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So drehen Selbstoptimierer ihre biologische Uhr zurück: 10 Jahre jünger mit Biohacking

Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Aber der Traum von der ewigen Jugend, der so alt wie die Menschheit ist, scheint wahr zu werden. Forscher sind mittlerweile davon überzeugt, dass sich die biologische Uhr eines Menschen zurückdrehen lässt. Und zwar überraschenderweise in jedem Alter.

Wer 40 wird und an der Schwelle zur einer zerstörerischen Midlife Crisis steckt, könnte sich wieder wie im Körper eines 30-Jährigen fühlen. Wer 60 ist, kann sich die geistige Frische eines 50-Jährigen bewahren. Selbst 70- bis 77-jährige Menschen können mit hochintensivem Intervall-Training (HIIT) ihre Sterblichkeit senken, wie jetzt eine norwegische Studie beweist.

In der Untersuchung verglichen Forscher der Universität Trondheim die sportlichen Aktivitäten von mehr als 1500 Menschen, die durchschnittlich 72 Jahre alt waren, über einen Zeitraum von fünf Jahren. Diejenigen, die das HIIT-Programm („high intensity intervall training“) absolvierten, waren den beiden anderen Gruppen überlegen, die moderates Training oder normalen Sport bei deutlich niedrigem Puls betrieben.

Die aktuellen Anstrengungen einer Gruppe von Selbstoptimierern geht weit darüber hinaus, ihre sportlichen Aktivitäten zu verbessern. Die Anhänger des Biohacking, einem aus dem US-Leistungssport stammenden Trend, wollen mit ihren „Hacks“ eben jene Altersuhr zurückdrehen, die uns allen zu schaffen macht.

Einer der prominentesten Biohacker ist der Unternehmer David Asprey aus dem Silicon Valley. Der gelernte IT-Freak wog bereis als 26-Jähriger 140 Kilo, da er wie Tausende anderer kalifornische Nerds seinen Körper mit einer Killerkombination aus Pizza, Pommes und Cola ruinierte. Seine Arterien waren so alt wie die seines Großvaters. „Ich beschloss, radikal mein Leben zu verändern, da ich sonst schon bald tot umgefallen wäre“, erinnert sich Lifestyle-Guru Asprey.

Damals begann er alles auszuprobieren, was seine Körper- und Gehirnzellen wieder verjüngen könnte. „Als erstes lasse ich mein Frühstück aus und trinke nur meinen Bulletproof-Kaffee, einen Biokaffee, dem ein wenig Ghee, sowie ein wenig MCT-Öl beigemischt wurde“, erklärt er. Der Butterschmalz – nichts anderes ist Ghee – unterdrückt wie das Koffein das Hungergefühl. Die MTC-Öl basiert auf Kokosöl und enthält gesättigte Fette, die Capryl- und Caprinsäure. „Sie unterstützen den Körper dabei, wichtige Fasten-Stoffe zu bilden, die Ketonkörper. Sie entsorgen in der morgendlichen Fastenperiode überflüssigen Zellschrott“, ist Asprey überzeugt.

In Deutschland ist Max Gotzler ein bekannter Biohacker. Sein Buch „Der tägliche Biohacker“, das im Oktober erschienen ist, verspricht nichts weniger als zu erfahren, „wie man jeden Tag in kleinen Schritten leistungsfähiger, gesünder, widerstandsfähiger, ausgeglichener und produktiver sein kann“. Wenn das so einfach wäre. Was ist dran an die Verheißungen der Lifestyle-Gurus?

Der bekannte Alters-Forscher David Sinclair von der Harvard Medical School, der seit Jahrzehnten Langlebigkeits-Gene untersucht, bestätigt, dass das Auslassen des Frühstücks oder Abendessens, das intermittierende Fasten, uns verjüngen kann. Denn das zeitlich befristete Hungern verändert unseren Stoffwechsel – statt Zucker verbrennen wir Fett und entsorgen so unnützen Zellschrott. In dieser Reinigungsphase werden wir zum Beispiel Entzündungszellen los, die unsere Körper großen Schaden zufügen können.

„Studien belegen, dass intermittierendes Fasten die Blutfettwerte verbessert, und den Blutdruck senken kann“, bestätigt die Berliner Kardiologin und Allgemeinmedizinerin Natascha Hess. „Vor allem in Verbindung mit Sport.“ In diesem Punkt gibt die Wissenschaft den Biohackern also recht. Fasten verjüngt die Gefäße in 95 Prozent aller Fälle. „Wer allerdings eine genetische Fettstoffwechselstörung hat, ist neben der Lebensstiländerung auch auf Medikamente angewiesen“, räumt Hess ein. Biohacking als Allheilmittel funktioniert also nicht.

Eine weitere Lifestyle-Veränderung der Biohacker ist die Verbesserung des Schlafs. Dazu verwenden sie Uhren und Fitnessbänder mit Apps, sogenannten Wearables, die unter anderem die Schlafphasen aufzeichnet, oder einen zurzeit angesagten Ring, den Oura Ring. Anhand kleiner Sensoren in der Innenseite misst der Ring ähnlich wie die Fitness-Armbänder die Schlafphasen. Mithilfe einer App auf dem Smartphone lässt sich kontrollieren, wie viele Tiefschlaf-, REM-Schlaf- oder normale Schlafphasen man durchlaufen hat. REM-Schlaf ist die Zeit, in der wir die Erlebnisse des Tages emotional verarbeiten und in unserem Gedächtnis ablegen.

