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Sorge um gefährdeten Staudamm in Puerto Rico

Der Guajataca-Staudamm in Puerto Rico hält den Wassermassen noch Stand. Foto: AP
Der Guajataca-Staudamm in Puerto Rico hält den Wassermassen noch Stand. Foto: AP

Hurrikan «Maria» hat Puerto Rico heftig getroffen. Die Opferzahl steigt, der Strom ist ausgefallen, tausende Menschen sind obdachlos. Und weiteres Ungemach droht: Ein großer Staudamm könnte brechen.

San Juan (dpa) - Auf der Karibikinsel Puerto Rico sind durch den Hurrikan «Maria» mindestens zehn Menschen getötet und Schäden in Milliardenhöhe verursacht worden.

Wie Gouverneur Ricardo Rosselló Nevares mitteilte, sei mit höheren Summen als durch Hurrikan «Georges» im Jahr 1998 zu rechnen. «"Georges" verursachte Kosten von sieben bis zehn Milliarden Dollar (5,8 bis 8,4 Mrd Euro), jetzt ist mit weit höheren Zahlen zu rechnen», sagte er. Wie die Zeitung «El nuevo día» berichtete, gibt es bisher offiziell zehn Todesopfer. Nach noch unbestätigten Berichten könnten es bis zu 16 Tote sein.

Die vom Hurrikan mitgebrachten Wassermassen brachten den großen Guajataca-Staudamm in Quebradillas an seine Grenze: Das Bauwerk wies am Wochenende erste Schäden auf, konnte den Fluten aber zunächst standhalten. Mehrere Gemeinden wurden vorsichtshalber evakuiert. 11 000 Menschen befinden sich derzeit in Notunterkünften. Der Staudamm im Westen des Landes wird als Wasserkraftwerk zur Stromgewinnung genutzt.

In ganz Puerto Rico gab es Stromausfälle, das Benzin wurde knapp und die noch funktionierenden Tankstellen durften Benzin meist nur an offizielle Wagen für Rettungseinsätze abgeben. Mehrere Krankenhäuser konnten mangels Strom kaum noch arbeiten, auch Essen und Trinkwasser wurden knapp in dem US-Außengebiet, das östlich der Dominikanischen Republik liegt. «Die Zerstörungen sind enorm, es gibt hunderttausende Personen, zu denen wir noch nicht gelangen konnten», sagte die Bürgermeisterin von San Juan, Carmen Yulín Cruz, dem US-Sender CNN.

Fast alle 3,4 Millionen Einwohner der Insel seien weiter ohne Strom. Zudem seien zahlreiche Regionen von der Kommunikation abgeschnitten. Nur etwa ein Viertel der Menschen habe derzeit Zugang zu Trinkwasser, hieß es. Es kam zu Plünderungen. Gouverneur Ricardo Rosselló Nevares hat eine Ausgangssperre von sechs Uhr abends bis sechs Uhr morgens ausgerufen.

US-Präsident Donald Trump hatte den Katstrophenzustand für Puerto Rico ausgerufen. Damit bekommt das US-Außengebiet finanzielle Hilfen zum Beispiel für Notunterkünfte und Reparaturen. Das US-Militär unterstützt mit sechs Hubschraubern und vier Transportflugzeugen Hilfsmaßnahmen.

Puerto Rico ist ein assoziierter Freistaat der USA, weshalb die Bürger sich nicht an Wahlen beteiligen können. Die von der Pleite bedrohte Insel will aber der 51. Bundesstaat der USA werden. Dieser Wunsch müsste vom US-Kongress gebilligt werden. Die Insel ist etwa so groß wie Zypern.

Der internationale Flughafen Luis Muñoz Marín nahm inzwischen schrittweise wieder den Betrieb auf. Zwar sind Linienflüge aus den USA zum Teil bis Dienstag ausgesetzt, aber erste militärische Hilfsflüge mit Zelten, Nahrung und Wasser erreichten die Insel. Zudem wurden aus New York Ingenieure eingeflogen, um bei der Wiederherstellung der Stromversorgung zu helfen.

Insgesamt wurden durch «Maria» in Puerto Rico, Dominica und Guadalupe bisher über 30 Menschen getötet. Ausläufer des Hurrikans könnten auch die US-Ostküste treffen. Es wird aber damit gerechnet, dass sich «Maria» weiter abschwächt. Das US-Hurrikanzentrum führte ihn am Sonntag nur noch als Sturm der Kategorie zwei, was Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern pro Stunde entspricht.