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So wird der Franken-"Tatort" am Sonntag

Der dritte Franken-Krimi erzählt vom Ankommen und Leben als Flüchtling in Deutschland... Schon wieder? Ja! Ob sich das Einschalten beim "Tatort: Am Ende geht man nackt" (9.4., 20:15 Uhr, das Erste) trotzdem lohnt, erfahren Sie hier:

Das ist die Story

Nach einem Brandanschlag auf eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Bamberg nehmen Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel), Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid) und Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schadt) die Ermittlungen auf. Kollege Felix Voss (Fabian Hinrichs), just aus dem Kaukasus-Urlaub zurückgekehrt, wird kurzerhand als verdeckter Ermittler in die Unterkunft eingeschleust. Denn es besteht der Verdacht, dass jemand das Opfer Neyla Mafany (Dayan Kodua) an der Flucht aus der brennenden Küche gehindert hat.

Als tschetschenischer Flüchtling versucht Voss nun also Verbindungen aufzubauen. Vorsichtig nähert er sich dem geschäftigen Said Gashi (Yasin El Harrouk), der unter den Flüchtlingen das Sagen hat. Mit dem jungen Syrer Basem (Mohamed Issa) verbindet ihn ebenfalls bald mehr: Basem vertraut ihm, doch auch er weiß nicht, dass Felix Polizist ist...

Lohnt sich das Einschalten?

Ja. Zugegeben, manches wirkt gerade zu Beginn der Geschichte etwas zu konstruiert. Allem voran natürlich der Tschetschenien-Hintergrund von Kommissar Felix Voss - inklusive der etwas überstrapazierten Wurst als Mitbringsel. Auch sind einige Figuren recht schablonenhaft skizziert. Ziemlich unterhaltsam sind sie dennoch: Besonders hervorzuheben ist Yasin El Harrouk (*1991). "Tatort"-Fans dürfte der Schauspieler bekannt vorkommen: Im Münchner "Tatort: Der Wüstensohn" (2014) spielte der gebürtige Stuttgarter mit marokkanischen Wurzeln den unantastbaren Diplomatensohn... Für "Lindenstraßen"-Fans ist dagegen Mohamed Issa kein Unbekannter. Der Sohn palästinensischer Eltern spielt dort den syrischen Flüchtling Jamal Bakkoush.

Hat man sich erstmal an die dramaturgischen Konstruktionen gewöhnt, zeigt sich das Wertvolle dieses liebevoll erzählten Krimis. Denn der Film gewährt einen ziemlich umfassenden Einblick in das Leben in einer solchen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge, mit durchaus überraschenden Details: Interessant ist zum Beispiel, wer alles an Flüchtlingen verdient. Oder warum ein positiver Asyl-Bescheid noch lange nicht glücklich machen muss.

Alles in allem menschelt es sehr in diesem Krimi, das aber im besten Sinn: So hört man beispielsweise zum wohl ersten Mal in der mehr als 45-jährigen "Tatort"-Historie einen solchen Satz nach dem obligatorischen und privatlebenfeindlichen Überschicht-Pensum der Ermittler im Sonntagskrimi: "Dienstbeginn morgen zwei Stunden später!" - Darüber hinaus gibt es viele schöne, rührende und witzige Dialoge und Szenen und einen ganz besonders spannenden Moment gegen Ende des Krimis. Ein überraschend sehenswerter "Tatort"!

Foto(s): BR/Rat Pack Filmproduktion GmbH/Bernd Schuller, BR/Rat Pack Filmproduktion GmbH/Bernd Schuller, BR/Rat Pack Filmproduktion GmbH/Bernd Schuller