So wehren sich Länder gegen Massentourismus
Italien verdient viel Geld Tourimus - und ergreift nun doch Maßnahmen, um die Touristenmassen an seinen Hotspots einzudämmen. Andere beliebte Reiseziele haben dies bereits vorgemacht.
Traumhafte Strände, berühmte Sehenswürdigkeiten, gutes Essen und schönes Wetter: Italien ist bei Touristen äußerst beliebt. So beliebt, dass viele Städte nun Maßnahmen ergreifen, um sich eben jene Touristen vom Hals zu halten.
Bikini-Verbot, Stehverbot, Betten-Stop: So will Italien den Massentourismus eindämmen
Italienische Medien berichten von verschiedenen Maßnahmen. So hat Südtirol eine Obergrenze für Betten eingeführt, die touristische Betriebe daran hindern soll, zu den bestehenden Betten weitere hinzuzufügen und damit mehr Besucher aufnehmen zu können. Inseln wie Lampedusa, Linosa oder Procida lassen keine Fahrzeuge mehr zu, die nicht dort gemeldet sind. Und in der Tourismus-Hochburg Venedig wird seit Längerem ein Eintrittsgeld diskutiert, wie Medien übereinstimmend berichten.
Schlaftourismus: Was steckt hinter dem neuem Reisetrend?
Bisweilen treiben die Maßnahmen auch skurrile Blüten. So gilt der Nachrichtenagentur Ansa zufolge im Strandparadies Portofino nicht nur ein Bikini-Verbot außerhalb der Strände, sondern in bestimmten Zonen zwischen Stadtkern und Stränden auch ein "Warteverbot", bei dem zu langes Stehenbleiben mit Bußgeldern von bis zu 275 Euro geahndet werden kann.
Italien bricht unter Tourismusmassen zusammen
Damit setzt das Land viel Geld aufs Spiel: Zuletzt machte die Tourismusbranche Zahlen von Statista zufolge ganze sieben Prozent des gesamten Bruttoinlandprodukts aus. Doch viele Orte brechen unter den Besucherschwärmen schier zusammen.
Venedig wird bei einer schwindenden Einwohnerzahl von aktuell rund 50.000 pro Jahr von fast 30 Millionen Touristen überlaufen, wie der Südkurier berichtet. Und der Bürgermeister von Procida klagte gegenüber dem italienischen Sender Sky, dass die Insel mit 10.000 Einwohnern zeitweise von 600.000 Touristen überlaufen würde.
Andere Länder haben bereits Maßnahmen ergriffen
Neu sind diese Maßnahmen allerdings nicht. Sardinien hat es vor einigen Jahren bereits mit einer Eintrittsgebühr und eine maximalen Zahl an Strandbesuchern versucht. Das indonesische Insel Bali plant gar eine Tourismussteuer.
Ob sich Touristen allein von Gebühren abschrecken lassen, darf bezweifelt werden. Amsterdam hat die höchste Tourismusabgabe in ganz Europa und ächzt dennoch unter Touristen, die dort zudem oft nicht ihr bestes Benehmen zeigen. Die niederländische Hauptstadt, die vor allem Kiffer und Party-Touristen anlockt, leidet insbesondere unter randalierenden Betrunkenen und Wildpinklern. Bierbikes und Gruppenführungen durch das Rotlichtviertel sind längst verboten, doch die Stadt plant sogar eine Verlegung des Viertels, ein Verbot von Touristenbussen im Zentrum und eine Verschärfung der Regeln des Cannabis-Konsums.
In Spanien ist vor allem Barcelona ein beliebtes Reiseziel - dort dürfen Reisegruppen nur noch eine bestimmte Größe haben und in der Innenstadt nur noch 24 Straßen und Plätze besichtigen. Zudem gilt in bestimmten Zonen eine Einbahnstraßenregelung.
Viele Orte fürchten vor allem um ihre Natur sowie ihre Denkmäler und historischen Sehenswürdigkeiten. Schon vor Jahren hat Australien daher ein Kletterverbot auf dem für die Ureinwohner heiligen Berg Uluru eingeführt. Und Machu Picchu in Peru lässt Besucher nur in zwei Zeitfenstern und mit begrenzter Verweildauer an seine berühmten Inkastätte.
In der Antarktis beschleunigen die Ströme Zehntausender Touristen pro Jahr gar die Eisschmelze, die das Klima so sehr gefährdet, wie eine Studie in der Fachzeitschrift "Nature Communications" im vergangenen Jahr zeigte. Man darf abwarten, welche Maßnahmen in Zukunft noch ergriffen werden.
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