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So fährt sich ein E-Klapprad

Saus und Braus: Noch flexibler kann ein Faltrad werden, wenn es als Pedelec wie das GoCycle GXi zusätzliche Motorunterstützung bietet.
Saus und Braus: Noch flexibler kann ein Faltrad werden, wenn es als Pedelec wie das GoCycle GXi zusätzliche Motorunterstützung bietet.

Falträder sind nichts Neues - Elektro-Varianten schon eher. Wie die nicht-motorisierten eignen sich E-Falträder als Gepäck. Und damit für Pendler und Urlauber, die es bequemer mögen. Ein Testbericht.

Berlin (dpa/tmn) - Erste Klappräder gab es schon vor fast 150 Jahren. Bis in die 1980er allerdings galten ihre Rahmen als instabil und Sicherheitsrisiko. Seit die Hersteller stolz auf ihre Konstruktionen sind, sprechen sie lieber von Falträdern, um sich von den alten Wackelkandidaten abzusetzen.

Seit jeher aber sollen Falträder vor allem eines sein: transportabel, damit Radler sie mit in den Urlaub oder in die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen können. Einige Hersteller sind dazu übergegangen, die Gattung zu elektrifizieren. Das spricht eine Kundschaft an, die im Klappfahrradfahren einen bequemen Vorgang sieht, der möglichst nicht schweißtreibend sein soll.

Eine Marke, die ausschließlich E-Falträder baut, ist GoCycle aus England. 2009 stellte sie ihr erstes Rad vor. Das aktuelle Flaggschiff-Pedelec GXi besitzt ein für E-Bikes neuartiges Technik-Feature, das die Fahrsicherheit erhöhen soll.

- Der Einsatzzweck: Der Hersteller Karbon Kinetics Limited (KKL), der sich hinter der Marke verbirgt, bewirbt das GXi als «Begleiter für Pendler oder Urlauber, die mit dem Auto oder Wohnmobil reisen». Zwar sei es zusammengeklappt mit einem Packmaß von 88,0 x 37,0 x 61,5 Zentimeter größer als manches Konkurrenzmodell, räumt der Hersteller ein, dafür aber ermögliche der patentierte Mechanismus ein sehr schnelles Zusammenklappen.

- Die Technik: Das Pedelec (bis 25 km/h) lässt sich tatsächlich mit wenigen Handgriffen in rund zehn Sekunden zusammenlegen. Anders als der Firmenname vermuten lässt, ist der Rahmen nicht aus Carbon, sondern aus einer Alu-Legierung gefertigt.

Gründer von KKL ist Richard Thorpe, ein Ingenieur und zuletzt bei McLaren als Konstrukteur in Projekte wie dem Supersportwagen Mercedes SLR McLaren involviert. So schnell ist das Faltrad zwar nicht, doch es gibt augenscheinliche Anleihen.

Etwa die «PitstopWheels». Die beiden 20-Zoll-Räder sind wie beim Auto mit sechs Schrauben montiert und können seitlich abgenommen werden - der Vordergabel fehlt dazu eine Zinke. Weil auch klassische Kettenstreben fehlen, kann der Reifen repariert werden, ohne das Laufrad abzunehmen. Der Antrieb ist wie beim Auto verkapselt: Die Kette läuft geschützt und fast wartungsfrei in einem Magnesiumgehäuse. Ein interner Kettenspanner soll ein Abspringen verhindern.

Komfort verspricht auch die Shimano-Dreigang-Nabenschaltung Nexus. Beim Abbremsen schaltet sie die Gänge automatisch herunter, so dass man an der grünen Ampel im Ersten anfahren kann. Auch das Hochschalten geschieht per Automatik, per Drehgriff lässt sich auch manuell schalten.

Wie üblich für Pedelecs, hat das GXi verschiedene Sensoren, die Drehmomente, Trittfrequenzen und die Geschwindigkeit überwachen. Über sie wird der Motor gesteuert. Ungewöhnlich ist ein anderes Feature. Richard Thorpe sagt, das GXi sei «wahrscheinlich das einzige E-Bike der Welt mit Traktionskontrolle am Vorderrad.» Droht das Vorderrad, an dessen Nabe der Motor sitzt, durchzudrehen, wird die Motorleistung gedrosselt. Die Traktionskontrolle steigere die Sicherheit des Fahrers, sagt Thorpe, vor allem in Kurven.

