Smart Meter im Faktencheck - Die Geräte, die bald in jedes deutsche Haus kommen - und was Sie darüber wissen müssen
Im Video: Digitale Stromzähler werden ab 2025 Pflicht - so läuft der Austausch ab
Smart Meter sind ein elementarer Teil der Energiewende. Deutschland hinkt beim Einbau deutlich hinterher. Das liegt auch an zahlreichen Missverständnissen rund um die neuen intelligenten Stromzähler. Unsere Gastautoren Jan Rabe und Matthias Martensen räumen mit den sechs häufigsten auf.
Stromzähler, die den Energieverbrauch digital erfassen und mindestens viertelstündlich an den zuständigen Netzbetreiber melden – so genannte Smart Meter – sind in den meisten europäischen Ländern schon Standard. In Deutschland haben aktuell nur ein bis zwei Prozent der Haushalte ein entsprechendes Gerät im Keller und es soll noch mindestens acht Jahre dauern, bis zumindest alle Häuser mit besonders hohem Stromverbrauch ausgestattet sind. Das liegt primär an politischen Entscheidungen aus der Vergangenheit, jedoch kursieren ebenfalls zahlreiche Missverständnisse rund um die offiziell „intelligentes Messsystem“ genannten Geräte. Wir räumen mit den sechs häufigsten auf.
1. Ich laufe lieber einmal pro Jahr in den Keller und lese den Zählerstand ab, als dort einen Smart Meter zu installieren
Das wahrscheinlich größte Missverständnis ist, dass ein Smart Meter lediglich die jährliche Ablesung automatisiert und der Rest so bleibt, wie er ist. Tatsächlich melden die Geräte den aktuellen Stromverbrauch mindestens im Viertelstundentakt. Das eröffnet die Möglichkeit, Stromerzeugung und -verbrauch besser aufeinander abzustimmen und so die Kosten für die Energiewende für alle deutlich zu senken. Eine aktuelle Studie von Agora Energiewende geht von einem durchschnittlichen Ersparnis von 600 Euro in Haushalten mit großen Verbrauchern – wie Elektroauto oder Wärmepumpe – aus.
Der Schlüssel dafür liegt in dynamischen Stromtarifen. Mit diesen zahlen Verbraucher:innen weniger für Strom, wenn gerade viel davon verfügbar ist, etwa durch einen hohen Anteil Wind- oder Sonnenenergie. Wer ein E-Auto hat, kann es zum Beispiel automatisiert dann laden lassen, wenn der Strom gerade besonders günstig ist. Das entlastet die Stromnetze und schwächt so genannte Lastspitzen ab – also Zeiten, zu denen besonders viel Strom nachgefragt wird. Diese Lastspitzen müssen in der Regel von teuren, mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerken abgedeckt werden. Sie zu reduzieren, verringert also gleichzeitig den CO2-Ausstoß und damit den Strom-Durchschnittspreis für alle.
2. Mit einem Smart Meter kann der Versorger mir den Strom abstellen, wenn ich zu viel gleichzeitig verbrauche
Es ist zwar richtig, dass es seit 2024 eine Vorgabe der Bundesnetzagentur gibt, laut der sogenannte Großverbraucher so steuerbar sein sollen, dass ihre Leistung in Zeiten extremer Lastspitzen (siehe Missverständnis 1) auf 4,2 Kilowatt reduziert werden können. Der Hausstrom bleibt davon ausgeschlossen. Von „Strom abstellen“ kann also keine Rede sein. In der Praxis bedeutet das neue Gesetz zum Beispiel:
Wenn ich mein E-Auto um 19 Uhr nach der Arbeit zu Hause an die Wallbox anschließe, während in sehr vielen Haushalten der Feierabend-Stromverbrauch steigt, könnte mein Netzbetreiber in Extremsituationen die Strommenge reduzieren, die in diesem – kurzen – Zeitfenster meinem Auto zur Verfügung steht. Verglichen mit einem Lichtschalter könnte die Ladebox also nicht abgeschaltet, sondern höchstens kurzfristig gedimmt werden. Dafür werden die Haushalte aber auch belohnt, und zwar mit reduzierten Netzentgelten, was im Schnitt eine Ersparnis von 130 Euro im Jahr bedeutet.
