Sommerhitze: Das sollten Sie tun, wenn sich ein Kind im geschlossenen Auto befindet
Immer wieder unterschätzen Menschen den rasanten Hitzeanstieg in geparkten Fahrzeugen – und bringen damit ihre Kinder in lebensgefährliche Situationen. So reagieren Sie richtig, wenn Sie an einem heißen Tag ein Kind im verschlossenen Auto vorfinden.
24 Grad, ein laues Lüftchen, das Kind schläft selig auf dem Rücksitz. Wieso sollte man den Nachwuchs nicht einfach im Auto sitzen lassen, während man "ganz kurz" ein paar Sachen im Supermarkt besorgt?
Eine Studie der University of Georgia hat ergeben, dass das Thermometer im Fahrzeug selbst bei vergleichsweise milder Außentemperatur schnell auf lebensbedrohliche Werte steigen kann. Schon bei den besagten 24 Grad hat es nach 30 Minuten im Wageninneren 40 Grad. Sogar eher erfrischende 20 Grad können sich im geschlossenen Raum im Laufe einer Stunde zu lebensbedrohlichen 46 Grad entwickeln (s. Infografik). Ein leicht geöffnetes Fenster schafft da leider nachweislich auch keine Erleichterung.
Kinder können die Hitze durch ihre geringere Körperoberfläche deutlich schlechter regulieren als Erwachsene. Dadurch kommt es bei so hohen Temperaturen in den Organen zu einer lebensbedrohlichen Sauerstoffunterversorgung, der Kreislauf bricht zusammen – Herzstillstand ist die Folge. Als Faustregel gilt: je kleiner das Kind ist, desto schneller wird die Situation gefährlich.
Ein Kind allein bei Hitze im geschlossenen Wagen – Was tun?
Sollten Sie tatsächlich die Situation vorfinden, dass ein Kind bei Hitze unbeaufsichtigt in einem Auto eingeschlossen ist, ist es sinnvoll, sich an den Folgenden Verhaltensregeln zu orientieren:
Überprüfen: Ist das Kind ansprechbar?
Ein wichtiger Faktor für das weitere Vorgehen ist, ob das Kind im Wageninneren ansprechbar, also bei Bewusstsein ist. Klopfen Sie gegen die Scheibe und versuchen Sie Kontakt aufzunehmen! Wirkt das Kind abwesend und reagiert nicht, dann liegt eventuell eine Notsituation vor und Eile ist geboten.
Das sollten Sie tun, wenn das Kind nicht ansprechbar ist
Notruf wählen: Verständigen Sie zuallererst den Notruf (112). Bei starker Überhitzung muss dringend medizinische Versorgung erfolgen, die über Erste-Hilfe-Maßnahmen hinausgehen kann. Außerdem sollten die Rettungskräfte im Besitz von Werkzeugen sein, um ins Wageninnere zu gelangen. Das kann sich nämlich bei neueren Autos schwierig gestalten.
Scheibe einschlagen: Sind Sie der Überzeugung, dass die Situation kritisch ist, berechtigt Sie der Notwehrparagraf dazu, die Scheibe des Fahrzeugs einzuschlagen. Aber Vorsicht! Wählen Sie ein Seitenfenster, das möglichst weit vom eingeschlossenen Kind entfernt ist, um Verletzungen durch Glassplitter zu vermeiden. Auch sollten Sie von Versuchen mit der bloßen Hand absehen und einen Stein oder Ähnliches zu Hilfe nehmen. Oftmals ist das Glas in den Ecken leichter zu zerstören als in der Mitte. Bei neuen Autos können die Fenster extrem widerstandsfähig sein, also rechnen Sie mit einem höheren Kraftaufwand und suchen Sie sich nach Möglichkeit passendes Werkzeug wie einen Hammer.
Das sollten Sie tun, wenn das Kind ansprechbar ist
Notruf wählen: Wenn das Kind ansprechbar ist und Sie sich über das Gefahrenmaß der Situation oder das weitere Vorgehen nicht sicher sind, können Sie in jedem Fall den Notruf wählen.
Fahrzeughalter ausfindig machen: Zunächst sollten Sie versuchen, die Person zu finden, der das Fahrzeug gehört. Fragen Sie Passanten oder lassen Sie beispielsweise im Supermarkt die Nummer des Wagens ausrufen. Dabei ist es wichtig, dass in der Zwischenzeit jemand die gesundheitliche Verfassung des Kindes im Blick behält, um bei einer Verschlechterung sofort zu reagieren.
Sollte sich der Besitzer des Autos nicht finden lassen und erscheint Ihnen die Situation zunehmend kritisch, sollten Sie auf jeden Fall den Notruf wählen und dann weitere Maßnahmen abwägen.
Hitzschlag bei Kindern: Erste-Hilfe-Maßnahmen
Ist es Ihnen gelungen, das Kind aus dem Wagen zu befreien, muss dringend eine Kühlung des Körpers erfolgen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten! Suchen Sie zunächst einen kühlen/schattigen Ort in der Nähe, an den Sie das Kind bringen können. Auch das Ausziehen/Aufknöpfen von zu heißer Kleidung kann hilfreich sein. Der Oberkörper sollte dabei eher hoch gelagert werden (das Kind also sitzen).
Todesfalle: Deshalb darf kein Hund bei Hitze im Auto bleiben!
Ist das Kind allerdings sehr benommen, aber noch ansprechbar, ist es sinnvoll, die Beine höher zu lagern, um eine Ohnmacht zu vermeiden. Sollte das Kind das Bewusstsein schon verloren haben, muss die stabile Seitenlage und eine ständige Überwachung der Atmung erfolgen. In den beiden letzteren Fällen sollte beim Wählen des Notrufs zusätzlich ein Notarzt angefordert werden.
Überhitzung im Auto: Kein kaltes Wasser zum Kühlen!
Ist das Kind bei Bewusstsein, kann man Wasser zum Trinken reichen (in kleinen Schlucken, am besten mit Strohhalm) oder (auch bei bewusstlosen Kindern) vorsichtig über die Brust laufen lassen. Das Wasser sollte aber unbedingt lauwarm oder leicht kühl sein, keinesfalls eiskalt! Dies dient dazu, eine Schockreaktion des ohnehin überforderten Kreislaufs zu vermeiden. Gegebenenfalls können auch nasse Umschläge aus Tüchern oder Waschlappen benutzt werden.
Trotz aller Maßnahmen sollte unbedingt ein Notruf erfolgen, um die notwendige medizinische Versorgung zu gewährleisten.
Mit diesen Konsequenzen müssen Eltern oder Aufsichtspersonen rechnen
Für die Aufsichtsperson, die das Kind im Wagen gelassen hat, kann die Situation weitreichende Folgen haben. Wer sein Kind den Schmerzen und Gefahren eines überhitzten Autos aussetzt, begeht damit Straftaten wie Körperverletzung und Kindesmisshandlung – und riskiert damit eine Freiheitsstrafe.
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