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Boris Becker feiert TV-Comeback

Im Gefängnis arbeitete Boris Becker noch als Aushilfslehrer in den Fächern Englisch und Mathematik. Die Rückkehr zum alten Job sollte da ein ordentliches Upgrade darstellen.

Boris Becker
Boris Becker ist wieder da. (Bild: REUTERS/Peter Cziborra) (Peter Cziborra / reuters)

Die Tennis-Ikone kehrt als Experte zum Sender "Eurosport" zurück. Sein Job während der Australian Open solle als Art Rehabilitation dienen.

"Die Nähe hat mir enorm gefehlt, Tennis ist schließlich meine größte Leidenschaft", sagte der dreimalige Wimbledonsieger in einem "Eurosport"-Interview. Den Zuschauern gefiel Becker besonders durch seine messerscharfen Analysen und tiefgründigen Einblicke in die Psyche eines Leistungssportlers.

"Mir geht's gut, ich bin wieder in Frieden und Freiheit"

Und auch Moderator Matthias Stach begrüßte den 55-Jährigen herzlich: "Wir haben einen Comebacker. Boris, willkommen zurück. Das Wichtigste, was alle wissen wollen: wie geht es Dir?" Die ehemalige Nummer eins der Welt zeigte sich ebenfalls erfreut über seine Rückkehr und antwortete: "Mir geht's gut, ich bin wieder in Frieden und Freiheit, habe mich nur einige Zeit versteckt."

Danach hörte man allerdings leider nicht mehr viel von Becker - Denn eine Technikpanne bei "Eurosport" überlagerte die Sendung 17 Minuten lang mit einem Brummton.

Auch im Gefängnis verfolgte Becker die wichtigsten Partien

Doch trotz dieses unglücklichen Auftakts sieht sich Becker gut auf das Turnier in Melbourne vom 16. bis 29. Januar vorbereitet. "Ich konnte nicht jedes Turnier verfolgen, aber ich habe 'BBC' und 'ITV' bekommen. So konnte ich in Wimbledon jedes Match verfolgen und bei den US Open die Highlights", berichtete er über seine Zeit im britischen Gefängnis.

"Bei den ATP Finals in Turin konnte ich das Endspiel verfolgen. Also die wichtigsten Partien habe ich gesehen", sagte Becker.

"Was den Sport anbelangt, habe ich meine Hausaufgaben gemacht und fleißig studiert, wer in Melbourne mitspielen will und darf. Insofern glaube ich, ganz gut informiert zu sein", so der TV-Experte, der seinen Job letztmalig vor einem Jahr bei den Australian Open ausübte.

Neue Frisur für den Schritt zurück ins alte Leben

Tennis war immer seine "große Leidenschaft", betonte Becker: "Es bereitet mir unglaublich viel Freude, mich auf höchstem Niveau mit meinem Lieblingssport auseinanderzusetzen und die Besten der Besten spielen zu sehen, ihre Spielweise zu analysieren und mit ihnen zu diskutieren".

Seine TV-Rückkehr sei für den sechsmaligen Grand-Slam-Turniersieger auch ein Schritt Richtung Normalität. Und das nur einen Monat nach seiner vorzeitigen Haftentlassung.

Auch Tennis-Kollegin Angelique Kerber sieht dem Comeback positiv entgegen. "Er hat ganz offensichtlich keine leichte Zeit hinter sich. Ich wünsche ihm, dass er einen guten Neuanfang bekommt", sagte Kerber, die aufgrund ihrer Schwangerschaft beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres fehlen wird, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

In der Rubrik "Matchball Becker" wird der gebürtige Leimener täglich zweimal live das Geschehen bewerten. Einmal morgens um 8.45 Uhr (MEZ) und nach Ende des Wettkampftages. Zudem wird Becker in Topspielen als Co-Kommentator eingesetzt.

Becker wird Lieblingsturnier verpassen

Zum Kommentieren bleibt der zweimalige Australian-Open-Gewinner in München. Gescheitert wäre eine Reise nach Down Under am Visum - durch seine Haftstrafe nur schwer zu bekommen.

Becker ist bereits seit 2017 als "Eurosport"-Experte tätig. Sein Vertrag läuft noch bis Ende des Jahres. Er dürfte 2023 also auch sowohl bei den French Open als auch bei den US Open zum Einsatz kommen. Sein renommiertes Lieblingsturnier in Wimbledon wird er aber wohl verpassen.

Für das Turnier besitzt "Eurosport" nicht die Exklusivrechte und die britische "BBC" plant vorerst, Becker nicht mehr einzusetzen. Der Ex-Profi hätte sich nur per Video als Experte dazuschalten lassen können. Nach seiner Abschiebung darf er erst nach vollständigem Ablauf seiner Haftstrafe Ende Oktober 2024 wieder nach Großbritannien reisen.

Im britischen Gefängnis ein Niemand

Becker wurde Ende April 2022 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Grund: Das Verschweigen von Vermögenswerten in Millionenhöhe gegenüber seinen Insolvenzverwaltern. "Ich habe eine harte Lektion gelernt. Eine sehr teure. Eine sehr schmerzhafte", sagte Becker im Dezember bei "Sat.1".

Promibonus im Londoner Gefängnis Fehlanzeige: "Ich wurde nicht Boris genannt. Ich war eine Nummer. Und es interessiert sie einen Scheißdreck, wer du bist." Der Aufenthalt habe ihn geerdet. Becker sprach sogar davon, dass die Zeit gut für ihn war.

Die deutsche Tennis-Legende will trotz prägender Erfahrung weiter durch Meinungsfreudigkeit und seine teils kontroverse Art in Erscheinung treten. "Das wird genau unter die Lupe genommen, was ich aber gewohnt bin. Ich werde mein Bestes geben, um professionell aufzutreten und rüberzukommen", sagte Becker.

Trotz aller Vorfreude muss Becker rund die Hälfte seiner Einnahmen weiter an den Insolvenzverwalter abtreten, wie er bereits vor seiner Haftstrafe vom RND zitiert wurde. Rückhalt kann er jedoch vom Deutschen Tennis Bund (DTB) erwarten, wo ihm jederzeit die Türen immer offenbleiben sollen.

"Boris kann bei uns machen, was er will", sagte DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff der "Sport Bild". "Er wäre in jedem Fall eine Bereicherung, in welcher Position auch immer."

Im Video: Australian Open - Boris Becker erhält TV-Job bei Eurosport