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Sommerferien: Droht ein Strand-Chaos?

Der Sommer naht unaufhaltsam und mit ihm die Ferienzeit. Nachdem in vielen europäischen Ländern zunehmende Lockerungen der Corona-Maßnahmen eingeführt werden, fürchten manche ein riskantes Chaos an beliebten Urlaubszielen. Vor allem Länder mit Meereszugang wappnen sich für den Touristen-Ansturm.

Gänzlich geschlossene Strände wie hier in Spanien sollen möglichst vermieden werden. (Symbolbild: Getty)
Gänzlich geschlossene Strände wie hier in Spanien sollen möglichst vermieden werden. (Symbolbild: Getty)

Die EU empfahl ihren Mitgliedsstaaten jüngst eine langsame Öffnung der Grenzen, die Wiederbelebung des Bahn- und Flugverkehrs und die Wiederöffnung des Tourismussektors. Für viele Menschen sind das gute Nachrichten, denn damit steigt die Hoffnung, im Sommer trotz allem einen nicht mehr erhofften Urlaub genießen zu können. Doch gleichzeitig birgt die Wiederaufnahme des Tourismus eine große Gefahr. Denn die Menschen werden zu den beliebten Zielen strömen und das bedeutet für viele immer noch vor allem: ans Meer. Meteorologen sagen zudem einen sehr heißen Sommer voraus, was das Gedränge an den Stränden noch einmal verstärken könnte. Die Furcht vor einer zweiten Corona-Welle, ausgelöst durch große Menschenmengen und schnell verbreitet durch Heimkehrer, steigt.

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Das gewohnte Bild von den sommerlichen Mittelmeerstränden dürfte es in diesem Jahr kaum geben. Volle Strandpromenaden, dicht gedrängte Tische vor den Restaurants und eng nebeneinander liegende Handtücher am Strand entsprechen in keiner Weise den Hygiene- und Abstandsregeln zur Eindämmung der Pandemie und könnten verheerende Folgen haben. Experten rechnen dennoch damit, dass es in Europa zu solchen Szenarien kommen könnte. Tony Johnson, Reiseexperte des Athlone-Instituts für Tourismus und Freizeit, fordert deshalb in einem Interview mit dem US-amerikanischen TV-Sender CNN: “Behörden müssen klare Strategien vorbereiten, wie sie das Besucheraufkommen an den Stränden regeln wollen.” Ein Reiseverbot hält er zwar nicht für notwendig, doch eine zusätzliche Aufklärung über Hygieneregeln und Abstand sollten die Reiseländer in jedem Fall betreiben. Auch das Schließen einzelne Strände führe nur zu einer Verlagerung des Problems an andere Schwerpunkte, an denen sich dann die Massen treffen, so Johnson.

Hygienekonzepte und Besucherbeschränkungen

Schon jetzt lässt sich beobachten, wie die europäischen Länder versuchen, mit dem einerseits gefürchteten und andererseits erhofften Touristenansturm im Sommer umzugehen. Für viele südeuropäische Länder ist der Tourismus ein immens wichtiger Wirtschaftsfaktor, weshalb sie auf Öffnungen und gemeinsame Konzepte drängen. Klar ist aber auch, dass ein erneuter massiver Ausbruch der Corona-Pandemie auch wirtschaftlich eine Katastrophe wäre, die es zu verhindern gilt. Reyes Maroto, spanische Tourismusministerin, berichtet in der Zeitung El País von den Bemühungen ihres Ministeriums, sinnvolle Strategien zu entwicklen und zu testen. Eine Variante wäre es zum Beispiel, die tägliche Besucherzahl zu limitieren, wie es momentan im Strandort Canet d’en Berenguer in der Nähe von Valencia getestet wird. Dort dürfen pro Tag maximal 5000 Menschen an die Strände. In Barcelona sollen sich Strandbesucher an Zeitfenster halten, um die Massen zu minimieren. Die regelmäßige Reinigung und Desinfektion von öffentlichen Duschen und Toiletten gehört an vielen Strandorten zum Fahrplan. "Wir müssen garantieren können, dass jeder Mensch, der nach Spanien kommt, dort auch sicher ist,” betonte Maroto die Prioritäten in der Tourismus-Debatte.

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In Frankreich versucht man, einem zu großen Gedränge durch weitere Bedingungen Einhalt zu gebieten. Dort darf man in der Region Nouvelle Aquitaine nur an den Strand, wenn man “dynamischen physischen Aktivitäten” nachgeht. Das heißt Schwimmen und Sport ist erlaubt, Sonnenbaden dagegen nicht. Nachdem dort hunderte von Stränden seit der vergangenen Woche wieder geöffnet waren, mussten bereits mehrere Gemeinden ihre Strände wieder absperren, weil die Menschen sich “nicht akzeptabel” verhalten hatten. In den auch bei vielen Deutschen beliebten Strandbädern von Zeeland an der niederländischen Küste beschlossen die Behörden, die Zufahrtsstraßen an den kommenden Wochenenden komplett zu sperren. Zu groß ist die Sorge, dass zu viele Besucher bei gutem Wetter an die Strände strömen würden.

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