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So wird der "Tatort" am Sonntag

Heile Welt sucht man hinter den Fassaden der "Nachbarn" vergeblich

Aller guten Dinge sind drei. Im Fall der "Tatort"-Kommissare Ballauf und Schenk scheint es jedenfalls so. Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr sind die Kölner Kommissare gefragt. Ihr neuer Fall "Nachbarn" führt die beiden in eine Vorstadtsiedlung, in der offenbar jeder etwas zu verbergen scheint.

Darum geht es

Ein Mann fällt nachts von einer Brücke und wird von einem LKW überfahren. Es sollte aussehen wie Selbstmord. Doch die Ermittlungen ergeben: Er war bereits tot, die Leiche wurde dorthin transportiert. Dabei beginnt der "Tatort" so harmonisch - zu den Klängen von Pharrell Williams "Happy" feuert ein Großvater seine Enkeln beim Sport an, feiert eine Familie Geburtstag und Nachbarn winken sich über den Gartenzaun zu. Mehr Idylle geht nicht, könnte man meinen. Doch hinter den Fassaden der "Nachbarn" brodelt es gewaltig.

Der ermordete Werner Holtkamp lebte allein in einem Haus am Stadtrand. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) ermitteln in der Nachbarschaft - und die ist mehr als vertrackt. So herrschte etwa ein erbitterter Streit zwischen dem Opfer und Leo Voigt (Werner Wölbern), der mit seiner Stieftochter Sandra (Claudia Eisinger) und deren Tochter direkt nebenan wohnt. Erst ging es um eine falsch gezogene Grenze, dann um die Hecke. Doch Voigt ist nicht der einzige, der ein Motiv gehabt hätte: Da wäre noch das Ehepaar Möbius und die Familie Scholten, die alle etwas zu verbergen versuchen...

Lohnt sich das Einschalten?

Mit "Nachbarn" ist den Machern ein klassischer Sonntagskrimi gelungen. Der erste "Tatort" aus der Feder von Christoph Wortberg (53, "Die Farbe der Angst"), besser bekannt als Frank Dressler aus der "Lindenstraße", entführt den Zuschauer in eine scheinbare Idylle, die sich als potentielle Hölle für jeden Einzelnen entpuppt. Der Krimi-erfahrene Regisseur Torsten C. Fischer (*1963, "Romy") lässt den Zuschauer in seinem siebten "Tatort" gekonnt in eine kleinkarierte Nachbarschaft eintauchen und inszeniert das Vorstadtleben auf den Punkt.

Besonders erwähnenswert ist die Darbietung von Claudia Eisinger (32, "Mängelexemplar"), die ihre Rolle der Sandra beeindruckend realistisch verkörpert. Sie mimt die verstörte junge Frau mit der auffälligen Heiserkeit so glaubhaft, dass man sie einfach mal in den Arm nehmen möchte. Generell harmoniert das gesamte Schauspiel-Ensemble äußerst gut. Jeder einzelne erfüllt seine Rolle, wie auch die Figuren es im Film tun, und trägt damit zu einem authentischen Bild bei.

Fazit

Aller guten Dinge sind tatsächlich drei. Der klassisch aufgebaute Krimi lädt die Zuschauer in 90 kurzweiligen Minuten zum Miträtseln ein. Er überzeugt zudem durch eine spannende, obgleich stellenweise verwirrende Figurenkonstellation. Die Geschichte ist zwar kein Krimi-Knaller, aber sie ist an allen Stellen solide umgesetzt. Deshalb lohnt sich das Einschalten.

Foto(s): WDR/Martin Menke