Kurzlaufende Bunds gesucht nach Nullzins-Schritt der Bundesbank
(Bloomberg) -- Kurzfristige Bundesanleihen zogen am Montag deutlich an, nachdem die Bundesbank angekündigt hat, keine Zinsen mehr auf die Einlagen öffentlicher Haushalte zu zahlen, was Milliarden von Euro in den Markt für liquide Bundesanleihen fließen lassen könnte.
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Die Bundesbank hatte zwar angedeutet, dass der Null-Prozent-Satz irgendwann wieder eingeführt werden würde, doch die plötzliche Ankündigung der neuen Politik am Freitagabend überraschte den Markt.
Mit 54 Milliarden Euro lagen die Einlagen der öffentlichen Haushalte bei der Bundesbank Ende Juli nur noch bei etwa einem Fünftel ihres historischen Höchststandes. Dennoch könnte eine schnelle Umschichtung von Zentralbankkonten in den Geldmarkt die Knappheit an hochwertigen Sicherheiten in der Region wieder verschärfen. Dies würde auch die Renditen senken und damit die Übertragung von Zinserhöhungen auf die Märkte behindern.
Der Schritt der Bundesbank ist eine “große Überraschung” und “ein weiterer Run auf Bubills ist nicht auszuschließen”, schreiben die Analysten der Commerzbank, da die Einlagen in Staatsanleihen umgewandelt werden könnten. Die Anpassung des Zinses sei “für die Bundesbank und das Eurosystem ein Experiment mit ungewissem Ausgang”, so die Commerzbank.
Die Rendite der zweijährigen Bundesschätze fiel bei Handelseröffnung um bis zu 6 Basispunkte auf 2,95%, nahm später aber wieder leicht zu und war am Nachmittag noch 4 Basispunkte niedriger. Die Nachfrage nach deutschen Neunmonats-Anleihen stieg bei einer Auktion auf den höchsten Stand seit Februar 2022, womit sich der Schritt auch im Primärmarkt bemerkbar machte.
Die Bundesbank hatte am Freitagabend mitgeteilt, dass sie ab 1. Oktober keine Zinsen mehr auf die Einlagen staatlicher Stellen zahlen werde. Das ist deutlich weniger als die derzeitige Obergrenze der Europäischen Zentralbank für solche Einlagen, die bei 20 Basispunkten unter dem kurzfristigen Euro-Zinssatz — oder €STR — liegt, was derzeit etwa 3,45% entspricht.
Schrittweiser Rückzug
Die Zinsen für öffentliche Einlagen sind seit dem Beginn der Negativzins-Ära ein Problem für die EZB und das Eurosystem. Traditionell hatten die Zentralbanken keine Zinsen gezahlt, was allerdings nicht mehr ausreichte, als sich der Einlagesatz ins Negative drehte. Daher deckelte die EZB die Zinsen für öffentliche Einleger mit dem Einlagensatz — der aber dennoch über der Schatzrendite lag und so einen Sog auf öffentliche Einlagen ausübte.
Nach der Zinswende wäre nun der Nullzins wieder in Kraft getreten, was die Sorge über eine plötzliche Flucht in die Geldmärkte aufwarf. Um diese zu verhindern, hob die EZB die Null-Prozent-Grenze zunächst auf, und ging dann dazu über, einen weniger attraktiven Zinssatz in Form eines Abschlags vom Referenz-Zinssatz €STR anzuordnen, damit die Mittel allmählich abfließen.
Schon damals erklärte die EZB, sie würde bei Bedarf weitere Anpassungen an der Zinsregelung vornehmen. Die nationalen Zentralbanken können laut Bundesbank innerhalb dieser Grenzen die Verzinsung eigenständig festlegen.
“Man könnte argumentieren, dass die größere Anpassung bereits hinter uns liegt”, sagt Benjamin Schroeder, ein Stratege bei ING. “Vielleicht glaubt/hofft die Bundesbank deshalb, dass die Auswirkungen auf die Sicherheitenknappheit nicht so groß sein werden.”
In ihrem Monatsbericht für April hatte die Bundesbank geschrieben, dass es “sinnvoll” wäre, die 0%-Obergrenze “im weiteren Verlauf” wieder einzuführen, da “diese Einlagen keine eigenständige geldpolitische Funktion erfüllen.”
Überschrift des Artikels im Original:German Bonds Rally as Bundesbank Sets 0% Government Deposit Cap
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