Sorgen um VW: Wird Wolfsburg zum deutschen Detroit?
Die Arbeitsbeziehungen bei Volkswagen sind nach wie vor angespannt, da der Plan des Managements, drastische Kostensenkungsmaßnahmen durchzuführen, mit den Forderungen der Gewerkschaften kollidiert, die u.a. eine Lohnerhöhung von 7 % fordern.
Beide Seiten trafen sich am Mittwoch im Schloss Herrenhausen in Hannover, wo neben den Tarifverhandlungen auch die strengen Sparmaßnahmen zum Thema wurden.
Die Arbeitnehmer hoffen, dass sie durch die Gespräche mögliche Entlassungen oder Werksschließungen verhindern lassen.
"Die Situation ist sehr ernst"
Arne Meiswinkel, VW-Verhandlungsführer, verdeutlichte den Standpunkt des Unternehmens mit den Worten: „Die Situation an unserem Heimatstandort in Deutschland ist sehr ernst.“
Er fuhr fort: „Heute, in der ersten Runde, bewerten wir die Ausgangssituation. Wir bekennen uns zum Wirtschaftsstandort Deutschland und zu industriellen Arbeitsplätzen. Das setzt aber ein hohes Maß an Wettbewerbsfähigkeit voraus.“
Die Forderungen der größten deutschen Gewerkschaft IG Metall lehnte das Management ab, so Meiswinkel: „Wir brauchen nachhaltige Kostensenkungen und eine zukunftssichere Gestaltung der tariflichen Arbeitsbedingungen.“ „Wir können unsere Spitzenposition nur halten und Arbeitsplätze langfristig sichern, wenn wir wirtschaftlicher arbeiten, und das geht nicht ohne einen Beitrag der Belegschaft“, sagte er.
Nach dem Ende der dreistündigen Verhandlung sagte IG Metall-Verhandlungsführer Daniel Friedrich: „Unsere Forderungen und Argumente sind seit Monaten bekannt. Es ist schade, dass die Arbeitgeber heute kein Angebot vorgelegt haben. Wir erwarten, dass sie schnell in ernsthafte Verhandlungen eintreten und den Beschäftigten in der zweiten Verhandlungsrunde ein substanzielles Angebot vorlegen.“
Wolfsburger bangen um die Zukunft ihrer Stadt
Anfang dieses Monats dementierte VW einen Bericht, wonach rund 30.000 Arbeitsplätze gefährdet seien, gab aber bekannt, dass das Unternehmen verschiedene Kostensenkungsmaßnahmen erwäge.
Berichten zufolge zieht der Automobilhersteller es unter anderem zum ersten Mal in seiner 87-jährigen Geschichte in Betracht, Werke in Deutschland zu schließen. Weshalb sich viele Wolfsburger nicht nur Sorgen um ihre Arbeitsplätze, sondern auch um die Zukunft der Stadt selbst machen.
„Wolfsburg ist die Heimat von Volkswagen“, sagte Volkswagen-Verwaltungsmitarbeiter Luigi Catapano. “Wir müssten hier eine Menge Geschäfte schließen. Es wäre ein zweites Detroit.“
Rund 60.000 Menschen, die in Wolfsburg und Umgebung leben, arbeiten für Volkswagen. Das bedeutet, dass ein großer Teil der lokalen Wirtschaft von den VW-Mitarbeitern als Kunden abhhängt.
Dazu kommt noch ein starker emotionaler Aspekt: Die meisten Einwohner von Wolfsburg fahren ein Volkswagen-Auto. Viele haben Verwandte, die für das Unternehmen arbeiten.
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Wie Euronews bereits berichtete, wurde Volkswagen durch höhere Produktionskosten, rückläufige Verkäufe in Europa und den harten Wettbewerb auf dem Schlüsselmarkt China hart getroffen. Der enttäuschende Absatz von Elektrofahrzeugen hat sich für den Automobilhersteller ebenfalls als kostspielig erwiesen.