Bronze! Sensation bleibt aus
Eine „noch schönere Farbe“ hatte er sich gewünscht - doch Boxer Nelvie Tiafack wird seine schon sichere Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen nicht aufwerten können. Der Kölner verlor sein Halbfinale im Superschwergewicht (über 92 kg) am Mittwochabend gegen den Tokio-Olympiasieger Bachodir Jalolow aus Usbekistan klar mit 0:5.
Damit verpasste er das Finale, das am Samstag um 22.51 Uhr steigt. Jalolow trifft im Kampf um Gold auf Djamili-Dini Aboudou (Frankreich) oder Ayoub Ghadfa (Spanien). Dass Tiafack eine Medaille gewinnen wird, hatte bereits vor dem Kampf festgestanden, da beide Verlierer der Halbfinals Bronze erhalten.
Tiafack wirkte völlig in sich ruhend, als er in Roland Garros im Tennisstadion Philippe Chatrier Richtung Ring schritt. Dort übernahm Jalolow, 12 Zentimeter größer als der Deutsche, aber sofort die Kontrolle und ließ Tiafack keine Möglichkeit, entscheidende Treffer zu landen.
Gegen den Linksausleger Jalolov fand Tiafack in den ersten beiden Runden kaum die richtige Distanz. Folglich entschieden alle fünf Kampfrichter einstimmig die ersten beiden Runden á drei Minuten mit 10:9 an Jalolov zu geben.
„Er hat schon jeden vor den Fäusten gehabt, ist nicht umsonst Olympiasieger. Ich habe im Ring keinen Respekt gezeigt, bin nach vorne marschiert und vielen seiner Schläge ausgewichen“, sagte Tiafack im ZDF. „Ich habe mein Bestes versucht und mehr kann ich von mir nicht verlangen.“
Gegen die Reichweite von 2,06 Meter wisse man, „dass man mehr als doppelt so viel Ausdauer aufbringen muss. Ich bin mit der Leistung zufrieden, mit dem Ergebnis nicht.“ Mit Bronze zeigte sich Tiafack „sehr froh“.
Deutscher Boxer Tiafack: „Alle Erwartungen übertroffen“
Auf den Rängen waren „Nelvie! Nelvie!“-Rufe zu hören, doch auch im weiteren Verlauf des Kampfes konnte Tiafack seinem schier übermächtigen und klug verteidigenden Gegner nicht beikommen. Ein deutlicher Rundensieg – oder gar ein Knock-Out musste her!
Doch im Gegenteil: Tiafack musste in der dritten Runde selbst einige Schläge und Kombinationen einstecken – und unterlag letztlich verdient nach Punkten.
„Ich bin null enttäuscht. Ich kann erhobenen Hauptes rausgehen, ohne Verletzungen. Ich habe gegen den Besten verloren“, sagte er weiter in der Mixed Zone. „Die drei Runden waren einfach nicht genug. Der Support aus Deutschland ist riesig, damit habe ich nicht gerechnet.“
„Bin ich ein interessanter Fighter für die Massen“
Im Vorfeld der Spiele hatte der Europameister von 2022 erklärt, in Paris eine Medaille anzustreben. Das bis dato letzte olympische Edelmetall im Boxen für Deutschland hatte Artem Harutiunian eingefahren, er gewann 2016 in Rio de Janerio Bronze im Halbweltergewicht.
Der Erfolg bei Olympia ist für Tiafack der bisherige Höhepunkt einer Karriere im Schnelldurchlauf. Erst im Alter von 15 Jahren hatte er mit dem Boxen begonnen, weil er abnehmen wollte. Kurz darauf wurde er bereits deutscher Jugendmeister.
Seine Laufbahn wird Tiafack künftig auf anderer Bühne fortsetzen: Nach den Spielen in Paris wechselt er zu den Profis. „Das ist genau meins. Ich liebe es, vor einem Riesen-Publikum mein Talent zu zeigen. Bei den Profis bin ich ein interessanter Fighter für die Massen.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)