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Spionageangriffe auf deutsches Raumfahrtzentrum

Satelliten-Empfangsanlagen im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR in Neustrelitz. Foto: Bernd Wüstneck

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist seit Monaten das Ziel von Spähangriffen mutmaßlich eines ausländischen Geheimdienstes. Ein DLR-Sprecher bestätigte einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel».

Demnach sind mehrere Computer von Wissenschaftlern und Systemadministratoren mit Spionage-Programmen infiltriert worden, betroffen sein sollen alle eingesetzten Betriebssysteme. Das Raumfahrtzentrum bei Köln habe deshalb das von der Bundesregierung gegründete Nationale Cyber-Abwehrzentrum in Bonn eingeschaltet, schreibt das Nachrichtenmagazin.

Dem Bericht zufolge stuft die Bundesregierung den Fall als äußerst ernst ein, weil es um Rüstung und Raketentechnologien gehen soll.

Die Angriffe seien koordiniert und systematisch erfolgt und hätten eine neue Qualität, was die offensichtlich langfristige Planung der Operation und die Perfektion der eingesetzten Trojaner angehe, heißt es weiter. Trojaner sind als harmlose Software getarnte Schadprogramme, die zum Beispiel über E-Mail-Anhänge verbreitet werden. Vom Benutzer unbemerkt führen sie Aktionen auf dessen Computer aus.

Laut «Spiegel» weisen bei den Spähangriffen einige Indizien in Richtung China. IT-Forensiker des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hätten im Code einiger Trojaner chinesische Schriftzeichen und wiederkehrende Tippfehler entdeckt, die auf Angreifer aus Fernost hindeuteten. Das könne aber auch Tarnung sein.

Sollten sich die Vermutungen bestätigen, dass die Angreifer aus China stammen, wäre der Fall besonders delikat, weil Deutschland das erste Land ist, das mit China eine Kooperation im All aufgenommen hat. So verfolgten deutsche und chinesische Wissenschaftler beim Flug des chinesischen Raumschiffes «Shenzhou 8» im November 2011 mit einer deutschen Versuchsanlage an Bord ein gemeinsames Forschungsprojekt. Die DLR feierte die Kooperation damals als «Erfolgsgeschichte».