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So sieht der Islam in Deutschland aus, wenn die AfD 2017 die Bundestagswahlen gewinnt

2016: Die AfD gibt sich ein Grundsatzprogramm. 2017: Mal angenommen, AfD-Chefin Frauke Petry wird Bundeskanzlerin. Was hätten die Muslime davon? Ein Ausblick.

Eine Satire von Jan Rübel

Erster Mai 2016, Stuttgart: Die AfD verabschiedet ein Grundsatzprogramm, darin erklärt sie: Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Das verstehen vor allem die Muslime nicht: Wie können sie da sein, aber ihre Religion nicht? Da der Islam aber letztlich immer die Moschee im Dorf lässt und die „Muslime“ in Deutschland sich nicht nur als Muslime sehen, sondern als Türken oder Rheinländer, als Schalke-Fans oder Mozart-Liebhaber, regen sie sich nicht besonders auf. Wird schon, denken sie.

Herbst 2017, Berlin. Die AfD gewinnt bei der Bundestagswahl 40,0 Prozent. Gemeinsam mit der CSU, die sich von der CDU abspaltet, bildet sie die neue Bundesregierung. Sogleich macht man sich ans Werk, das Grundsatzprogramm Wirklichkeit werden zu lassen.

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Silvester 2017, Hamburg. In der Feier zum 1. Januar 2018 kommt es zu einem symbolträchtigen Fackelzug. AfD-Anhänger und Vertreter des Bauamts ziehen an die Außenalster zur Imam-Ali-Moschee. Der schmucke und türkisfarben glänzende Bau hat noch am Vormittag Reisebusse auf Stadtrundfahrten angezogen – wegen seiner Schönheit. Nun, am Abend, ist Schluss mit Schön: Das AfD-Programm gebietet: „Das Minarett lehnt die AfD als islamisches Herrschaftssymbol ebenso ab wie den Muezzinruf, nach dem es außer dem islamischen Allah keinen Gott gibt. Minarett und Muezzinruf stehen im Widerspruch zu einem toleranten Nebeneinander der Religionen, das die christlichen Kirchen in der Moderne praktizieren.“

Bagger reißen die beiden Minarette kurzerhand ab. Proteste der überraschten Anwohner verhallen im Rausch der Böller und Raketen. Einen Leserbrief des Professors für Islamwissenschaft an der Universität Hamburg druckt das „Hamburger Abendblatt“ am kommenden Werktag zwar ab, aber dessen Argumentation, wonach Minarette heute reine Dekorationszwecke verfolgen, früher durch die Übernahme der Kirchturmtradition entstanden und eine Leuchtfunktion ausübten, also niemals ein Herrschaftssymbol darstellten (nicht einmal bei Karl May), verhallt wie der Einwurf, beim Muezzinruf heiße es: Es gebe keinen Gott außer Gott; dass es also einen islamischen Allah ebenso wenig gebe wie einen evangelischen Gott – und wenn doch, so würde doch jede Religion allein aus Marketinggründen ein wenig auf exklusiv machen.

Überall kommt es in Deutschland zu Rückbauten. Neue Moscheen dürfen nicht mehr errichtet werden – denn die Antragsteller können den Verdacht nicht ausräumen, extremistisch unterwegs zu sein; würde doch das Taqiyya-Prinzip den Muslimen erlauben, zur Verfolgung von Zielen zu lügen. Geglaubt wird also erstmal gar nichts mehr.

Religionssatiren stehen seit dem Wahlsieg der AfD hoch im Kurs, allerdings nur über den Islam. Immer mehr Zeitungen bedienen sich aus dem von der Partei verschickten Formkatalog von Muhammad-Karikaturen und drucken diese einmal im Monat ab. Verweigert sich eine Redaktion der Religionssatire, erhält sie Besuche von in jeder Kommune neu eingestellten Satire-Beauftragten.

Überhaupt ist der Wahlsieg der AfD eine große Jobbeschaffungsmaßnahme. Arbeitslose werden für so genannte Bürgerwehren rekrutiert. Die sollen überwachen, dass Frauen nicht mehr im Kopftuch zur Arbeit im Öffentlichen Dienst erscheinen und sich keine Frau überhaupt ganz verschleiert in der Öffentlichkeit zeigt.

Die Arbeit der Bürgerwehren zeitigt große Probleme, denn viel zu tun haben sie nicht – außer an Regentagen, da kommt es regelmäßig zu Missverständnissen mit Frauen, die mit Kopfbedeckungen und Regencapes auf den Straßen erwischt werden. Der Frust der Bürgerwehren steigt. Ihr Aufgabenfeld wird erweitert: Sie sollen Scharia-Richter aufspüren. Doch sie finden keinen. Im Frühling 2018 werden die Bürgerwehren aufgelöst. Sie kosten zu viel.

Sommer 2018, Berlin. Mit den USA kommt es zu diplomatischen Verwicklungen. Da die Bundesregierung durchgesetzt hat, dass Imame in deutschen Moscheen nur in Deutschland ausgebildet werden, reagieren amerikanische Universitäten ähnlich: Sie verweigern deutschen Theologie-Professoren, die nicht in den USA studiert haben, die Lehrerlaubnis. Aus Protest wird der US-Botschafter in Berlin einbestellt.

Silvester 2018. Ein Jahr ist um. Mit vielen hat es sich die neue Regierung verscherzt. Es gibt den Ruf nach einem Neuanfang, Kanzlerin Frauke Petry tritt zurück. Ihre letzten Worte: „Das war doch alles nur Satire.“

Bild: dpa

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