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Das skurrile Gründer-Comeback von Franjo Pooth

Nach der Insolvenz seiner Mp3-Firma macht er jetzt in CBD: der Unternehmer Franjo Pooth
Nach der Insolvenz seiner Mp3-Firma macht er jetzt in CBD: der Unternehmer Franjo Pooth

Wikipedia bezeichnet Franjo Pooth als „ehemaligen Unternehmer“. Doch der 53-Jährige, bekannt vor allem als Ehemann der TV-Bekanntheit Verona Pooth und durch seine Vorstrafe als Wirtschaftskrimineller, ist zurück im Geschäft. Und er setzt dabei auf einen Megatrend.

Unter der Marke Pacific Healthcare produziert und verkauft Pooth seit diesem Jahr Produkte mit dem Cannabiswirkstoff CBD. Anders als THC wirkt dieser nicht berauschend, stattdessen wird CBD eine beruhigende Wirkung nachgesagt. „CBD ist das neue Vitamin C“, behauptet Franjo Pooth im Gespräch Gründerszene. Ob und wie die Substanz tatsächlich wirkt, das ist wissenschaftlich bislang allerdings nicht ausreichend belegt. Auf die dünne Studienlage zur Wirkungsweise angesprochen, sagt Pooth: „Es ist auch eine Frage, wie CBD auf einen persönlich wirkt.“ Er sei sich sicher, dass seine Produkte ohne den pflanzlichen Wirkstoff nicht so gut wären.

Goldene Zeiten in der CBD-Branche

Zumindest würden sie sich dann vermutlich nicht so gut verkaufen. In der Cannabis-Branche herrscht Goldgräberstimmung. Hinter vorgehaltener Hand heißt es in der Branche, dass sich mit CBD-Produkten Margen in Höhe von 70 bis 80 Prozent generieren lassen. Diese Zahl will Pooth nicht weiter kommentieren. Doch auch bei Pacific Healthcare scheint es sehr gut zu laufen. Erst im März ist die Firma gestartet, seitdem habe man bereits 60.000 Kunden gewinnen können, so Pooth. Im ersten operativen Jahr soll das Unternehmen einen achtstelligen Umsatz generieren und möglicherweise bereits Gewinn abwerfen. Verkaufsfördernd wirkt auch Pooths Frau Verona, die seit dem Start als Werbegesicht für Pacific Healthcare fungiert. Seine Frau teste jedes Produkt, operativ sei sie jedoch nicht weiter involviert, sagt er.

Gemeinsam mit einem Geschäftspartner, den Pooth nicht namentlich nennen will, habe er einen insgesamt siebenstelligen Betrag in den Aufbau der Marke gesteckt. Im ersten Quartal 2022 will er erstmals Wagniskapital einsammeln. Dass Pooth überhaupt so viel Startkapital aufbringen konnte, ist insofern bemerkenswert, als dass das Insolvenzverfahren seiner Musikfirma Maxfield erst vor wenigen Jahren endete, für die er teilweise auch mit seinem Privatvermögen haftete. Auf rund 17 Millionen Euro an Forderungen blieben seine Gläubiger nach Ende des Verfahrens sitzen. Pooth war 2009 unter anderem wegen Insolvenzverschleppung und Bestechung zu einem Jahr Haft auf Bewährung und einer Zahlung von 100.000 Euro verurteilt worden.

Seit dem Insolvenzverfahren war es ruhig geworden um den Düsseldorfer. Das CBD-Geschäft ist also als eine Art Comeback – wobei, Beauty habe er auch schon vorher gemacht, wie Pooth erzählt. Vor rund fünf Jahren habe er gemeinsam mit DHDL-Juror Ralf Dümmel eine Reihe von Kosmetikprodukten herausgebracht, unter der Marke Delany. Dümmels Sprecherin bestätigt die Zusammenarbeit. Dabei sei es jedoch vor allem um eine Kooperation mit Verona gegangen, die die Produkte mit ihrem Gesicht bewarb. Ihr Ehemann habe damals die Verträge für sie ausgehandelt. Die Marke gibt es mittlerweile nicht mehr zu kaufen.

Auf seine Geschäftstätigkeiten in den letzten Jahren angesprochen, wird Pooth eher kurz angebunden. Zuletzt hatte er sich als Luxus-Immobilienmakler auf Mallorca versucht. Macht er das weiterhin neben dem CBD? „Die spanische Projektentwicklungsgesellschaft bleibt bestehen, bekommt aber ab 2022 aber einen neuen Geschäftsführer, der meine Interessen vertritt“, sagt Pooth.

Mit Pacific Healthcare habe er genug zu tun. Bislang vermarktet der Unternehmer seine seine Cremes, Seren und Ampullen an Frauen in der Zielgruppe 40+, also an die typische Followerschaft seiner Frau Verona. Bald soll noch eine Influencermarke für Jüngere dazukommen. Neben Veronas Gesicht wirbt seine Firma auf ihrer Website mit dem Spruch: „Born in LA, formulated in Germany“. Der Kalifornienbezug komme daher, dass man dort gern in den Urlaub fahre, so Pooth. „Los Angeles ist ein wenig wie eine zweite Heimat für uns.“ Dort sei er auch zum ersten Mal mit CBD in Berührung gekommen.

Die Geschichte geht so: Die Pooths waren im Hotel in LA, als ein penetranter Cannabisgeruch Pooth dazu brachte, die Fenster schließen zu wollen. Der Nachbar unten drunter war der Milliardär Alki David, selbsternannter „Pablo Escobar of Hemp“, Geschäftsführer der CBD-Marke Swiss FX. Der habe ihm dann nach einem kurzen Gespräch eine Box mit CBD-Ampullen den Balkon hochgeworfen, erzählt Pooth. „Quasi als Entschuldigung für den Gestank.“ Seitdem helfe ihm der Wirkstoff gegen seine Kopfschmerzen.

Selbst ins Geschäft mit CBD zum Einnehmen einzusteigen, das wollte er jedoch nicht. Nahrungsergänzungsmittel mit dem Wirkstoff unterliegen in Deutschland und der EU strengen Auflagen, viele Anbieter umgehen diese, indem sie ihr CBD-Öl einfach als Aromaöl deklarieren. Solch ein Geschäftsmodell sei jedoch nichts für ihn, sagt Pooth. Er wolle sich mit seiner Firma ausschließlich auf Kosmetikprodukte konzentrieren.