Spaziergang: Dieter Puhl ist der Mann, der die Unsichtbaren sieht

Dieter Puhl, Leiter der Berliner Stadtmission, hier am Schleusenkrug

Berlin. Er deutet auf den Mann, der im Schneidersitz neben dem Eingang sitzt. Die Hemdsärmel hochgekrempelt, darunter weißlich verschorfte Blessuren auf den tiefbraun gebrannten Armen. Das sei Sonnenbrand, sagt Dieter Puhl, Verbrennungen dritten Grades. „Ein kluger Mann, den ich sehr schätze. Aber wenn er fünf Promille hat und in der gleißenden Sonne einschläft, dann kann auch ihm das passieren.“

Die gespendete Sonnencreme drüben im Hygienecenter hätte das zumindest ein klein wenig verhindern können. Der Leiter der evangelischen Bahnhofsmission Zoologischer Garten will mit diesem Beispiel zeigen, wie sehr sie auf solche Spenden angewiesen sind. Auch auf vermeintliche Luxusartikel, wie vor einigen Jahren über Puhls Sonnencreme-Aufruf viele kopfschüttelnd sagten. Genauso überlebenswichtig wie Schlafsäcke im Sommer. Denn ja, sagt Puhl, wenn es im Juli nachts auf zehn Grad runterkühlt, dann ist einem eben kalt.

Es ist zehn Uhr morgens. Vor der Mission, Treffpunkt des Spaziergangs, stehen, sitzen, warten schon Dutzende der insgesamt 6000 Obdachlosen in Berlin. Wobei die Einrichtung, ganz allgemein formuliert, allen stadtarmen Menschen helfen will. So wie denen, auf die Puhl nun deutet. Auch eine Berliner Wirklichkeit: ein Pärchen, über 80, das zwar eine Wohnung hat, sich die Wasserkosten aber nicht leisten kann. Zu gering ist die Rente.

Puhl huscht mit Autorin und Fotograf hinein ins Hygienezentrum, das ihnen die Deutsche Bahn vor zweieinhalb Jahren geschenkt hat. Hier arbeitet Philip, ein h...

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