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Erdgas: So können Sie (schon jetzt) sparen

Weil Russland die Gaslieferungen nach Deutschland gekürzt hat, könnten die Erdgas-Speicher bis zum Winter nicht die vorgeschriebenen Mengen erreichen. Wie könnte deshalb jeder und jede in den eigenen vier Wänden Energie sparen? Expert:innen geben Tipps.

Der größte Hebel beim Gassparen ist das Heizen: Ein Grad weniger senkt den Verbrauch um sechs Prozent. (Symbolbild: Getty Images)
Der größte Hebel beim Gassparen ist das Heizen: Ein Grad weniger senkt den Verbrauch um sechs Prozent. (Symbolbild: Getty Images)
  • Habeck ruft Alarmstufe des Notfallplans Gas aus

  • Simulationen: Speicher für Erdgaskönnten Füllmengen womöglich nicht erreichen

  • Expert:innen geben Tipps zum Sparen von Erdgas und Energie im Privaten

  • Heizung: ein Grad weniger Raumtemperatur reduziert Verbrauch um sechs Prozent

  • Stromsparen hilft beim Gassparen

  • Schon jetzt: weniger Warmwasser verbrauchen

Robert Habeck hat die sogenannte Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Damit reagierte er Ende vergangene Woche auf Kürzungen der Gaslieferung aus Russland.

Begründet hat der Bundeswirtschaftsminister den Schritt weiterhin mit Marktsimulationen: Die würden zeigen, sollte es bei der aktuellen Liefermenge bleiben, dass die deutschen Gasspeicher wohl nicht die gesetzlich vorgeschriebenen Füllmengen bis zum Winter erreichten.

Nicht nur Gas, sondern auch Geld sparen

Deshalb soll der Erdgasbedarf radikal gesenkt werden. Der größte Hebel ist das Heizen: Hier könnte durch flächendeckend verbesserte Wärmedämmungen an Gebäuden oder besser isolierte Fenster viel Gas gespart werden. Nur: Bis zur kommenden Heizperiode in vier bis fünf Monaten gibt es weder das notwendige Material am Markt, noch ausreichend Handwerker:innen. Das schreibt das Science Media Center (SMC) in einer aktuellen Stellungnahme.

Aus diesem Grund hat das SMC Expert:innen aus der Wissenschaft angefragt, wie Bürgerinnen und Bürger mit ihrem eigenen Verhalten zu Hause effektiv Gas – und damit auch Geld – sparen könnten.

Sparpotenzial: bis zu 19 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag

Immanuel Stieß, er leitet den „Forschungsschwerpunkt Energie und Klimaschutz im Alltag“ am Institut für Sozialökologische Forschung, gibt zunächst einen Überblick, wie in Deutschland überhaupt Energie in Form von Gas genutzt wird: „68 Prozent des Energieverbrauchs privater Haushalte entfallen auf das Heizen von Gebäuden, weitere 16 Prozent werden für die Bereitstellung von Warmwasser benötigt. Etwa die Hälfte der Gebäude wird mit Gas beheizt.“ Das Beheizen von Gebäuden und die Warmwasserbereitung habe so im vergangenen Jahr 340 Terrawattstunden Erdgas verbraucht.

Laut Stieß könnten kurzfristige Maßnahmen, die im Folgenden näher beschrieben werden, den Gasbedarf um ungefähr 15 bis 20 Prozent reduzieren. Auf das ganze Jahr gerechnet seien das 51 bis 68 Terrawattstunden, pro Tag 0,14 bis 0,19 Terrawattstunden. „Dies entspricht einem Volumen von etwa 14 bis 19 Millionen Kubikmetern Erdgas pro Tag“, erklärt er.

Schon jetzt: Warmwasser sparen

Die Möglichkeiten, Erdgas zu sparen, schwanken aufgrund des großen Heiz-Anteils sehr mit der Jahreszeit. Aber auch jetzt schon kann der Gasverbrauch gedrückt werden, um die Speicher über den Sommer schneller zu füllen – indem jede:r weniger warmes Wasser verbraucht. Der Grund: Um Wasser zu erwärmen, wird (über Umwege) Gas genutzt. „Der Verbrauch von Warmwasser verändert sich über das Jahr kaum, hier fallen die Einsparungen also auch im Sommer an“, sagt Stieß. Laut dem Experten macht allein das Duschen 25 bis 40 Prozent des Warmwasserverbrauchs in Gebäuden aus. „Durch kürzere Duschzeiten und geringere Duschtemperaturen kann der Verbrauch an Warmwasser um bis zu 15 Prozent reduziert werden. Durch den Einbau eines Sparduschkopfs können weitere fünf Prozent Warmwasser gespart werden. Insgesamt können so kurzfristig zehn bis 20 Prozent der Energie für die Warmwasserbereitung eingespart werden“, sagt er.

Kleinteilige Maßnahmen bringen in Summe Vorteile

Wenn auch derzeit noch nicht durch den Verbrauch, können sich Bürgerinnen und Bürger dafür durch kleinteilige Maßnahmen in den eigenen vier Wänden schon jetzt auf den Winter vorbereiten. Dazu schlägt Lamia Messari-Becker, sie ist Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Universität Siegen, Folgendes vor: „Im Gebäudesektor helfen so kurzfristig nur noch kleinteilige Maßnahmen. Dazu gehören Maßnahmen der Betriebsoptimierung im Heizungskeller, etwa hydraulischer Abgleich, Dämmung der Heizungsrohre, Entkalkung, Entlüftung sowie Nachtabsenkung beziehungsweise Nachtabschaltung der Heizungsanlage.“

Auch sei eine „angemessene Reduktion der Raumtemperatur“ tagsüber und die Beschränkung der Heizung auf notwendige Räume effizient – jedoch nicht unter 18 Grad Celsius.

Eine wichtige Rolle spielt auch korrektes Lüften, um nicht zu viel Wärme zu verlieren. Dazu empfiehlt Messari-Becker „kurzes Querlüften“ und den Einbau sogenannter Heizungssperren, die während des Lüftens verhindern, dass die Heizung hochdreht. Dabei gilt ungefähr: „Ein Grad weniger Raumtemperatur spart sechs Prozent Energie. Diese Faustregel ist jedoch nicht beliebig skalierbar. Ich schätze vorsichtig, dass der Gasverbrauch in den Haushalten um ungefähr 15 Prozent zurückgehen könnte“, sagt Lamia-Becker.

Photovoltaikanlage auf dem Balkon kann helfen

Auch Stromsparen hilft beim Erdgas-Sparen. Denn, so erklärt Martin Pehnt: „Strom wird auch durch Gaskraftwerke erzeugt. Deswegen: alle verbliebenen Glühlampen gegen LED-Lampen austauschen.“ Pehnt, er ist wissenschaftlicher Geschäftsführer und Fachbereichsleiter Energie am Institut für Energie- und Umweltforschung, empfiehlt außerdem abschaltbare Steckerleisten.

Weitere Möglichkeiten seien auch, alte Kühlschränke außer Betrieb zu nehmen und eine Solaranlage zu installieren. „Selbst eine kleine Balkon-PV-Anlage spart fünf bis zehn Prozent Strom“, sagt Pehnt, der sich auch für einen Verzicht von Trocknern ausspricht. Man könne Wäsche auch an der Luft trocknen. Denn, schließt der Experte: „Jede eingesparte Kilowattstunde zählt!“

VIDEO: Notfallplan Gas: Habeck ruft zweite Eskalationsstufe aus