die Hochformat-Modelle der tschechischen VW-Tochter sollen zukünftig Namen erhalten, die irgendetwas mit Alaska, Natur und Indianern zu tun haben, mit einem "K" beginnen und einem "q" enden. Das große SUV Kodiaq machte den Anfang.

Jetzt eine Nummer kleiner der Karoq. Gegenüber dem Yeti ist das Kompakt-SUV um 16 Zentimeter auf eine Länge von 4,38 Meter gewachsen und entspricht damit so ziemlich seinem spanischen Pendant, dem Seat Ateca. Beide laufen übrigens vom selben Band im tschechischen Kvasiny. Nicht nur technisch, sondern auch im Design hat der Karoq nichts mehr mit seinem Vorgänger zu tun. Dafür weist er viele Ähnlichkeiten zum größeren Kodiaq auf. Bedingt durch eine breitere und niedrigere Karosserie gegenüber dem Yeti wirkt der Karoq längst nicht so hochbeinig, sondern steht sehr gut proportioniert auf seinen großen Rädern.

Weltpremiere am 18. Mai in Stockholm

Skoda wäre nicht Skoda, würde man nicht besonderen Wert auf Raumangebot und Funktionalität legen. Die Platzverhältnisse sind großzügig, die neu konstruierten Sitze bieten angenehmen Komfort und Seitenhalt und auch auf der Rückbank muss sich niemand klein machen. Sieben Zentimeter mehr Knieraum im Vergleich zum Yeti sind ein klares Statement. Wer die Sonderausstattung "Vario-Flex" bestellt, kann die Rücksitze längs und quer verschieben, die Lehnen flach legen, die Sitze hochklappen oder sogar ganz ausbauen.

Das Prinzip kennen Skoda-Fahrer vom Yeti und Roomster. Hinter den Lehnen bleibt, wie Skoda sagt, der mit 521 Litern "klassengrößte Kofferraum". Die Ladekante konnten die Entwickler um 3,5 auf 68 Zentimeter Höhe absenken. Liegen die Sitzlehnen flach, passen bis zu 1.630 Liter in den Karoq. Wer sich die Mühe macht, die drei Sitze auszubauen, hat sogar 1.810 Liter Ladevolumen zur Verfügung.

Der Karoq, dessen Weltpremiere am 18. Mai in Stockholm stattfindet, ist eine komplette Neuentwicklung. Er basiert wie der VW Tiguan und der Seat Ateca auf der Konzernplattform MQB. Den Entschluss, den Yeti in seiner etwas eigenwilligen Form nicht weiterzubauen, fasst Skoda bereits 2013 nach der ersten Modellpflege.

"Wir begannen auf einem weißen Blatt Papier und wollten einen radikalen Designwechsel", sagt Karl Neuhold, Designchef Exterieur. Der Yeti galt intern als zu polarisierend. "Dadurch haben wir viele Kunden nicht erreicht", sagt CEO Bernhard Maier, "und dies sollte mit dem Karoq jetzt nicht mehr der Fall sein." Maier erwartet insgesamt eine Verdoppelung der Produktion. Teilweise verkaufte Skoda jährlich mehr als 100.000 Einheiten. Insgesamt rollten seit Produktionsbeginn 2009 mehr als 630.000 Yeti vom Band.

Die Motoren kommen aus Wolfsburg

Antriebstechnisch bedient Skoda sich aus dem Wolfsburger Konzernregal. Zum Einsatz kommen ein Einliter-Dreizylinder- und ein 1,5-Liter-Vierzylinder-TSI (mit Zylinderabschaltung) sowie die bekannten 1,6- und 2,0-Liter-Diesel-Aggregate. Insgesamt reicht das Leistungsspektrum von 115 bis 190 PS. Der Bestwert beim CO2 liegt bei 118 g/km. Bei den letzten Abstimmungsfahrten mit getarnten Vorserienmodellen gefiel uns besonders der neu entwickelte 1,5-Liter-Turbobenziner mit Zylinderabschaltung. Der 150-PS-Vierzylinder harmoniert sehr gut mit dem Karoq, ist laufruhig, durchzugsstark und hält sich auch beim Verbrauch (5,1 Liter) zurück.

Wer lieber auf das hohe Drehmoment eines Diesels setzt, ist natürlich mit dem gleichstarken Zweiliter-TDI und dessen 340 Newtonmeter gut bedient. Er soll nach Norm nur 4,4 Liter verbrauchen. Als Topdiesel bietet Skoda das gleiche Aggregat mit 190 PS und 400 Newtonmeter an, hier allerdings zwingend mit 7-Gang-DSG und Allradantrieb, was erstens das Auto recht teuer macht und zweitens den Verbrauch auf 5,3 Liter erhöht.

Ebenso Erwähnung verdient das geschmeidige Fahrwerk. Selbst löchrige Waldwege konnten dem Karoq in seiner Souveränität nichts anhaben. Insgesamt gelang den tschechischen Ingenieuren eine angenehme und komfortable Abstimmung, mit der man weder im Alltag noch auf langen Urlaubsstrecken Probleme haben dürfte.

Bis zu 13 Assistenzsysteme stehen zur Verfügung

Groß auf die Fahnen geschrieben haben sich Skodas Entwickler auch die Positionen Konnektivität und Assistenzsysteme. Erstmals gibt es den Karoq mit einem frei programmierbaren, digitalen Cockpit, das hier "Digital Instrument Panel" genannt wird. Dominierend ist das große Display in der Mitte des Armaturenbretts. Bildschirm und einige Knöpfe liegen komplett unter Glas und vermitteln durchaus Premium-Ambiente. Und wer im Jahre 2017 ein neues Auto auf die Straße bringt, muss natürlich alles bieten, was beim Verlinken zwischen Smartphone und Infotainment-Bordsystem wichtig ist. Auch eine induktive Ladeschale fürs Handy ist an Bord.

Neben der digitalen Spielwiese können für den Karoq bis zu 13 Assistenzsysteme bestellt werden. Das neue SUV erkennt Fußgänger, hält im Kolonnenverkehr den Abstand selbstständig, parkt automatisch, liest Verkehrszeichen und hilft, zielgenau den Hänger zurückzusetzen.

Alles in allem ist Skoda mit dem Karoq ein sehr gutes SUV im Kompaktsegment gelungen, das nicht nur der asiatischen Konkurrenz, sondern auch den europäischen Wettbewerbern das Leben schwerer machen dürfte. Genaue Preise verraten die Tschechen noch nicht. Durchgesickert aber ist, dass der Einstieg bei knapp über 20.000 Euro beginnen soll.

Technische Daten Skoda Kadoq: Fünftüriger, fünfsitziger Kompakt-SUV mit Frontantrieb, Länge: 4,38 Meter, Breite: 1,84 Meter, Höhe: 1,61 Meter, Radstand: 2,64 Meter, Kofferraumvolumen: 521 bis 1.630 Liter. Antrieb: 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner, 110 kW/150 PS, maximales Drehmoment: 250 Nm, 0-100 km/h: 8,4 s, Höchstgeschwindigkeit: 204 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,1 l/100 km, CO2-Ausstoß: 119 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse A, Preis: ca. 26.000 Euro.

Foto(s): Skoda, Michael Specht, Skoda, Skoda