„Wer zu wenig Tiefschlaf- oder REM-Schlafphasen hat, kann seine Zellen nur ungenügend erneuern. Man altert schneller“, weiß auch der Berliner Orthopäde, Sportmediziner und Schmerzspezialist Christopher Topar, der selbst seit ein paar Monaten den Oura-Ring testet. „60 Prozent meiner Schmerzpatienten berichten, dass sie schlecht schlafen. Wer zu wenig schläft, hat mehr Schmerzen“, so der Mediziner. Zu wissen, mithilfe welcher Apps, intelligenten Fitness-Uhren oder Wearables seine Patienten ihren Schlaf verbessern können, gehört dabei zu seinem ganzheitlichen Anspruch.

Wissenschaftler haben in den letzten Jahren herausgefunden, wie sehr uns dauerhafter Schlafmangel krank macht. Es ist nicht nur die tägliche Erschöpfung, mit der wir kämpfen. Schlechter Schlaf erhöht das Risiko für Herzerkrankungen, Übergewicht und Diabetes. Auch Kopfschmerzen und Depressionen entstehen, wenn wir zu schlecht oder wenig schlafen.

Nicht jeder wird seinen Schlaf verbessern, indem er ein Fitnessarmband, eine Uhr oder einen Ring trägt und damit seine Schlafphasen verfolgt. „Solche Gadgets helfen aber, herauszufinden, warum wir schlecht schlafen, nachts immer wieder aufwachen oder morgens zu früh“, so Topar. Für den einen läge es daran, dass er zu spät noch ein Steak gegessen hat, der andere schläft schlecht nach zu viel Alkohol oder Fernsehen. Bekannt es ebenfalls, dass das Lesen im Smartphone oder Tablet durch das blaue Licht, dass diese Geräte aussenden, die Ausschüttung des Hormons Melatonin unterdrückt, das der Körper normalerweise abends ausschüttet und uns müde machen soll. Dies würde auch erklären, warum so viele Kinder, die bis abends Spiele mit einem Computer oder Tablet spielen, an Einschlafstörungen leiden.

Eine weitere Säule der Biohacker für einen gesunden Lifestyle ist die Ernährung. Dabei predigen sie vieles von dem, was Ernährungswissenschaftler schon lange sagen: Zurückhaltung ist geboten bei rotem und verarbeitetem Fleisch. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat im Jahr 2015 verarbeitetes Fleisch (Wurst, Schinken Pasteten) als krebserregend eingestuft und rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) als wahrscheinlich krebserregend. Wissenschaftler sagen: 70 Prozent von dem, was auf dem Teller ist, sollte von Pflanzen stammen. David Sinclair ist davon überzeugt, dass der Teller dabei bunt aussehen soll mit gelben, roten oder grünen Gemüse, das reich an sekundären Pflanzenstoffen, den Polyphenolen ist. „Diese Stoffe hemmen das Wachstum von Entzündungs- und Krebszellen“, so der Harvard-Professor. Auch im Punkt Ernährung bestätigt die Forschung also das, was Biohacker nun ihren Followern predigen.

Die Biohacker-Szene wendet aber auch umstrittene Methoden an, um ihren Körper zu verjüngen. David Asprey hat zum Beispiel eine Transplantation mit körpereigenen Stammzellen in sämtliche Körperteile machen lassen, inklusive seiner Geschlechtsorgane. Nachzulesen sind seine Biohacks in dem Buch „Superhuman“ (Riva Verlag). Dies ist ebenso wenig empfehlenswert wie das Übertreiben der Ernährungs-, Sport- und Schlafkontrolle. „Unsere Gesundheit sollte im Zentrum unseres Lebens stehen, die Kontrolle darüber sollte uns aber nicht beherrschen“, sagt Kardiologin Hess. Aber ein bisschen Selbstvermessung anhand von Apps rät sie vielen ihrer Patienten. „Häufig ist man überrascht, wie viel Kalorien in einem 'kleinen Snack' stecken und dass es eine halbe Stunde Sport erfordert, sie wieder zu verbrennen.“

Genauso wichtig wie Sport, Ernährung und Schlaf ist eine Säule der Gesundheit, die in der auf Leistung getrimmten 24-Stunden-Gesellschaft gerne übersehen wird – nämlich Entspannung. Wenn wir tagsüber aktiv waren, der Terminkalender aus allen Nähten geplatzt ist oder wir unter Stress gestanden haben, müssen wir abends unserem Körper signalisieren, dass er runterkommen darf. Der Modus des Körpers schaltet von Anspannung auf Entspannung um. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol sollen nun nicht mehr ausgeschüttet werden. Nur so vermögen Muskeln und Nerven zu relaxen und der Geist zur Ruhe zu kommen.