Social Media und Online-Spiele - Stress, Angst, Sucht: Wie die digitale Welt das Selbstwertgefühl zerstört

Ist es wirklich notwendig, dass Kinder und Jugendliche ständig online und erreichbar sind?<span class="copyright">Getty Images/Halfpoint</span>
Ist es wirklich notwendig, dass Kinder und Jugendliche ständig online und erreichbar sind?Getty Images/Halfpoint

Social Media und Online-Spiele können die Psyche unserer Kinder stark beeinflussen und sogar krank machen. Internetsucht-Spezialist Florian Buschmann sagt, warum Vergleiche, Likes und Gaming zu Ängsten und Depressionen führen können – und wie wir den digitalen Teufelskreis durchbrechen.

Es klingelt. Ein kurzes Summen auf dem Smartphone und schon sind wir wieder dabei – scrollen durch Instagram, schauen uns die neuesten Videos auf TikTok an oder spielen das nächste Level im Lieblingsspiel. Für viele von uns und besonders für unsere Kinder ist das die neue Normalität. Doch was macht das eigentlich mit uns? Wie wirkt sich diese ständige Präsenz in der digitalen Welt auf unsere psychische Gesundheit aus? Eine wichtige Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: Ist es wirklich notwendig, dass Kinder und Jugendliche ständig online und erreichbar sind?

Wenn Vergleiche krank machen: Die unsichtbare Gefahr hinter dem Bildschirm

Unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, in der Likes und Follower oft als Maßstab für Beliebtheit und Erfolg gelten. Das führt zu einem ständigen Vergleich: Wer hat mehr Follower? Wer bekommt mehr Likes? Wer sieht besser aus, wer ist talentierter? Das Perfide daran ist, dass diese Vergleiche selten zugunsten der eigenen Person ausfallen.

In unseren Offline Helden-Workshops zur Prävention von Mediensucht hören wir immer wieder, dass Kinder und Jugendliche das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein, weil sie sich in einem unaufhörlichen Wettstreit mit einer digital optimierten Welt befinden. Das Resultat? Minderwertigkeitsgefühle, Stress, Angst – und in schweren Fällen sogar Depressionen.

Die unsichtbaren Ketten: Wie Online-Spiele zur Abhängigkeit führen

Nicht nur Social Media birgt Gefahren. Online-Spiele, die scheinbar harmlose Freizeitbeschäftigung, können zu einer echten Suchtfalle werden. Die digitale Welt bietet eine Flucht aus dem Alltag – und das ist gerade für Kinder und Jugendliche, die vielleicht in der Schule oder im sozialen Umfeld Schwierigkeiten haben, besonders verlockend.

Doch diese Flucht hat ihren Preis: Wer zu viel Zeit in virtuellen Welten verbringt, vernachlässigt die reale Welt. Die Folgen reichen von sozialer Isolation bis hin zu ernsthaften Schulproblemen. In extremen Fällen sprechen Experten von einer „Internet Gaming Disorder“, einer Form der Sucht, die mittlerweile weltweit als ernstzunehmende psychische Erkrankung anerkannt ist.

Ist es wirklich notwendig, dass Kinder auf Social Media sind?

Hier kommt die entscheidende Frage: Gibt es überhaupt einen wirklichen Grund, warum Kinder auf Social Media sein sollten? Ja, soziale Medien ermöglichen es, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben. Aber lässt sich dieser Mehrwert wirklich nicht anders erzielen?

Unsere Erfahrungen zeigen, dass die negativen Auswirkungen – ständiger Vergleich, Mobbing, Abhängigkeit von Anerkennung – oft den Nutzen überwiegen. Kinder sollten die Welt durch echte, greifbare Erfahrungen entdecken, nicht durch die gefilterte und verzerrte Linse eines Instagram-Feeds.

Die Balance finden: Ein bewusster Umgang mit der digitalen Welt

Die Antwort liegt in der Balance. Es ist nicht unbedingt falsch, online zu sein oder Spiele zu spielen – aber die Dosis macht das Gift. Eltern können Vorbilder sein, indem sie selbst einen bewussten Umgang mit digitalen Medien pflegen und gemeinsam mit ihren Kindern klare Regeln für Bildschirmzeiten aufstellen.

Offline-Erlebnisse, die bewusst außerhalb der digitalen Welt stattfinden, sind entscheidend, um eine gesunde Balance zu finden.

Fazit: Die digitale Welt hinterfragen und echte Alternativen schaffen

Letztendlich gibt es keinen zwingenden Grund, warum Kinder soziale Medien nutzen müssen – außer der Verbindung mit anderen. Doch auch dieser vermeintliche Vorteil kann hinterfragt werden: Reicht die virtuelle Verbindung aus, um echte Freundschaften und Bindungen aufzubauen? Die Antwort ist oft ernüchternd.

Es gibt kein digitales Erlebnis, das die wertvollen Momente in der realen Welt ersetzen kann. Es liegt an uns, bewusst zu entscheiden, wie viel Raum die digitale Welt im Leben unserer Kinder einnehmen darf – und welche Alternativen wir schaffen, um das Leben in seiner ganzen Fülle zu erleben.