Falträder gibt es in der Regel nicht in verschiedenen Rahmengrößen, auch das GXi nicht. Weil das Sitzrohr aber schräg steht, wird der Abstand zum Lenker größer, wenn man es ausfährt. Auch das Steuerrohr kann höhenjustiert werden.

- Der Fahreindruck: Die Wendigkeit dank steilem Lenkrohr geht zu Lasten der Fahrstabilität, auch das ist faltrad-typisch. Dennoch macht das GXi einen robusten Fahreindruck. Einzig das lange Steuerrohr neigt auf unseren Testfahrten unter Zug zum Verwinden. Ansonsten erweist sich das Bike mit den breiten Rahmenelementen als stabil und komfortabel. Am Hinterbau ist ein Dämpfer integriert, der Federweg liegt bei immerhin 2,5 Zentimetern. Die Ballonreifen versprechen noch mehr Dämpfung.

Je nach Trittfrequenz und Druck auf die Pedale kann es an Steigungen passieren, dass die Motorunterstützung spät einsetzt - man ist geneigt, in den für ein Faltrad unangemessenen Wiegetritt zu gehen. In solchen Fahrsituationen scheint das Zusammenspiel der Sensoren noch an Feintuning vertragen zu können.

Der teils abrupt einsetzende und vor allem im Boost-Modus kräftige Frontmotor ist recht laut. Die automatische Schaltung ist ausgereift, wenn auch eher eine Halbautomatik: Denn erst bei kurzem Innehalten an der Kurbel agiert die Nexus und erhöht die Übersetzung. Das erweist sich gegenüber vollautomatischen Schaltungen als Vorteil, denn diese agieren oft ohne Ankündigung und unter Pedaldruck lautstark.

Ein Klapprad muss man gut heben können - in den Autokofferraum, in den Bahnwaggon oder Bus. Beim GoCycle fällt das schwer; es wiegt 17,5 Kilo und lässt sich nirgends richtig gut packen.

Ausstattung, Zubehör, Peripherie: Der Lithium-Ionen-Akku bietet einen Energiegehalt von 375 Wattstunden (Wh). Das soll bis zu 80 Kilometer Reichweite ermöglichen. Die Ladezeit gibt der Hersteller mit vier Stunden an; der Akku kann im Rad aufgefrischt, dazu aber auch entnommen werden.

Interessant ist das Display, das sich mit etlichen LEDs über fast die ganze Lenkerbreite erstreckt und bei Systemstart mit wischendem Aufleuchten begrüßt, als eifere es dem intelligenten Auto «K.I.T.T.» aus «Knight Rider» nach. Anhand der LEDs lassen sich etwa das Fahrtempo und der Ladezustand abschätzen. Schon von weitem sichtbar ist das Tagfahrlicht, als gleißende Leiste vorn am Lenker.

Gesetzeskonforme Beleuchtung kostet allerdings 130 Euro extra. Im Zubehörshop gibt es außerdem: Schutzbleche (je 50 Euro), Fronttasche (180 Euro) oder Gepäckträger (300 Euro). Viel Gepäck kann alleridngs nicht mit, denn das GoCycle ist für eine Gesamtgewicht von 100 Kilo empfohlen - samt Fahrer und Zuladung.

Und natürlich ist das GXi als modernes E-Bike vernetzt. Über die GoCycle-App können etwa der Charakter der Motorunterstützung verändert, der Ladezustand des Akkus sowie das Tempo oder auch die Trittfrequenz und der Kalorienverbrauch überwacht werden. Dazu kann das Telefon am Lenker mittels beiliegenden Halterungsgummis justiert werden.

Wer das möchte, kann Log-Daten hochladen, die dem Supportteam von GoCycle eine Ferndiagnose erlauben - falls es mit dem Antrieb Probleme geben sollte. Einen GPS-Tracker besitzt das GXi nicht. Sollte es gestohlen werden, kann es so zwar nicht aufgespürt werden. Doch will der Dieb das Ladegerät nachkaufen, geht das nur anhand der Rahmennummer, die dem Besitzer zugeordnet ist.

- Der Preis: Für ein Faltrad rangiert das GoCycle im Premium-Bereich - abzulesen auch am saftigen Preis von 4200 Euro. Wer 1000 Euro sparen möchte, greift zum günstigeren GX-Modell mit weniger Ausstattung.

- Das Fazit: Das GoCycle GXi ist ein robustes Faltrad, das zwar leichte Schwächen bei der Motorsteuerung zeigt, aber in seiner Kernkompetenz, dem schnellen Faltmechanismus, glänzt. Haken: der hohe Preis.