Sparen, wo es Sinn macht - Mit der 10-zu-1-Regel sparen Sie 100 Euro im Monat
Die 10/1-Regel klingt ungewöhnlich, räumt aber mit vielen Fehlern anderer Geldregeln auf. Statt auf Kaffee am Morgen zu verzichten, können Sie sich dank dieser Regel eher zwei leisten – und sorgen trotzdem besser fürs Alter vor als mit anderen Regeln. Der Trick liegt in der Psychologie.
Die 10/1-Regel besagt, dass jeder, der nicht an der Armutsgrenze verdient, beruhigt für zehn Euro Nettoverdienst einen Euro für Schönes ausgeben soll. Essen, Weggehen, Kino, Trallala. Zehn Prozent des Einkommens fließen in Spaßbringer.
Damit widerspricht die Regel vielen Finanzratgebern, die gerade an diesen Stellen den Rotstift ansetzen. „Nur kein Kaffee-To-Go“, heißt es da. Oder: „Nur nicht ins Restaurant gehen.“ Die 10/1-Regel stellt diese Anweisungen auf den Kopf.
10/1-Regel: Spaß kostet vergleichsweise wenig, bringt aber viel Glück
Mit Ausnahme von jungen Menschen, die wenig verdienen und viel Party machen, gibt fast niemand einen großen Teil seines Geldes für Spaß aus. Bei den meisten Menschen liegt der Wert um fünf bis zehn Prozent des Einkommens.
Viele Finanzratgeber empfehlen Angestellten dennoch, bei diesen Ausgaben genügend Geld für einen ETF-Sparplan abzuknapsen. Kein Kaffee mehr, kein Restaurant, kein Netflix: Lebensfreude zerfressende Geldtipps verwandeln gutgelaunte Normalos schnell in spaßbefreite Knauser.
Nur: Das alles bringt wenig. Wer einigermaßen in der Nähe des Durchschnittseinkommens verdient, spart am kleinsten Teil seiner Ausgaben. Gleichzeitig verwandelt er jeden Alltagsschritt in eine Sparfrage. Darf ich? Darf ich nicht? Reuefreier Genuss bleibt unmöglich. Leben, um zu sparen.
Ein Beispiel: Wer morgens vor der Arbeit den Lecker-Cappuccino vom Café durchs Spar-Koffein vom Büroautomaten ersetzt, spart rund fünf Euro am Tag. Macht bei 20 Arbeitstagen 100 Euro im Monat. Im Gegenzug verzieht er jeden Morgen das Gesicht. Schwerer kann man sich das Leben kaum machen.
Die meisten Menschen finden leichtere Sparmöglichkeiten. Das ist wichtig, denn leichte Sparmöglichkeiten halten sie eher durch. Tägliche Verzichtsorgien klingen vielversprechend. Schafft aber niemand. Besser bewusst das tägliche Glück genießen und bei seltenen Ausgaben den Rotstift ansetzen.
Bei Auto oder Wohnung entsprechen 100 Euro im Monat oft kleinen Unterschieden: unterer Mittelklasse-Kombi statt Mittelklasse-SUV. Vielleicht noch das Dachfenster weglassen. Notfalls ein fünf Jahre alter Gebrauchter statt das Leasing. Fließt diese Ersparnis auf das Sparkonto, bringt eine einmalige Entscheidung viel Geld und schmerzt deutlich weniger als täglicher Kaffeeverzicht.
Teures macht nur kurz glücklich, Kleines dafür jeden Tag neu
Der Tausch lohnt sich aus psychologischer Sicht: Die Freude neuer Anschaffung nimmt schnell ab. Nach ein, zwei Jahren verblasst selbst der Glücksschub durch den Traumpartner, zeigen Studien. Der Schub durch Traumauto oder Traumwohnung verblasst noch schneller. Das Panoramadach übersehen wir nach wenigen Wochen. Gleiches gilt für das etwas größere Bad, dass die Miete massiv steigert. Wer große Teile seines Einkommens langfristig an diese Dinge bindet, gibt viel Geld für wenig Zufriedenheitsvorteile aus.
Kleine Dinge verlieren ihren Glücksschub zwar ebenfalls, lassen sich aber austauschen. Neues Café, anderer Kaffee oder Croissant statt Cappuccino: Wer kleine Glücksmomente clever einsetzt, gestaltet den Alltag wie ein Abenteuer voller Entdeckungen und neuer Kontakte statt sich im Sparzwang einzuigeln.
Indem ihm die 10/1-Regel dafür ein festes Budget stellt, befreit sie ihm davon, das Glück in teuren Großanschaffungen wie Auto oder Wohnung zu suchen. Wer auf dem Weg zur Arbeit im Auto seinen Lieblingskaffee schlürft, verzichtet gerne aufs Panoramadach. Er hat mehr Zufriedenheit und mehr Geld. Redet er mit dem Barista, hat er auch mehr soziale Kontakte. Alles wichtige Zufriedenheitsfaktoren.
Viele Menschen übersehen diesen Vorteil, weil sie den Glücksschubs eines Autos mit dem Glücksschubs eines Kaffees vergleichen. Den Kaffee kaufen sie aber täglich. Seinen Glücksschub spüren sie hundertfach im Jahr. Das macht ihn so wichtig.
Wer einmal die Vorteile dieses Tausches erkennt, spart mit der 10/1-Regel gerne beim Großen und genießt das Kleine. Dadurch fließt mehr Geld in den ETF-Sparplan und es tut weniger weh.