Eine der bittersten Nächte der BVB-Geschichte

Eine der bittersten Nächte der BVB-Geschichte
Eine der bittersten Nächte der BVB-Geschichte

Die Champions-League-Saison von Borussia Dortmund beginnt mit einem Gastspiel beim belgischen Traditionsverein Club Brügge (ab 21 Uhr im LIVETICKER) - ein Team, an das sich ältere Fans des BVB mit Schrecken erinnern.

Es war die Saison 1987/88 im UEFA-Pokal (heute: Europa League), unter dem damaligen Cheftrainer Reinhard Saftig hatte Dortmund das Hinspiel im Achtelfinale im heimischen Westfalenstadion souverän mit 3:0 gewonnen, Frank Mill traf zweimal, die spätere Schalke-Legende Ingo Anderbrügge einmal. Alles lief nach Plan - dann aber schlitterte der Revierklub in eine der bittersten Nächte seiner Europapokalgeschichte.

BVB verbindet mit Brügge ein Trauma

„An das Hinspiel kann ich mich noch sehr gut erinnern, es war ein schöner Sieg, ein starker Auftritt von uns“, erinnert sich der heute 66 Jahre alte Mill bei SPORT1.

Auch Ex-Coach Saftig hat die damalige Zeit noch vor Augen: „Wir kamen aus der Relegation, wurden dann Vierter und haben im Europapokal zwei Runden überstanden (gegen Celtic Glasgow und FK Velez Mostar, d. Red.). Wir waren schon weitergekommen, als wir es uns erhofft hatten. Und natürlich sind wir nach dem 3:0 im Hinspiel davon ausgegangen, dass wir ins Viertelfinale einziehen würden.“ Es kam anders.

Leo Van der Elst wurde zum Dortmunder Albtraum

Am 9. Dezember 1987 versammelten sich rund 31.000 Anhänger im frostigen Jan-Breydel-Stadion - die meisten wohl nur mit der vagen Hoffnung, einer Sensation beizuwohnen.

Doch Mill und seine Kollegen - unter ihnen Wolfgang „Teddy“ de Beer im Tor, der damals 22 Jahre junge Thomas Helmer und Günter Kutowski in der Abwehr, Frank Pagelsdorf und Murdo MacLeod im Mittelfeld - wurden böse überrascht.

In der 9. Minute nährte ein frühes Tor von Jan Ceulemans die Wunschträume der Belgier, in der zweiten Hälfte erzwang dann Nationalspieler Leo Van der Elst - belgischer WM-Held beim Halbfinal-Einzug in Mexiko 1986 - mit einem Doppelpack die Verlängerung.

Dort machten dann erst der nicht verwandte Namensvetter Franky Van der Elst und dann nochmal Leo mit seinem zweiten Elfmeter-Tor den Dortmunder Albtraum perfekt.

„Das war richtig böse“

„Solche Niederlagen bleiben natürlich im Gedächtnis. Das war richtig böse“, erinnert sich Mill.

Auch Saftig denkt mit Grauen an das Spiel zurück - erinnert aber auch an die Umstände der damaligen Blamage. Er hätte im Rückspiel viele Verletzte zu beklagen gehabt: „Ich musste einige junge Spieler aufstellen. Brügge hatte eine bärenstarke Mannschaft“, sagt der heute 72-Jährige, von 1986 bis 1988 BVB-Cheftrainer, vor seiner BVB-Zeit unter anderem Assistent von Pal Csernai und später Udo Lattek beim FC Bayern.

Übertrieben ist das nicht: Die BVB-Schrecks Ceulemans und van der Elst waren 1986 auch Hauptdarsteller des umjubelten WM-Viertelfinalsiegs der belgischen Nationalelf gegen Spanien: Ceulemans traf in der regulären Spielzeit, van der Elst schoss den entscheidenden Elfmeter, der die Belgier ins Halbfinale brachte - wo dann gegen den späteren Sieger Argentinien mit Diego Maradona Schluss war.

Dortmund hat übrigens noch eine weitere schlechte Erinnerung an Brügge: 2003 verpasste der BVB gegen das Team die Qualifikation für die Champions League, damals im Elfmeterschießen.

Die verpassten Einnahmen trugen mit zu den damals prekären wirtschaftlichen Nöten der Borussia bei - ehe die neue Führung unter Hans-Joachim Watzke den Verein sanierte und wieder nach oben führte.

Mill und Saftig für aktuelles Team zuversichtlich

Was ist für den BVB in der neuen Champions-League-Saison mit dem neuen Modus drin? Legende Mill glaubt nicht, dass die bösen Geister von Brügge das aktuelle Team von Nuri Sahin heimsuchen: „Ich denke, der BVB ist in den vergangenen Jahren international sehr gereift und wird das Spiel am Mittwochabend positiv gestalten, da mache ich mir keine großen Sorgen. Ich drücke gegen Brügge fest die Daumen und hoffe, dass es unter Nuri ähnlich gut laufen wird wie in der vergangenen Runde.“

„In der vergangenen Saison in der Königsklasse hat man für Furore gesorgt.“ Der BVB scheiterte erst im Finale an Real Madrid. Die Königlichen gewannen mit 2:0.

Ähnlich zuversichtlich ist Saftig: „Es sieht in der Liga gut aus, Guirassy (Serhou Guirassy, d. Red.) ist ein ganz wichtiger Spieler für den BVB. Ich schaue mir das Spiel natürlich im Fernsehen an. Für den BVB wird schon etwas drin sein. Bis auf Real Madrid und den FC Barcelona sind das in dieser Saison in der Königsklasse alles machbare Gegner, auch bei mir sind beide Daumen gedrückt.“