So entsteht der Strompreis in der Europa

Die Strompreise in der EU sind in den letzten Monaten in die Höhe geschossen, Forderungen nach einer Reform der Preisfindung werden immer lauter.

Zurzeit wird auf dem EU-Großhandelsmarkt ein Grenzpreissystem angewandt: Als Grenzpreis wird in den Wirtschaftswissenschaften jener Preis genannt, den ein Verkäufer mindestens verlangen sollte oder den der Käufer höchstens zu zahlen bereit ist.

Alle Stromerzeuger bekommen unabhängig vom Energieträger den gleichen Preis für den Strom, den sie zu einem bestimmten Zeitpunkt verkaufen. Energie-Lieferanten haben vergleichsweise wenig Einfluss auf unsere Strom­kos­ten.

Der Erzeugerstrompreis variiert jedoch stark, je nachdem, welche Energiequelle zur Erzeugung verwendet wird: Am billigsten sind erneuerbare Energiequellen, während fossile Energieträger viel teurer sind.

Die nationalen Stromerzeuger machen ihre Gebote auf dem Strommarkt. Das Bieten geht vom billigsten zum teuersten Energieträger, wobei jeder den Preis des letzten Erzeugers bekommt, von dem er Strom gekauft hat, so das Modell der Europäischen Kommission.

Befürworter des Modells meinen, es sei das fairestmögliche und für die Verbraucher auf lange Sicht billiger.

Fossile Brennstoffe von Erdöl über Kohle und Gas machten 2020 fast 70 % des EU-Energiemixes aus. Der Großteil wird aus Drittländern importiert, so dass die EU sehr anfällig für Preisschwankungen ist.

Die Wiederbelebung der Weltwirtschaft nach den COVID-19-Lockdowns führte zu einem sprunghaften Anstieg der Energienachfrage. Dann führte Russlands Krieg in der Ukraine zu einem weiteren, dramatischen Anstieg der Preise, weil Moskau als Vergeltung für die Sanktionen die Gaslieferungen nach Europa massiv gedrosselt hat.

Steigende Inflation und explodierende Stromrechnungen haben in ganz Europa zu Protesten geführt. Einige Politiker plädieren nun dafür, den Strompreis vom Gaspreis zu entkoppeln, um die Belastung für Haushalte und Unternehmen zu verringern.