Aus Sorge vor Kellerüberschwemmungen: Anwohner wollen Solarpark stoppen

In Weilheim, Bayern, ist ein 34 Hektar großer Solarpark geplant. Doch bevor das Projekt starten kann, müssen zunächst Konflikte gelöst werden: Einige Anwohner sind besorgt, dass der Solarpark ein bestehendes Drainagesystem beschädigen könnte, und stellen sich deshalb gegen das Vorhaben.

Im oberbayerischen Weilheim plant die Volllast GmbH den Bau eines 34 Hektar großen Solarparks, der der größte in der Region wäre und rund 11.000 Haushalte mit Strom versorgen könnte. Doch laut Münchner Merkur regt sich Widerstand unter den Anwohnern. Der Wasser- und Bodenverband Lichtenau äußert Existenzängste und Sorgen um ein etwa 80 Jahre altes Drainagesystem, das durch die Bauarbeiten beschädigt werden könnte. Die Drainage verläuft durch alle Grundstücke der Lichtenau und ist auch mit den Wohnhäusern verbunden, so der Verband. "Sonst würden diese bei starkem Regen absaufen", so Fridolin Specker, Vorstandsmitglied des Wasser- und Bodenverbands.

Sorge um alte Drainagesysteme: Verband schlägt Alarm

Volllast plant die Errichtung sogenannter Agri-PV-Anlagen, die höher montiert werden als herkömmliche Photovoltaik-Anlagen, um die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen unter den Solarmodulen zu ermöglichen. Ein Solarfeld von zwei bis drei Hektar wäre "kein Problem", so Specker im Gespräch mit dem Münchner Merkur. Laut dem Verband verlaufen Sammlerleitungen durch die Grundstücke, auf denen der Solarpark gebaut werden soll. Die Fundamente der Solarmodule könnten nach Einschätzung des Verbands eine Bedrohung für die darunterliegenden Rohre und Leitungen darstellen.

Die drei Vorstandsmitglieder des Verbands kritisieren zudem, dass der Investor kaum den Dialog mit den Anwohnern gesucht habe. Informationen seien "nur häppchenweise" weitergegeben worden. Der Termin zur Besichtigung einer nahegelegenen Solaranlage sei so kurzfristig angekündigt worden, dass niemand vom Verband teilnehmen konnte. "Wir wollen einfach, dass offen miteinander geredet wird", sagt Monika Winterholler, ebenfalls Vorstandsmitglied des Vereins.

Investor verteidigt Vorgehen, Anwohner bleiben skeptisch

Der Investor sieht die Situation ganz anders: Volllast-Geschäftsführer Tobias Mader betonte im Gespräch mit der Zeitung, dass man zahlreiche Telefonate mit Vertretern des Wasser- und Bodenverbandes geführt habe. Allerdings sei der Verband keine juristische Person und daher "ein bisschen schwierig zu greifen", so Mader. Einen "sehr ausufernden" Vertragsentwurf des Verbandes, der Volllast "für alles verantwortlich" machen würde, habe man in dieser Form nicht akzeptieren können.

Das Unternehmen hat ein von der Stadt beauftragtes Fachbüro damit betraut, ein Entwässerungskonzept zu erstellen. Volllast-Chef Mader ist zuversichtlich, dass der Bau ohne Probleme verlaufen wird: Nach Erledigung "einiger kleinerer Hausaufgaben" könne der Solarpark so gebaut werden, "dass es keine negativen Auswirkungen gibt". Dennoch stoßen die Gutachten bei einigen Anwohnern und Mitgliedern des Verbands auf Ablehnung. Der Grund dafür: Es gibt keine digitale Kartierung des Drainagesystems, was bedeutet, dass Volllast nicht mit absoluter Sicherheit garantieren kann, dass bei den Fundamentarbeiten kein Rohr beschädigt wird. Die vorgesehenen baulichen Maßnahmen sollen jedoch sicherstellen, dass für die Anwohner "nichts schlechter" wird. Diese Zusicherung steht laut Mader.

Volllast hat in der Region bereits 20 Photovoltaik-Freiflächenanlagen errichtet und betreibt einen 16 Hektar großen Solarpark in der Nähe, zudem ist das Unternehmen international aktiv. Die eigentlichen Beweggründe der Grundbesitzer, auf deren Flächen der neue Solarpark entstehen soll, werden deutlich, als sie forderten, die Anlage als Agri-PV-Anlage zu gestalten. Volllast ist bereit, dieser Forderung nachzukommen, obwohl das Unternehmen ursprünglich beim Projekt in der Lichtenau darauf verzichten wollte, da die Wiesen "eher schwach" seien und eine herkömmliche Anordnung mehr Stromertrag liefern würde, so Mader im Münchner Merkur. Derzeit sind die Flächen ungenutzt, aber zwei der drei Grundbesitzer beabsichtigen laut Mader, ihre aufgegebene Landwirtschaft wieder aufzunehmen und die Flächen unter den Solarmodulen erneut zu bewirtschaften.

Für Mitte September hat die Stadt Weilheim ein Treffen mit allen Beteiligten angesetzt, um die Bedenken der Anwohner zu besprechen. Erst danach wird der Stadtrat entscheiden, ob das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans eingeleitet wird, das für den Bau des Solarparks erforderlich ist.

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