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Soziale Isolation in der Corona-Krise: Wie wir am besten damit umgehen

Leere Straßen werden die nächsten Tage und Wochen das Gesamtbild dominieren. (Bild: imago images/ZUMA Wire)
Leere Straßen werden die nächsten Tage und Wochen das Gesamtbild dominieren. (Bild: imago images/ZUMA Wire)

Schulen dicht, in vielen Gegenden geschlossene Bars, Clubs, Kinos, Restaurants. Die klare Anweisung aller Experten: Bleiben Sie in der Corona-Krise nach Möglichkeit einfach zuhause. Doch was macht man, wenn einem schnell die Decke auf den Kopf fällt und man kurzerhand nach wenigen Tagen droht, in eine Corona-Depression zu schlittern? Die Psychologin Ulrike Scheuermann hat im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news einige Tipps auf Lager. Die Bestsellerautorin hat 20 Jahre Berufserfahrung als Diplom-Psychologin, 10 davon in der Krisenhilfe.

Viele Menschen müssen jetzt zuhause bleiben und fühlen sich isoliert. Wie können wir damit am besten umgehen?

Ulrike Scheuermann: Wir können uns verbunden fühlen, auch wenn wir nicht im direkten Kontakt miteinander sind. Dass wir uns jetzt zurückziehen müssen, ist auch gleichzeitig die Gelegenheit, sich bewusst zu machen, dass wir eine Gemeinschaft sind. Halten Sie virtuell Kontakt. Rufen Sie schon morgens jemanden an und verabreden Sie sich zu festen Zeiten am Tag zum Telefonieren. Viele melden sich jetzt auch bei Menschen, von denen sie schon länger nichts gehört haben. Richten Sie Messenger-Gruppen ein in der Familie oder unter Freunden.

Eine wichtige Lebenskompetenz ist es, hinzunehmen, dass es ist wie es ist, wenn wir etwas nicht ändern können. Aber wir sind nicht hilflos. Wir können uns jetzt vernünftig verhalten und den Fachleuten vertrauen. Informieren Sie sich über Corona nur auf Nachrichtenportalen mit sorgfältig journalistisch recherchierten Informationen. Was ich zur Zeit teilweise in den sozialen Medien sehe, ist absurd.

Wie können wir uns gegenseitig unterstützen?

Scheuermann: Bei mir an der Haustür hängt seit gestern ein Zettel: "Liebe Nachbarn, gerne bringe ich euch etwas vom Einkaufen mit, ruft einfach an." Oder eine Freundin von mir teilt sich jetzt die Kinderbetreuung mit ihrer Schwester. Andere Freunde von mir bestehen nicht darauf, dass die kleine Pension, in der sie das Wochenende verbringen wollten, das Geld zurückerstattet: "Uns bringen die 150 Euro nicht um, aber für die Betreiber kann es schwierig werden, wenn jetzt alle Urlauber absagen."

Alleinsein kann zu depressiven Stimmungen führen, was können wir dem entgegenhalten?

Scheuermann: Eine Klientin erzählte mir gerade am Telefon, sie räumt jetzt ihre Schränke auf, ein Freund fährt bei dem schönen Wetter in den Wald, was er schon lange nicht mehr geschafft hat. Es ist die Zeit, um liegengebliebene Dinge zu erledigen. Die Italiener singen miteinander auf ihren Balkonen. Schreiben Sie. Briefe, Mails, Ziele, To-Do-Listen, vielleicht sogar ein Buch, was Sie schon immer mal machen wollten.