Spielzeug "für Jungen" und "für Mädchen"? Lego denkt um

Viele Eltern können ein Lied davon singen: Es gibt Mädchen, die mit Puppen nichts anfangen können und eher auf die Spiel-Pirateninsel ihres Bruders schielen. Ebenso gibt es Jungs, die lieber ein Plüschpferd striegeln, anstatt das Raumschiff-Bauset zusammenzubauen. Die Spielzeug-Branche hinkt allerdings noch etwas hinterher - ein Konzern will künftig bei seinen Produkten jedoch auf einen expliziten Geschlechterbezug verzichten.

Lego ist bei Mädchen und Jungs beliebt - bestimmte Sets werden jedoch sehr unterschiedlich vermarktet. Das soll jetzt aufhören (Symbolbild: Getty Images)
Lego ist bei Mädchen und Jungs beliebt - bestimmte Sets werden jedoch sehr unterschiedlich vermarktet. Das soll jetzt aufhören (Symbolbild: Getty Images)

Jungs spielen gern mit Modellautos, Mädels lieber mit Puppen. Jungen spielen Fußball, Mädchen tanzen Ballett. Technische Bausätze sind für ihn - den Ingenieur von morgen - während Mädchensachen in erster Linie pink, plüschig und prinzessinnenhaft sein sollen. So lautet das Klischee, das sich trotz häufig sehr unterschiedlicher Erfahrungen von Eltern bezüglich der Interessenbereiche ihrer Kinder hartnäckig hält und auch die Spielzeug-Vermarktung nach wie vor definiert.

Dass sich Spielzeug nicht so einfach in "für ihn" und "für sie" kategorisieren lässt, ist in vielen Köpfen zwar schon angekommen, doch vermarktet wird es - womöglich auch der Einfachheit halber - nach wie vor nach binären Gesichtspunkten. Der dänische Spielzeughersteller Lego will nun jedoch damit aufhören.

So will der Konzern Begriffe wie "für Mädchen" oder "für Jungen" aus der Suchleiste seiner Website entfernen. Gesucht werden sollen die Produkte dann nur noch nach Interessen und Altersstufen.

Lego-Studie zeigt, dass ein Umdenken nötig ist

Das Argument, dass sich Spielzeug doch schließlich unabhängig von der geschlechterspezifischen Vermarktung verschenken lässt, will Lego indes nicht gelten lassen und verweist hierbei auf eine Studie, die der Konzern selbst durchgeführt hat. 7000 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren sowie deren Eltern wurden dabei befragt.

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Das Ergebnis: Während Mädchen heute freier und selbstbewusster an Spiel und Kreativität herangehen, stehen ihnen die Stereotypen rund ums Thema Geschlecht nach wie vor im Weg. So denken 62 Prozent der Mädchen und 74 Prozent der Jungen nach wie vor, dass bestimmte Aktivitäten nur für Mädchen gedacht sind und andere nur für Jungen.

Doch die Umfrage zeigt auch, dass sich viele Mädchen bereits von diesen Geschlechterrollen freistrampeln, während Jungen, die sich für vermeintliche "Mädchenspielsachen" interessieren, immer noch Scham empfinden. So sehen beispielsweise 82 Prozent der Mädchen kein Problem darin, dass sie Fußball spielen und Jungs Ballett tanzen - bei den Jungen sind nur 71 Prozent dieser Auffassung. Und während 42 Prozent der Mädchen Spott fürchten, wenn sie mit Spielsachen spielen, die für das andere Geschlecht gedacht sind, sind es bei Jungen ganze 71 Prozent.

Von den Eltern übernommene Vorurteile?

Ein Umdenken muss offenbar auch bei den Eltern stattfinden. So würden sie viel wahrscheinlicher ein Mädchen als einen Jungen dazu ermutigen, zu tanzen (81 Prozent im Vergleich zu 19 Prozent), sich zu verkleiden (83 Prozent vs. 17 Prozent) oder Spiele in Bezug auf Kochen oder Backen zu spielen (80 Prozent vs. 20 Prozent). Umgekehrt werden Jungen eher ermutigt als Mädchen, Spiele im Bereich Computer und Programmierung zu machen (80 Prozent vs. 20 Prozent) oder sich sportlich zu betätigen (76 Prozent vs. 24 Prozent).

Ein reines Jungenspielzeug? Viele Eltern würden das so sehen - und übertragen solches Klischeedenken auch auf berufliche Geschlechterrollen (Bild: Getty Images)
Ein reines Jungenspielzeug? Viele Eltern würden das so sehen - und übertragen solches Klischeedenken auch auf berufliche Geschlechterrollen (Bild: Getty Images)

Derartige Klischees übertragen sich auch darauf, wie berufliche Geschlechterrollen angesehen werden. Eltern stellen sich - unabhängig vom Geschlecht ihrer eigenen Kinder - einen Wissenschaftler oder Sportler zum Großteil eher als Mann denn als Frau vor (85 Prozent vs. 15 Prozent), und auch einen Ingenieur sehen die erwachsenen Teilnehmer der Studie zu 89 Prozent als Mann und nur zu 11 Prozent als Frau - eine Einschätzung, die sich den Ergebnissen zufolge direkt auf die Kinder zu übertragen scheint, wo sich die Verteilung ähnlich gestaltet.

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Für Lego ist all das ein eindeutiges Zeichen, dass Veränderungen wichtig sind. "Wir wissen, dass wir eine Rolle dabei spielen, das geradezubiegen", sagte Produktmanagerin Julia Goldin in einer Pressemitteilung. "Alle Kinder sollten ihr volles kreatives Potential ausschöpfen können." Hierfür seien auch andere Kampagnen ins Leben gerufen worden, wie "Ready for Girls", die Mädchen feiert, welche die Welt durch kreative Problemlösungen neu gestalten. Doch auch die neue Vermarkungsstrategie soll ein wichtiger Schritt in Richtung eines "inklusiveren" Unternehmens werden.

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