Bis in den deutschen Haushalten so viele Großverbraucher ans Stromnetz angeschlossen sind, dass diese Funktion in der Praxis auch wirklich eingesetzt wird, dürften noch ein paar Jahre vergehen. Und wer bis dahin einen dynamischen Tarif abgeschlossen hat, dürfte seine Großverbraucher ohnehin nicht zu Zeiten von Lastspitzen laden oder betreiben, sondern freiwillig ein paar Stunden warten, bis der Strom wieder günstiger wird.
3. Smart Meter sind ein leichtes Ziel für Hacker
Einige Verbraucher:innen haben die Sorge geäußert, dass der eigene Stromverbrauch überwacht werden könnte, wenn ein Smart Meter diesen regelmäßig an den Netzbetreiber meldet. Allerdings: Das Smart-Meter-Gateway (SMGW), das für die Übermittlung zuständig ist, ist nicht ans Internet angeschlossen und nutzt auch nicht das heimische WLAN. Die Technologie der SMGWs werden vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) überwacht und freigegeben und sind laut der Behörde sicherer als Online-Banking, das über die reguläre Internetverbindung funktioniert.
4. Wenn der Zählerstand digital angezeigt wird, habe ich ein Smart Meter
Ein beliebtes Missverständnis ist, dass digitale Stromzähler automatisch auch smart sind, also die Verbrauchsdaten automatisiert übermitteln können. Das ist aber aktuell in Deutschland nur bei einem Bruchteil der Stromzähler so. Aktuell haben knapp die Hälfte aller Haushalte einen digitalen Stromzähler, aber nur etwa ein bis zwei Prozent einen Smart Meter. Während digitale Stromzähler – auch moderne Messeinrichtung genannt – am großen LCD-Display erkennbar sind, auf dem der Verbrauch angezeigt wird, besitzt ein Smart Meter zusätzlich noch ein Smart-Meter-Gateway (SMGW).
Dieses befindet sich in der Regel in unmittelbarer Nähe des digitalen Stromzählers, entweder seitlich davon oder darüber. Seltener verbirgt es sich hinter einer Klappe im Zähler selbst. Das Gerät ist unscheinbar, aber fast alle Modelle können an den typischen Kontrollleuchten erkannt werden: In der Regel eine Anzeige für „TLS“ (verschlüsselte Verbindung) oder „Network“.
5. Mein Haushalt verbraucht nicht viel Strom, in den nächsten Jahren habe ich keine Chance, einen Smart Meter zu kriegen
Zwar sieht der aktuelle Plan zum Smart-Meter-Rollout nur für Haushalte mit einem überdurchschnittlichen Jahresverbrauch (mehr als 6000 Kilowattstunden) vor, dass bis 2032 ein Smart Meter installiert sein muss. Allerdings haben ab dem kommenden Jahr (2025) alle Haushalte das Recht, einen Smart Meter bei ihrem Messstellenbetreiber zu bestellen.
Das gilt auch, wenn man dort zur Miete wohnt. Laut Gesetz muss dieser dann innerhalb von vier Monaten installiert werden. Wer der Messstellenbetreiber ist, steht auf der Stromrechnung. Erfolgt der Einbau auf Wunsch von Mieter:in oder Eigentümer:in des Haushalts, darf der Messstellenbetreiber einmalig maximal 30 Euro für die Installation berechnen.
6. Smart Meter sind deutlich teurer als die alten Zähler
Ab 2025 sind die Kosten für ein Smart Meter für einen herkömmlichen Haushalt gesetzlich auf 20 Euro pro Jahr gedeckelt. Selbst die günstigsten bisher eingesetzten Zähler kosten aktuell mindestens 8 Euro pro Jahr, je nach Standort auch mehr. Die Mehrkosten betragen pro Monat somit maximal einen Euro.
Fazit : Viele der Nachteile, die Smart Metern aktuell nachsagt werden, sind falsch. Intelligente Messsysteme sind im Gegenteil ein zentrales Element der Energiewende. Sie bieten Verbraucher:innen schon heute die Möglichkeit, gezielt Phasen von grünem und günstigem Strom auszunutzen, damit Geld zu sparen und zu einem grüneren Energiemix beizutragen.